Augenblick mal Kopf im Sand

Stanford University
Mit den Füßen in der Luft steckt die Marmorstatue eines gewissen "L. Agassiz" zwischen den Betonplatten. Der Zeigefinger der rechten Hand ist ausgestreckt, die linke Hand hält ein Buch. Der Anblick lässt vermuten, dass es sich um einen Gelehrten handelt. Nur, warum steckt er kopfüber im Boden? Hat da etwa ein Akademiker den Kopf in den Sand gesteckt? Oder schlimmer noch: Hat ihn jemand aus Ärger in den Untergrund gerammt?
L. Agassiz heißt mit vollem Namen Jean Louis Rodolphe Agassiz. Er war ein Schweizer Fischkundler. Der Mann interessierte sich aber auch für viele andere Wissenschaftsbereiche, etwa die Medizin, die Botanik oder auch die Philosophie. 1807 wurde er im Kanton Freiburg geboren, 1846 siedelte er in die USA über. Dort erkundete er die Geologie Nordamerikas. Und er feilte an seiner Eiszeittheorie, von der sein alter Lehrmeister und Gönner Alexander von Humboldt nie viel gehalten hatte. In seinen späteren Jahren machte Agassiz von sich reden, weil er sich rassistischen Erkläransätzen zugewandt hatte.
Doch weder dies noch die kritische Auseinandersetzung mit den Lehren Humboldts und Darwins hatten sein Abbild dorthin gebracht, wo es nun steckte.
Nase gebrochen
Die Aufnahme war 1906 vor dem Gebäude der Zoologie der Stanford University in Kalifornien entstanden. Dort war Agassiz' Statue - 32 Jahre nach dessen Tod - infolge eines großen Erdbebens in der Bucht von San Francisco aus einer Fassadennische zu Boden gestürzt.
Die Figuren Johannes Gutenbergs, bekannt als Erfinder des Buchdrucks, und der Universalgelehrten Benjamin Franklin und Alexander von Humboldt hingegen blieben stehen.
Studenten scherzten: Agassiz sei der Einzige gewesen, der, ausgestattet mit genügend Neugier, den Ursachen des Bebens auf den Grund ging.
Der steinerne Agassiz brach sich dabei übrigens nicht viel mehr als die Nase.