CHRONIK 1900-1945 WELTKRIEGE UND WELTKRISE
1906/07
Kurssturz und Panik in New York - Beginn einer Bankenkrise. Nach mehrjähriger Hausse, in der der Dow erstmals die Marke von 100 Punkten überschreitet, hat sich der Aktienmarkt heißgelaufen. Hunderte US-Banken brechen zusammen.
1909
Banknoten der Deutschen Reichsbank werden gesetzliches Zahlungsmittel.
1914
Während des Weltkriegs legt Deutschland insgesamt neun Kriegsanleihen über fast hundert Milliarden Mark auf. Das Geldsystem gerät aus den Fugen: Inflation, Geldscheinvermehrung, Kleingeldmangel. An der Wall Street wird der Aktienhandel für Monate ausgesetzt. Die Wirtschaft der USA, die erst 1917 in den Krieg eintreten, profitiert von Großeinkäufen der Alliierten.
1919
Der Friedensvertrag von Versailles legt Deutschland hohe Reparationslasten auf. Ein Gesamtbetrag wird nicht festgesetzt. Beginnende Inflation.
1922/23
Hyperinflation in Deutschland. Mitunter werden Löhne zweimal am Tag gezahlt, damit das Geld ausgegeben werden kann, bevor es schon wieder an Wert verloren hat. Zur Bekräftigung der französischen Reparationsansprüche aus dem Versailler Vertrag besetzen Truppen das Ruhrgebiet.
1929
»Schwarzer Freitag": Am 24. Oktober kommt es an der New Yorker Börse nach einer Euphorie, die allen Warnsignalen trotzte, zum großen Crash. Dieser läutet die Weltwirtschaftskrise ("Great Depression") ein. Die dramatischen, durch staatliche Sparpolitik und Protektionismus verschärften Folgen offenbaren die intensive Verflechtung des internationalen Finanz- und Wirtschaftssystems.
1930/31
Reichspräsident Hindenburg erlässt die erste Notverordnung »Zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen«, die weitreichende Sparmaßnahmen vorsieht. Ein Ansturm auf die Bankschalter infolge der Wirtschaftskrise führt zur Schließung von Banken und Börsen. Die Arbeitslosigkeit steigt sprunghaft an und erreicht 1932 ihren Höhepunkt.
1933
Nach Hitlers Machtergreifung erhält er bei einem Treffen mit Wirtschafts- und Finanzgrößen deren Unterstützung. Die NS-Aufrüstungspolitik ist mit massiven Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für insgesamt fünf Milliarden Reichsmark verbunden. Bis 1938 verdoppelt sich die Industrieproduktion, die Reallöhne sind wieder so hoch wie vor der Weltwirtschaftskrise. Der Aufschwung trägt entscheidend zur Popularität des Regimes bei. In den USA leitet Präsident Roosevelt die Reformpolitik des »New Deal« ein.
1939
Im Weltkrieg ist die deutsche Ökonomie eine Kommandowirtschaft, die den strategischen Zielen der Nazis dient. In den USA herrscht bei hohen Staatsschulden Wachstum, während die Wirtschaft in den meisten europäischen Ländern am Boden liegt. Militärisch und wirtschaftlich verdrängen die USA Großbritannien als erste Weltmacht.
1940
Bald nach Kriegsausbruch gilt das Hamstern von Münzen als Straftat. Hartgeldstücke im Wert von 50 Pfennig und einer Mark werden eingezogen, weil der Nickel-Bestandteil des Geldes für Kriegszwecke gebraucht wird. Auch kleine Pfennigmünzen requiriert der Staat, um das darin enthaltene Kupfer herauszulösen. Als Ersatz werden Münzen aus Zink in Umlauf gebracht.
1943
Anfang des Jahres wird Hitler eine Fünf-Mark-Münze vorgelegt, die als erstes Geldstück mit seinem Konterfei versehen ist. Er befiehlt jedoch, mit dieser Huldigung bis nach dem »Endsieg« zu warten.
1944
Im US-Kurort Bretton Woods beraten 44 Staaten über den Wiederaufbau Europas und eine neue Weltwährungsordnung. Ein neues System fester Wechselkurse wird vereinbart. Gründung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Entwicklung eines Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens.