Tattoolegende Henk Schiffmacher
»Der Rembrandt des kleinen Mannes«
Nina Hagen, Lady Gaga, die Red Hot Chili Peppers: Sie alle ließen sich von Henk Schiffmacher bemalen. Hier spricht der Startätowierer über die historische Lust am Schmerz – und sein Wunschtattoo für den Papst.
Der Mann ist Legastheniker, ältestes von acht Kindern eines katholischen Metzgers – und einer der berühmtesten Tätowierer der Welt. Der Niederländer Henk Schiffmacher, Jahrgang 1952, Vollbart, stattliche Statur, besitzt etwa 40.000 Tattoo-Devotionalien aus drei Jahrhunderten, darunter die Rückenhaut eines um 1850 gestorbenen US-amerikanischen Walfängers. Darauf: eine bekleidete Frau und ein gekreuzigter Jesus. In dem jetzt erschienenen, von Schiffmacher illustrierten und betexteten Bildband »TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher's Private Collection« (Taschen Verlag) ist eine Auswahl aus seiner großen Sammlung zu sehen.
SPIEGEL: Wie viele Tattoos haben Sie sich im Laufe Ihres Lebens stechen lassen?
Schiffmacher: Aktuell sind es 121, manche kleiner, andere größer, mit kleineren und größeren Geschichten dahinter. Ich habe für meine Familie mal ein kleines Büchlein verfasst, wo die Bedeutung jedes einzelnen aufgelistet ist – vom kleinen Finger der linken Hand über den ganzen Körper bis zum kleinen Finger der rechten Hand.
SPIEGEL: Welches Motiv ließen Sie sich als Erstes tätowieren?
Tätowierer Henk Schiffmacher 1996 mit dem Prunkstück seiner Sammlung: der Rückenhaut eines um 1850 verstorbenen Walfängers
Foto: dpa
Schiffmacher: Den Kopf eines Widders, mein Sternzeichen. Das Bild stammte aus dem Biologiebuch meines Vaters. Gestochen hat es Tattoo-Peter aus Amsterdam, mein großartiger Lehrer. Peter führte mich Anfang der Siebzigerjahre in diese Kunst ein. Damals gab es nur rund 400 Tätowierer auf der ganzen Welt, jeder kannte jeden.
SPIEGEL: Haben Sie keines Ihrer Tattoos je bereut?
Schiffmacher: Aber nein. Haben Sie denn eines?
SPIEGEL: Noch nicht.
Schiffmacher: Wenn du Angst vor Reue hast, solltest du dir gar nicht erst eines stechen lassen. Und: Je mehr du über ein Tattoo nachdenkst, desto schlechter ist das. Manchmal im Leben muss man einfach Dinge tun, die ein bisschen verrückt sind! Meine Tattoos erinnern an all die Reisen, die ich unternahm, um die grandiosen Tätowier-Traditionen anderer Kulturen kennenzulernen. Sie sind ein Andenken an Freundschaften, an die ein oder andere Verflossene, aber auch an manch verrückten Abend, wo wir nach einer Flasche Jack Daniels begannen, uns gegenseitig zu tätowieren. Mein Körper ist mein Personalausweis, er erzählt meine 68-jährige Geschichte.
SPIEGEL: Sie besitzen eine der weltgrößten Sammlungen rund ums Thema Tattoo. Woher rührt diese Leidenschaft?
Schiffmacher: Ich habe schon als Kind alles gesammelt, was ich finden konnte und in meinem Zimmer ausgestellt. Pfeilspitzen, Federn, Feuersteine, tote Vögel, all so was. Im Sommer begann das dann manchmal, streng zu riechen. Das Interesse an Objekten und ihrer Historie kommt auch von meinem Vater: Er war Metzger wie sein Vater, ein ehemaliger Soldat, der mit der niederländischen Marine in Indonesien war und wahnsinnig viel über Geschichte wusste. Er erzählte mir viele Anekdoten, und ich hörte ihm gern zu. So bekam ich auch Aufmerksamkeit, was bei sieben Geschwistern nicht eben einfach ist.
Foto:
Ilvy Njiokiktjien / dpa
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Tattoo-Kunst: Wenn Körper Geschichten erzählen
SPIEGEL: Ihr neues Buch liest sich ein bisschen wie Ihr persönliches Testament.
Schiffmacher: Das trifft es ganz gut, die Sammlung ist mein Herz und meine Seele. Ich werde nicht jünger, bin Risikopatient, viele meiner Altersgenossen hat die Pandemie schon dahingerafft. Ich mache mir oft Gedanken, wo der ganze Kram eines Tages landen soll. Eine Zeit lang war meine Sammlung hier in Amsterdam zu sehen, doch die Schau musste geschlossen werden. Viele verschiedene Museen sind scharf drauf. Aber ich möchte nicht, dass die Objekte auseinandergerissen werden.
SPIEGEL: Auf welches Ihrer Tattoo-Objekte sind Sie besonders stolz?
Schiffmacher: Eines meiner Lieblingsstücke ist ein Kissen aus einer alteingesessenen Tätowierstube in Jerusalem. Es ist uralt, verdreckt und blutgetränkt – 13 Generationen von Menschen legten ihren Arm dort drauf, um sich tätowieren zu lassen. Vielleicht enthält es die DNA von Haile Selassie, von Zar Nikolaus, von König Edward! Die Crème de la Crème reiste im 19. Jahrhundert nach Jerusalem, um sich tätowieren zu lassen.
SPIEGEL: Nicht immer mit jugendfreien Motiven.
Schiffmacher: Nun, einer Legende zufolge soll Katharina die Große nicht weniger als 28 kleine Tattoos besessen haben, die allesamt pornografisch waren. Andere ließen sich Tattoos stechen, auf dem eine nackte Frau zu sehen ist, die eine Kerze ausfurzt.
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SPIEGEL: Tattoos scheint es von Anbeginn der Menschheit gegeben zu haben, schon Ötzi trug welche. Woher kommt diese Lust am Schmerz?
Schiffmacher: Tattoos waren schon immer ein wichtiges Erkennungszeichen, sie transportieren eine Botschaft, einen Glauben, eine Identität. Was Ötzi angeht, so ließ er sich seine Tattoos wohl gegen Arthritis stechen. In manchen Kulturen gab es das Ritual, Menschen beim Übergang vom Kind zum Erwachsenen zu tätowieren, oft ließen sich auch Pilger stechen. Das Tattoo geriet zum Souvenir, das sagen sollte: Schaut her, ich war in Santiago de Compostela, schaut her, ich war in Jerusalem oder Japan! Sehen Sie, es gibt mehr Gründe, sich tätowieren zu lassen, als es nicht zu tun.
SPIEGEL: 1891 wurde die Tätowiermaschine erfunden, heute sind Tattoos eine relativ günstige Angelegenheit und werden gern als prollig belächelt.
Schiffmacher: Eine ziemlich dumme Attitüde. Tattoos sind ehrliche Kunst. Sie sind der Rembrandt des kleinen Mannes, die Juwelen der Armen. Wenn sie gut sind, dann kommunizieren sie mit dir, transportieren Liebe und Hass, Hoffnung und Ärger, einfach alles.
SPIEGEL: Trotzdem sehen deutsche Denker gern auf Tätowierte herab.
Schiffmacher: Das ist in den Niederlanden genauso. Wir sind eben calvinistisch geprägte, nüchterne Nationen, uns fehlt das Barocke, Emotionale, diese Show der katholischen Kirche. Ich selbst bin Katholik und Legastheniker, bei uns zu Hause gab es nur ein Buch – eine von Gustave Doré großartig illustrierte Bibel. Ich verschlang diese wunderschönen Darstellungen, liebte das Tamtam der Katholiken. Auch wenn mir das Strenge der Religion nicht gefiel.
SPIEGEL: In den Achtzigerjahren kam das Tattoo raus aus der Schmuddelecke und wurde zum Lifestyle-Accessoire von Rockstars. Heute tragen es hoch bezahlte Fußballer, Sänger, Prominente zur Schau. Wie finden Sie diese Entwicklung?
Schiffmacher: Ach, ich könnte jetzt darüber klagen, dass die gute, alte Zeit vorbei ist, wo Tätowieren noch ein obskures Abenteuer war. Wo der Tätowierer irgendwo im Keller saß und jeden mit dem gleichen Schwamm gesäubert hat, sodass die Infektion wochenlang andauerte. Ich könnte weinen darüber, dass Tätowieren heute ein seelenloses Big Business ist wie jeder andere. Mache ich aber nicht, ich lebe ja auch gut davon.
SPIEGEL: Zumal Sie selbst dazu beigetragen haben, das Image der Branche zu heben. Indem Sie seit 1976 internationale Tattootreffen organisierten und Bands wie die Red Hot Chili Peppers bemalten.
Schiffmacher 1991 mit seiner zweiten Tochter Morrison und Red Hot Chili Peppers-Frontmann Anthony Kiedis
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Schiffmacher: Als sie 1988 zum ersten Mal nach Amsterdam kamen, waren das noch langhaarige Kinder ohne Geld und Ruhm. Sie bekamen 50 Dollar pro Tag, um zu übernachten und sich zu verpflegen. Das Geld verprassten sie – und schliefen dann gratis bei uns auf dem Fußboden, durften die Waschmaschine benutzen, bekamen zu essen.
SPIEGEL: Red Hot Chili Peppers-Frontmann Anthony Kiedis haben Sie diesen gigantischen Donnervogel auf den Rücken tätowiert. Weil er indigene Wurzeln hat?
Schiffmacher: Ich riet ihm zu einem Motiv, das bei einem Konzert selbst von Weitem noch gut zu erkennen ist. Auch die anderen Bandmitglieder habe ich tätowiert und eines ihrer Albumcover illustriert. Mit der Zeit wurde ich Teil der Red Hot Chili Peppers-Familie, sie kümmerten sich rührend um mich und meine Familie. Als ich mal Probleme mit meinem Bein hatte, organisierten sie mir sogar einen Stuhl fürs Konzert.
SPIEGEL: Lady Gaga stand 2012 in Ihrem Laden, um sich – ganz altmodisch – einen Anker unter die linke Achselhöhle stechen zu lassen.
Schiffmacher: Ich glaube, sie hatte in Amsterdam zu viele Pilze gegessen, weshalb sie ziemlich stark zappelte. Das ist oft ein Problem. Hier im Laden finden vorm Tätowieren gern richtige Partys statt – Ol' Dirty Bastard von der Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan begann mal zu rappen, als ich ihn gerade tätowierte. Und der US-Singer-Songwriter Willy DeVille musste beim Tätowieren mit Tom Waits telefonieren. Menschen, die sich Tattoos stechen lassen, sind nicht immer die einfachsten Kunden.
SPIEGEL: Und Ihr eigener Körper, was wird mit dem passieren nach Ihrem Tod? Werden Sie sich in Formalin einlegen lassen?
Schiffmacher: Eine gute Idee, wie schön wäre das, nach meinem Tod über meine Tattoos mit der Nachwelt zu kommunizieren! Aber es gibt mittlerweile auch Ansätze, um das anders zu lösen und diese Kunstform zu retten. Neulich hatte ich die Ehre, ein Tattoo für das Musée du Quai Branly in Paris zu reproduzieren. Auf einem Bein aus weichem Plastik, diesem Material, aus dem Dildos und Vibratoren gemacht werden. Der Postbote klingelte und drückte mir ein riesiges Paket mit so einem Plastikbein in die Hand. Ich tätowierte das Ding – und schickte es zurück nach Paris.
SPIEGEL: Lassen Sie uns zum Abschluss kurz träumen: Stellen Sie sich vor, es gäbe kein Corona mehr und Sie dürften eine Person Ihrer Wahl tätowieren – wer wäre das?
Schiffmacher: Keine Ahnung. Der Papst vielleicht? Das wäre mal was. Immerhin trugen ja auch viele der frühen Christen ein Tattoo. Ich würde ihm eine nackte Dame stechen. Oder einen nackten Herrn? Das würde den Ruf von Tattoos jedenfalls ziemlich verbessern. Ich würde aber auch Angela Merkel gern mal tätowieren.
SPIEGEL: Welches Motiv würden Sie der Kanzlerin gern verpassen?
Schiffmacher: Die Europafahne!
SPIEGEL: Oh, das klingt aber nicht sehr sexy.
Schiffmacher: Klar, die Europafahne ist langweilig, aber dafür politisch korrekt. Am Ende bekommt jeder Mensch das Tattoo, das er verdient.
25 BilderTattoo-Kunst: Wenn Körper Geschichten erzählen
1 / 25
Maler und Sammler: Henk Schiffmacher (Foto von 2011) kam 1952 in der niederländischen Hansestadt Harderwijk zur Welt. Das älteste von acht Kindern eines katholischen Metzgers zeichnete schon als junger Mensch leidenschaftlich gern. Zudem sammelte er alles, was er finden konnte – vom Feuerstein bis zum toten Vogel. Der heute 68-Jährige zählt zu den berühmtesten Tätowierern der Welt. Zu seinen Kunden gehören unter anderem die Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Nina Hagen, Lady Gaga, Willy DeVille und Herman Brood.
Foto:
Ilvy Njiokiktjien / dpa
2 / 25
Prunkstück: Der niederländische Startätowierer Henk Schiffmacher 1996 mit einem seiner wertvollsten Exponate aus seiner umfangreichen Tattoo-Sammlung: der Rückenhaut eines um 1850 verstorbenen US-amerikanischen Walfängers. Zu sehen sind eine Frau im Kleid und ein gekreuzigter Jesus.
Foto: dpa
3 / 25
Donnervogel auf dem Rücken: Von Henk Schiffmacher stammt dieses großflächige Tattoo, es ziert den Red Hot Chili Peppers-Sänger Anthony Kiedis; das Foto von 1990 zeigt Kiedis auf dem Pinkpop-Festival im niederländischen Landgraaf. »Ich riet ihm zu einem Motiv, das bei einem Konzert auch von Weitem noch gut zu erkennen ist«, sagt Schiffmacher im SPIEGEL-Interview.
Foto: Gie Knaeps / Getty Images
4 / 25
»Langhaarige Kinder ohne Geld noch Ruhm«: Henk Schiffmacher, hier 1991 mit seiner zweiten Tochter Morrison und Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Schiffmacher tätowierte dem Frontmann auch die Arme – auf dem rechten ist Häuptling Sitting Bull, auf dem linken Häuptling Joseph zu sehen. Der US-Amerikaner Kiedis hat unter anderem indigene Wurzeln.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
5 / 25
Cover-Künstler: Henk Schiffmacher gestaltete auch das Cover von »Blood Sugar Sex Magik«, dem fünften Studioalbum der Red Hot Chili Peppers. Es erschien 1991.
6 / 25
Ein Anker für Lady Gaga: Bevor sie sich 2012 von Schiffmacher unter der linken Achselhöhle dieses reichlich konventionelle Motiv tätowieren ließ, zappelte die US-Künstlerin ziemlich herum. »Sie hatte in Amsterdam zu viele Pilze gegessen«, erzählt der 68-jährige Niederländer im Interview. »Menschen, die sich Tattoos stechen lassen, sind nicht immer die einfachsten Kunden«, sagt er.
Foto: Elizabeth Goodenough / Everett Collection / imago images
7 / 25
Schmerz, lass nach: Hier lässt sich Henk Schiffmacher 1978 von dem New Yorker Tattookünstler Spider Webb in einem Nachtclub mit den Dornen einer Rose tätowieren. Fotografiert wurde die Szene von dem US-Fotografen Charles Gatewood.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
8 / 25
Erinnerung an die Liebe: Nina Hagen drückt ein Häschen in Berlin – auf dem linken Oberarm steht der Name »Ferdinand«. Henk Schiffmacher hatte ihr den Namen gestochen, als die deutsche Sängerin mit dem niederländischen Gitarristen Ferdinand Karmelk zusammen war. Karmelk, der Vater von Cosma Shiva Hagen, starb 1988 an Aids.
Foto: BRIGANI-ART / imago images
9 / 25
»Mein Herz und meine Seele« nennt Henk Schiffmacher seine rund 40.000 Objekte enthaltende Sammlung rund ums Thema Tattoo. Ein Teil davon ist in dem nun erschienenen Buch »Tattoo« (Taschen Verlag) zu sehen. Schiffmachers Tattoo-Exponate wurden eine Zeit lang in einem Museum in Amsterdam ausgestellt, doch musste das Museum 2012 schließen. Das Foto zeigt den stolzen Tätowierer kurz vor der Eröffnung des Museums im Jahr 2011.
Foto: Ilvy Njiokiktjien / dpa
10 / 25
Nixe, Schlange, Teufelchen: Tattoo-Designs des britischen Künstlers Rich Mingins (Fünfziger-/Sechzigerjahre). Das Wort »Tattoo« stammt aus dem Tahitianischen. Der britische Entdecker James Cook schrieb über die Ureinwohner von Tahiti 1796: »Beide Geschlechter malen auf ihre Körper tattau, wie es in ihrer Sprache heißt.« Cook brachte von seiner Expedition den tätowierten Prinzen Omai mit – und löste unter den Adeligen Europas eine wahre Tattoo-Manie aus. Zahlreiche gekrönten Häupter, darunter Kaiserin Sissi, Katharina die Große, König Edward und Zar Nikolaus, ließen sich Tattoos stechen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
11 / 25
Thai-Tattoo: 1995 drehte Henk Schiffmacher die später im niederländischen Fernsehen ausgestrahlte Dokumentation »The Art of Tattooing«, aus der dieses Foto stammt. Es zeigt Schiffmacher in Thailand, wo er sich im buddhistischen Tempel Wat Bang Phra in Nakhon Chai Si nahe Bangkok mit einem großen Eisenstab ein heiliges Tattoo (Sak Yant) stechen ließ.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
12 / 25
Mit Jesus ins Himmelreich: Tattoo-Legende Ralph Johnstone aus Chicago – das Foto stammt aus den Dreißigerjahren. »Natürlich musste man für ein Jesustattoo nicht religiös sein«, schreibt Schiffmacher. »Ich bezweifle, dass er am Wochenende auf der vordersten Kirchenbank saß, aber die Himmelspforte ließ ihn der liebe Gott bei diesem Anblick sicher gleich passieren.«
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
13 / 25
Anerkennung für die Siegerin: Jane Bryant, Gewinnerin des Titels »Tattoo-Persönlichkeit des Jahres« des Bristol Tattoo Club (Foto von 1956). Ihre Trophäe ist Teil der Sammlung von Henk Schiffmacher. Dass Tätowierer damit begannen, sich gegenseitig Preise zu verleihen, hat laut dem Niederländer auch mit der Professionalisierung der Kunst zu tun: »Tätowierer wollten der Welt zeigen, dass sie von Bedeutung waren«, so Schiffmacher.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
14 / 25
Ab nach Hause! Flash-Sheet (so nennt man die oftmals sehr kunstvollen Vorlagen der Tätowierer) des US-Künstlers Bert Grimm aus den Vierzigerjahren. Das »Homeward Bound»- Motiv gehörte zu den beliebtesten der frühen westlichen Tätowiertradition.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
15 / 25
Der ganze Körper ein Kunstwerk: Hier sieht man den berühmten US-Tätowierer Charlie Wagner bei der Arbeit. Die Dame lässt sich den Rücken verzieren – und tätowiert gleichzeitig den etwas kritisch in die Kamera blickenden Seemann (Foto aus den Dreißigerjahren).
Foto:
Schiffmacher Tattoo Heritage
16 / 25
Volle Kraft voraus: Tattoodesign des britischen Künstlers Joseph Hartley (zwischen 1910 und 1920). »Tattoos sind ehrliche Kunst. Sie sind der Rembrandt des kleinen Mannes, die Juwelen der Armen«, sagt Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
17 / 25
Jahrmarkts-Attraktion: Artoria Gibbons (Aufnahme aus den Zwanzigerjahren) gehörte zu den berühmtesten US-amerikanischen Tattoolegenden. Sie präsentierte ihren Körper etwa in Zirkussen und dime museums – mobilen Unterhaltungsshows, die einen Dime (10 Cent) Eintritt kosteten. Gibbons arbeitete bis in die Achtzigerjahre als Jahrmarktsattraktion.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
18 / 25
»Liebe und Hass, Hoffnung und Ärger«: Wenn Tattoos gut sind, kommunizieren sie mit dem Betrachter, sagt Henk Schiffmacher. Das Foto zeigt einen frohgemuten jungen Mann namens Tommy Stephens, der von dem US-Künstler Bert Grimm mit Tattoos übersät wurde (Foto aus den 1940er-Jahren).
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
19 / 25
Engel zähmt Drachen: Tattoodesign des britischen Künstlers George Burchett (ca. 1910er-Jahre). »Tattoos waren schon immer ein wichtiges Erkennungszeichen, sie transportieren eine Botschaft, einen Glauben, eine Identität«, so Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
20 / 25
Kinn-Lippen-Schmuck: Porträt einer Maori-Frau mit traditionellem Maori-Tattoo (um 1900). Mit dem Verbot der Tohunga-Heiler durch die Briten 1907 wurde auch die uralte Maori-Tätowierkunst verboten. Als Schiffmacher in den Neunzigerjahren erfuhr, dass die Maori ihre Tätowiertradition wieder pflegen, flog er sofort nach Neuseeland, um die Kunst der Maori zu studieren.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
21 / 25
Japanische Rarität: Dieses Motiv stammt von dem japanischen Künstler K. Akamatsu (ca. 1910er-Jahre). Die sehr filigranen Tattoos können laut Schiffmacher nur von Hand gestochen worden sein, da die Tätowiermaschinen der damaligen Zeit noch zu grob waren. Erfunden hatte die Tätowiermaschine im Jahr 1891 der irisch-amerikanische Künstler Samuel O'Reilly.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
22 / 25
Durchtrainiert und reich verziert: Handkolorierte Aufnahme eines japanischen Boten. Das Foto stammt von dem italienisch-britischen Fotografen Felice »Felix« Beato (ca.1864−1867). Beato, einer der ersten Kriegsfotografen und Fotojournalisten, lebte 20 Jahre in Japan und dokumentierte dort die Edo-Zeit.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
23 / 25
Zeigt her eure Tattoos: Stolz präsentiert diese Dame ihre Rückansicht. Entstanden ist das Foto in den Fünfzigerjahren in einem Tattooklub in Hamburg. Die Hansestadt galt nach dem Zweiten Weltkrieg laut Schiffmacher als deutsche Tattoo-Hochburg.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
24 / 25
Nackte Damen auf nackter Haut: Tattooalbum eines britischen Künstlers aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Anders als heute bekamen damals nur die wenigsten Menschen solche Kunstwerke zu sehen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
25 / 25
»Je mehr Du über ein Tattoo nachdenkst, desto schlechter ist das«, sagt Henk Schiffmacher im Interview. Schiffmachers Körper ist mit derzeit 121 Tattoos bedeckt, er ließ sie sich bei seinen Reisen zu den Tätowierkünstlern in aller Welt stechen. Jedes erzählt eine eigene Geschichte: »Mein Körper ist mein Personalausweis«, sagt er.
Foto: Rudi Huisman
Maler und Sammler: Henk Schiffmacher (Foto von 2011) kam 1952 in der niederländischen Hansestadt Harderwijk zur Welt. Das älteste von acht Kindern eines katholischen Metzgers zeichnete schon als junger Mensch leidenschaftlich gern. Zudem sammelte er alles, was er finden konnte – vom Feuerstein bis zum toten Vogel. Der heute 68-Jährige zählt zu den berühmtesten Tätowierern der Welt. Zu seinen Kunden gehören unter anderem die Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Nina Hagen, Lady Gaga, Willy DeVille und Herman Brood.
Foto:
Ilvy Njiokiktjien / dpa
Prunkstück: Der niederländische Startätowierer Henk Schiffmacher 1996 mit einem seiner wertvollsten Exponate aus seiner umfangreichen Tattoo-Sammlung: der Rückenhaut eines um 1850 verstorbenen US-amerikanischen Walfängers. Zu sehen sind eine Frau im Kleid und ein gekreuzigter Jesus.
Foto: dpa
Donnervogel auf dem Rücken: Von Henk Schiffmacher stammt dieses großflächige Tattoo, es ziert den Red Hot Chili Peppers-Sänger Anthony Kiedis; das Foto von 1990 zeigt Kiedis auf dem Pinkpop-Festival im niederländischen Landgraaf. »Ich riet ihm zu einem Motiv, das bei einem Konzert auch von Weitem noch gut zu erkennen ist«, sagt Schiffmacher im SPIEGEL-Interview.
Foto: Gie Knaeps / Getty Images
»Langhaarige Kinder ohne Geld noch Ruhm«: Henk Schiffmacher, hier 1991 mit seiner zweiten Tochter Morrison und Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Schiffmacher tätowierte dem Frontmann auch die Arme – auf dem rechten ist Häuptling Sitting Bull, auf dem linken Häuptling Joseph zu sehen. Der US-Amerikaner Kiedis hat unter anderem indigene Wurzeln.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Cover-Künstler: Henk Schiffmacher gestaltete auch das Cover von »Blood Sugar Sex Magik«, dem fünften Studioalbum der Red Hot Chili Peppers. Es erschien 1991.
Ein Anker für Lady Gaga: Bevor sie sich 2012 von Schiffmacher unter der linken Achselhöhle dieses reichlich konventionelle Motiv tätowieren ließ, zappelte die US-Künstlerin ziemlich herum. »Sie hatte in Amsterdam zu viele Pilze gegessen«, erzählt der 68-jährige Niederländer im Interview. »Menschen, die sich Tattoos stechen lassen, sind nicht immer die einfachsten Kunden«, sagt er.
Foto: Elizabeth Goodenough / Everett Collection / imago images
Schmerz, lass nach: Hier lässt sich Henk Schiffmacher 1978 von dem New Yorker Tattookünstler Spider Webb in einem Nachtclub mit den Dornen einer Rose tätowieren. Fotografiert wurde die Szene von dem US-Fotografen Charles Gatewood.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Erinnerung an die Liebe: Nina Hagen drückt ein Häschen in Berlin – auf dem linken Oberarm steht der Name »Ferdinand«. Henk Schiffmacher hatte ihr den Namen gestochen, als die deutsche Sängerin mit dem niederländischen Gitarristen Ferdinand Karmelk zusammen war. Karmelk, der Vater von Cosma Shiva Hagen, starb 1988 an Aids.
Foto: BRIGANI-ART / imago images
»Mein Herz und meine Seele« nennt Henk Schiffmacher seine rund 40.000 Objekte enthaltende Sammlung rund ums Thema Tattoo. Ein Teil davon ist in dem nun erschienenen Buch »Tattoo« (Taschen Verlag) zu sehen. Schiffmachers Tattoo-Exponate wurden eine Zeit lang in einem Museum in Amsterdam ausgestellt, doch musste das Museum 2012 schließen. Das Foto zeigt den stolzen Tätowierer kurz vor der Eröffnung des Museums im Jahr 2011.
Foto: Ilvy Njiokiktjien / dpa
Nixe, Schlange, Teufelchen: Tattoo-Designs des britischen Künstlers Rich Mingins (Fünfziger-/Sechzigerjahre). Das Wort »Tattoo« stammt aus dem Tahitianischen. Der britische Entdecker James Cook schrieb über die Ureinwohner von Tahiti 1796: »Beide Geschlechter malen auf ihre Körper tattau, wie es in ihrer Sprache heißt.« Cook brachte von seiner Expedition den tätowierten Prinzen Omai mit – und löste unter den Adeligen Europas eine wahre Tattoo-Manie aus. Zahlreiche gekrönten Häupter, darunter Kaiserin Sissi, Katharina die Große, König Edward und Zar Nikolaus, ließen sich Tattoos stechen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Thai-Tattoo: 1995 drehte Henk Schiffmacher die später im niederländischen Fernsehen ausgestrahlte Dokumentation »The Art of Tattooing«, aus der dieses Foto stammt. Es zeigt Schiffmacher in Thailand, wo er sich im buddhistischen Tempel Wat Bang Phra in Nakhon Chai Si nahe Bangkok mit einem großen Eisenstab ein heiliges Tattoo (Sak Yant) stechen ließ.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Mit Jesus ins Himmelreich: Tattoo-Legende Ralph Johnstone aus Chicago – das Foto stammt aus den Dreißigerjahren. »Natürlich musste man für ein Jesustattoo nicht religiös sein«, schreibt Schiffmacher. »Ich bezweifle, dass er am Wochenende auf der vordersten Kirchenbank saß, aber die Himmelspforte ließ ihn der liebe Gott bei diesem Anblick sicher gleich passieren.«
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Anerkennung für die Siegerin: Jane Bryant, Gewinnerin des Titels »Tattoo-Persönlichkeit des Jahres« des Bristol Tattoo Club (Foto von 1956). Ihre Trophäe ist Teil der Sammlung von Henk Schiffmacher. Dass Tätowierer damit begannen, sich gegenseitig Preise zu verleihen, hat laut dem Niederländer auch mit der Professionalisierung der Kunst zu tun: »Tätowierer wollten der Welt zeigen, dass sie von Bedeutung waren«, so Schiffmacher.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Ab nach Hause! Flash-Sheet (so nennt man die oftmals sehr kunstvollen Vorlagen der Tätowierer) des US-Künstlers Bert Grimm aus den Vierzigerjahren. Das »Homeward Bound»- Motiv gehörte zu den beliebtesten der frühen westlichen Tätowiertradition.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Der ganze Körper ein Kunstwerk: Hier sieht man den berühmten US-Tätowierer Charlie Wagner bei der Arbeit. Die Dame lässt sich den Rücken verzieren – und tätowiert gleichzeitig den etwas kritisch in die Kamera blickenden Seemann (Foto aus den Dreißigerjahren).
Foto:
Schiffmacher Tattoo Heritage
Volle Kraft voraus: Tattoodesign des britischen Künstlers Joseph Hartley (zwischen 1910 und 1920). »Tattoos sind ehrliche Kunst. Sie sind der Rembrandt des kleinen Mannes, die Juwelen der Armen«, sagt Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Jahrmarkts-Attraktion: Artoria Gibbons (Aufnahme aus den Zwanzigerjahren) gehörte zu den berühmtesten US-amerikanischen Tattoolegenden. Sie präsentierte ihren Körper etwa in Zirkussen und dime museums – mobilen Unterhaltungsshows, die einen Dime (10 Cent) Eintritt kosteten. Gibbons arbeitete bis in die Achtzigerjahre als Jahrmarktsattraktion.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
»Liebe und Hass, Hoffnung und Ärger«: Wenn Tattoos gut sind, kommunizieren sie mit dem Betrachter, sagt Henk Schiffmacher. Das Foto zeigt einen frohgemuten jungen Mann namens Tommy Stephens, der von dem US-Künstler Bert Grimm mit Tattoos übersät wurde (Foto aus den 1940er-Jahren).
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Engel zähmt Drachen: Tattoodesign des britischen Künstlers George Burchett (ca. 1910er-Jahre). »Tattoos waren schon immer ein wichtiges Erkennungszeichen, sie transportieren eine Botschaft, einen Glauben, eine Identität«, so Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Kinn-Lippen-Schmuck: Porträt einer Maori-Frau mit traditionellem Maori-Tattoo (um 1900). Mit dem Verbot der Tohunga-Heiler durch die Briten 1907 wurde auch die uralte Maori-Tätowierkunst verboten. Als Schiffmacher in den Neunzigerjahren erfuhr, dass die Maori ihre Tätowiertradition wieder pflegen, flog er sofort nach Neuseeland, um die Kunst der Maori zu studieren.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Japanische Rarität: Dieses Motiv stammt von dem japanischen Künstler K. Akamatsu (ca. 1910er-Jahre). Die sehr filigranen Tattoos können laut Schiffmacher nur von Hand gestochen worden sein, da die Tätowiermaschinen der damaligen Zeit noch zu grob waren. Erfunden hatte die Tätowiermaschine im Jahr 1891 der irisch-amerikanische Künstler Samuel O'Reilly.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Durchtrainiert und reich verziert: Handkolorierte Aufnahme eines japanischen Boten. Das Foto stammt von dem italienisch-britischen Fotografen Felice »Felix« Beato (ca.1864−1867). Beato, einer der ersten Kriegsfotografen und Fotojournalisten, lebte 20 Jahre in Japan und dokumentierte dort die Edo-Zeit.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Zeigt her eure Tattoos: Stolz präsentiert diese Dame ihre Rückansicht. Entstanden ist das Foto in den Fünfzigerjahren in einem Tattooklub in Hamburg. Die Hansestadt galt nach dem Zweiten Weltkrieg laut Schiffmacher als deutsche Tattoo-Hochburg.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Nackte Damen auf nackter Haut: Tattooalbum eines britischen Künstlers aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Anders als heute bekamen damals nur die wenigsten Menschen solche Kunstwerke zu sehen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
»Je mehr Du über ein Tattoo nachdenkst, desto schlechter ist das«, sagt Henk Schiffmacher im Interview. Schiffmachers Körper ist mit derzeit 121 Tattoos bedeckt, er ließ sie sich bei seinen Reisen zu den Tätowierkünstlern in aller Welt stechen. Jedes erzählt eine eigene Geschichte: »Mein Körper ist mein Personalausweis«, sagt er.
Foto: Rudi Huisman
Tätowierer Henk Schiffmacher 1996 mit dem Prunkstück seiner Sammlung: der Rückenhaut eines um 1850 verstorbenen Walfängers
Foto: dpa
Maler und Sammler: Henk Schiffmacher (Foto von 2011) kam 1952 in der niederländischen Hansestadt Harderwijk zur Welt. Das älteste von acht Kindern eines katholischen Metzgers zeichnete schon als junger Mensch leidenschaftlich gern. Zudem sammelte er alles, was er finden konnte – vom Feuerstein bis zum toten Vogel. Der heute 68-Jährige zählt zu den berühmtesten Tätowierern der Welt. Zu seinen Kunden gehören unter anderem die Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Nina Hagen, Lady Gaga, Willy DeVille und Herman Brood.
Foto:
Ilvy Njiokiktjien / dpa
Prunkstück: Der niederländische Startätowierer Henk Schiffmacher 1996 mit einem seiner wertvollsten Exponate aus seiner umfangreichen Tattoo-Sammlung: der Rückenhaut eines um 1850 verstorbenen US-amerikanischen Walfängers. Zu sehen sind eine Frau im Kleid und ein gekreuzigter Jesus.
Foto: dpa
Donnervogel auf dem Rücken: Von Henk Schiffmacher stammt dieses großflächige Tattoo, es ziert den Red Hot Chili Peppers-Sänger Anthony Kiedis; das Foto von 1990 zeigt Kiedis auf dem Pinkpop-Festival im niederländischen Landgraaf. »Ich riet ihm zu einem Motiv, das bei einem Konzert auch von Weitem noch gut zu erkennen ist«, sagt Schiffmacher im SPIEGEL-Interview.
Foto: Gie Knaeps / Getty Images
»Langhaarige Kinder ohne Geld noch Ruhm«: Henk Schiffmacher, hier 1991 mit seiner zweiten Tochter Morrison und Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Schiffmacher tätowierte dem Frontmann auch die Arme – auf dem rechten ist Häuptling Sitting Bull, auf dem linken Häuptling Joseph zu sehen. Der US-Amerikaner Kiedis hat unter anderem indigene Wurzeln.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Cover-Künstler: Henk Schiffmacher gestaltete auch das Cover von »Blood Sugar Sex Magik«, dem fünften Studioalbum der Red Hot Chili Peppers. Es erschien 1991.
Ein Anker für Lady Gaga: Bevor sie sich 2012 von Schiffmacher unter der linken Achselhöhle dieses reichlich konventionelle Motiv tätowieren ließ, zappelte die US-Künstlerin ziemlich herum. »Sie hatte in Amsterdam zu viele Pilze gegessen«, erzählt der 68-jährige Niederländer im Interview. »Menschen, die sich Tattoos stechen lassen, sind nicht immer die einfachsten Kunden«, sagt er.
Foto: Elizabeth Goodenough / Everett Collection / imago images
Schmerz, lass nach: Hier lässt sich Henk Schiffmacher 1978 von dem New Yorker Tattookünstler Spider Webb in einem Nachtclub mit den Dornen einer Rose tätowieren. Fotografiert wurde die Szene von dem US-Fotografen Charles Gatewood.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Erinnerung an die Liebe: Nina Hagen drückt ein Häschen in Berlin – auf dem linken Oberarm steht der Name »Ferdinand«. Henk Schiffmacher hatte ihr den Namen gestochen, als die deutsche Sängerin mit dem niederländischen Gitarristen Ferdinand Karmelk zusammen war. Karmelk, der Vater von Cosma Shiva Hagen, starb 1988 an Aids.
Foto: BRIGANI-ART / imago images
»Mein Herz und meine Seele« nennt Henk Schiffmacher seine rund 40.000 Objekte enthaltende Sammlung rund ums Thema Tattoo. Ein Teil davon ist in dem nun erschienenen Buch »Tattoo« (Taschen Verlag) zu sehen. Schiffmachers Tattoo-Exponate wurden eine Zeit lang in einem Museum in Amsterdam ausgestellt, doch musste das Museum 2012 schließen. Das Foto zeigt den stolzen Tätowierer kurz vor der Eröffnung des Museums im Jahr 2011.
Foto: Ilvy Njiokiktjien / dpa
Nixe, Schlange, Teufelchen: Tattoo-Designs des britischen Künstlers Rich Mingins (Fünfziger-/Sechzigerjahre). Das Wort »Tattoo« stammt aus dem Tahitianischen. Der britische Entdecker James Cook schrieb über die Ureinwohner von Tahiti 1796: »Beide Geschlechter malen auf ihre Körper tattau, wie es in ihrer Sprache heißt.« Cook brachte von seiner Expedition den tätowierten Prinzen Omai mit – und löste unter den Adeligen Europas eine wahre Tattoo-Manie aus. Zahlreiche gekrönten Häupter, darunter Kaiserin Sissi, Katharina die Große, König Edward und Zar Nikolaus, ließen sich Tattoos stechen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Thai-Tattoo: 1995 drehte Henk Schiffmacher die später im niederländischen Fernsehen ausgestrahlte Dokumentation »The Art of Tattooing«, aus der dieses Foto stammt. Es zeigt Schiffmacher in Thailand, wo er sich im buddhistischen Tempel Wat Bang Phra in Nakhon Chai Si nahe Bangkok mit einem großen Eisenstab ein heiliges Tattoo (Sak Yant) stechen ließ.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Mit Jesus ins Himmelreich: Tattoo-Legende Ralph Johnstone aus Chicago – das Foto stammt aus den Dreißigerjahren. »Natürlich musste man für ein Jesustattoo nicht religiös sein«, schreibt Schiffmacher. »Ich bezweifle, dass er am Wochenende auf der vordersten Kirchenbank saß, aber die Himmelspforte ließ ihn der liebe Gott bei diesem Anblick sicher gleich passieren.«
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Anerkennung für die Siegerin: Jane Bryant, Gewinnerin des Titels »Tattoo-Persönlichkeit des Jahres« des Bristol Tattoo Club (Foto von 1956). Ihre Trophäe ist Teil der Sammlung von Henk Schiffmacher. Dass Tätowierer damit begannen, sich gegenseitig Preise zu verleihen, hat laut dem Niederländer auch mit der Professionalisierung der Kunst zu tun: »Tätowierer wollten der Welt zeigen, dass sie von Bedeutung waren«, so Schiffmacher.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Ab nach Hause! Flash-Sheet (so nennt man die oftmals sehr kunstvollen Vorlagen der Tätowierer) des US-Künstlers Bert Grimm aus den Vierzigerjahren. Das »Homeward Bound»- Motiv gehörte zu den beliebtesten der frühen westlichen Tätowiertradition.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Der ganze Körper ein Kunstwerk: Hier sieht man den berühmten US-Tätowierer Charlie Wagner bei der Arbeit. Die Dame lässt sich den Rücken verzieren – und tätowiert gleichzeitig den etwas kritisch in die Kamera blickenden Seemann (Foto aus den Dreißigerjahren).
Foto:
Schiffmacher Tattoo Heritage
Volle Kraft voraus: Tattoodesign des britischen Künstlers Joseph Hartley (zwischen 1910 und 1920). »Tattoos sind ehrliche Kunst. Sie sind der Rembrandt des kleinen Mannes, die Juwelen der Armen«, sagt Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Jahrmarkts-Attraktion: Artoria Gibbons (Aufnahme aus den Zwanzigerjahren) gehörte zu den berühmtesten US-amerikanischen Tattoolegenden. Sie präsentierte ihren Körper etwa in Zirkussen und dime museums – mobilen Unterhaltungsshows, die einen Dime (10 Cent) Eintritt kosteten. Gibbons arbeitete bis in die Achtzigerjahre als Jahrmarktsattraktion.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
»Liebe und Hass, Hoffnung und Ärger«: Wenn Tattoos gut sind, kommunizieren sie mit dem Betrachter, sagt Henk Schiffmacher. Das Foto zeigt einen frohgemuten jungen Mann namens Tommy Stephens, der von dem US-Künstler Bert Grimm mit Tattoos übersät wurde (Foto aus den 1940er-Jahren).
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Engel zähmt Drachen: Tattoodesign des britischen Künstlers George Burchett (ca. 1910er-Jahre). »Tattoos waren schon immer ein wichtiges Erkennungszeichen, sie transportieren eine Botschaft, einen Glauben, eine Identität«, so Schiffmacher im Interview.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Kinn-Lippen-Schmuck: Porträt einer Maori-Frau mit traditionellem Maori-Tattoo (um 1900). Mit dem Verbot der Tohunga-Heiler durch die Briten 1907 wurde auch die uralte Maori-Tätowierkunst verboten. Als Schiffmacher in den Neunzigerjahren erfuhr, dass die Maori ihre Tätowiertradition wieder pflegen, flog er sofort nach Neuseeland, um die Kunst der Maori zu studieren.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Japanische Rarität: Dieses Motiv stammt von dem japanischen Künstler K. Akamatsu (ca. 1910er-Jahre). Die sehr filigranen Tattoos können laut Schiffmacher nur von Hand gestochen worden sein, da die Tätowiermaschinen der damaligen Zeit noch zu grob waren. Erfunden hatte die Tätowiermaschine im Jahr 1891 der irisch-amerikanische Künstler Samuel O'Reilly.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Durchtrainiert und reich verziert: Handkolorierte Aufnahme eines japanischen Boten. Das Foto stammt von dem italienisch-britischen Fotografen Felice »Felix« Beato (ca.1864−1867). Beato, einer der ersten Kriegsfotografen und Fotojournalisten, lebte 20 Jahre in Japan und dokumentierte dort die Edo-Zeit.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Zeigt her eure Tattoos: Stolz präsentiert diese Dame ihre Rückansicht. Entstanden ist das Foto in den Fünfzigerjahren in einem Tattooklub in Hamburg. Die Hansestadt galt nach dem Zweiten Weltkrieg laut Schiffmacher als deutsche Tattoo-Hochburg.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
Nackte Damen auf nackter Haut: Tattooalbum eines britischen Künstlers aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Anders als heute bekamen damals nur die wenigsten Menschen solche Kunstwerke zu sehen.
Foto: Schiffmacher Tattoo Heritage
»Je mehr Du über ein Tattoo nachdenkst, desto schlechter ist das«, sagt Henk Schiffmacher im Interview. Schiffmachers Körper ist mit derzeit 121 Tattoos bedeckt, er ließ sie sich bei seinen Reisen zu den Tätowierkünstlern in aller Welt stechen. Jedes erzählt eine eigene Geschichte: »Mein Körper ist mein Personalausweis«, sagt er.
Foto: Rudi Huisman
Schiffmacher 1991 mit seiner zweiten Tochter Morrison und Red Hot Chili Peppers-Frontmann Anthony Kiedis