50 Jahre Woodstock: Die Mutter aller Fangopackungen
Woodstock
Ekstase im Schlammbad
So eine Hippie-Party hatte die Welt noch nicht gesehen: 400.000 Menschen wollten 1969 die besten Rockbands erleben. Das überfüllte, verregnete Woodstock-Festival lief aus dem Ruder, im Chaos wurzelt der Mythos.
Er trug eine leichte Fransenjacke aus weißem Leder und weite blaue Schlaghosen, um die Stirn ein rotes Seidentuch, silberne Sticker in den Ohren. Der beste Rockgitarrist der Welt wirkte konzentriert, ernst, in sich gekehrt und schlug gegen Ende des Sets "Star-Spangled Banner" (Video) auf seiner weißen Fender Stratocaster an.
Es war Montagmorgen, 18. August 1969, auf einer schlammigen Wiese bei Bethel am Fuße der Catskills Mountains, 165 Kilometer nördlich von New York City. Von den über 400.000 Festivalbesuchern hatten nur 40.000 ausgeharrt. Jimi Hendrix ließ jetzt seine Gitarre jaulen, röhren, donnern. Mit reichlich Rückkoppelungen zerlegte er die Nationalhymne der Vereinigten Staaten und beförderte das Publikum auf die Schlachtfelder Vietnams, wo eine halbe Million US-Soldaten einen sinnlosen Krieg führten.
Hendrix selbst verstand seine Version gar nicht als Antikriegshymne. "Ich fand sie nicht unorthodox, ich fand sie schön", sagte er in einem Interview. Hendrix hatte sie zuvor schon bei gut 30 Konzerten gespielt und sie einmal seinen einstigen Kameraden der U.S. Air Force gewidmet, die ihn 1962 vorzeitig entlassen hatte.
50 Jahre Woodstock: Die Mutter aller Fangopackungen
Zu den Listen der Geschichte gehört es, dass Menschen Wirkungen erzielen, die sie nicht beabsichtigen. Oft ohne Bewusstsein dafür, bisweilen wider Willen. Die Geschichte hat das Festival bei Woodstock zum internationalen Symbol des Hippietums gemacht. Für Frieden und Freiheit, gegen Kapitalismus und Krieg. Ein bis heute wirkender Mythos.
Hendrix-Bassist Billy Cox sagte später: "Das Tolle war, es ging um Frieden, Liebe und Harmonie, ein bisschen um den Rausch, und alles verlief friedlich." Und Musiker Carlos Santana sprach im einestages-Interview von einem "wunderbaren Chaos".
"3 Days of Peace and Music" hatten die Veranstalter der "Woodstock Music and Art Fair" in Plakaten und Anzeigen versprochen und mit 50.000 Besuchern gerechnet, unmittelbar vor dem Start mit 150.000. Dann wurden sie schlicht überrannt. Es kamen 400.000. Blechlawinen verstopften die Straßen von New York City Richtung Norden.
Video: SPIEGEL-Redakteur Philipp Oehmke - "Ein organisatorisches Meisterwerk"
DER SPIEGEL
Hippie-Horden? Bitte nicht hier
Journalisten ernannten Woodstock später zur "Mutter aller Rockmusik-Festivals". Dabei hatte schon im Sommer 1965 Bob Dylan beim Newport Folk Festival seine Fans schockiert, als er die akustische gegen eine elektrische Gitarre tauschte. Im Juli 1967 spielten beim Monterey International Pop Festival in Kalifornien neben Jimi Hendrix auch The Who, Jefferson Airplane, Janis Joplin und etliche andere, die sich zwei Jahre später wieder in Woodstock trafen.
Das Riesen-Festival war das Projekt von vier New Yorkern im Alter von 24 bis 26 Jahren. Michael Lang und Artie Kornfeld versuchten sich als Musikmanager und wollten ursprünglich ein Tonstudio in der Kleinstadt Woodstock aufbauen, wo sich Bob Dylan und andere Musiker niedergelassen hatten. Das Studio sollte mit einem Konzert eröffnet werden.
Anfang Februar 1969 trafen sie den Rechtsanwalt Joel Rosenman und den Millionenerben John P. Roberts, die sich standesgemäß auf einem Golfplatz kennengelernt hatten. Die Venture-Kapitalisten schlugen ein dreitägiges Festival vor. Ihr Hauptziel: Profit machen.
Doch die Bewohner von Woodstock wollten in ihrer idyllischen Kleinstadt keine Hippie-Horden. Die Veranstalter mieteten daher ein früheres Industriegelände in Wallkill und begannen mit dem Bühnenbau. Aber auch dort lehnte der Gemeinderat Veranstaltungen mit mehr als 5000 Zuschauern ab.
Die Zeit wurde knapp, die Veranstalter suchten weiter. Bis der Milchbauer Max Yasgur in White Lake bei Bethel die Unternehmung rettete und für 50.000 Dollar 240 Hektar seines Landes vermietete. Im Zentrum lag ein riesiges natürliches Amphitheater.
Von Musikern gab es nicht nur Zusagen. Die Rolling Stones, die Doors und Led Zeppelin wollten nicht auftreten. John Lennon erklärte, er würde die bereits zerstrittenen Beatles nicht zusammenbekommen, könne aber mit seiner Plastic Ono Band kommen. Das wollten die Veranstalter nicht.
"Ab sofort umsonst"
Michael Lang integrierte auch radikale Elemente der Hippiebewegung. So bekam Abbie Hoffmann von den Yippies, der Youth International Party, 10.000 Dollar; damit druckten Aktivisten zum Beispiel Flugblätter, was bei Drogenüberdosen und schlechten Trips zu tun sei. Als Security heuerte Lang die Hog-Farm-Kommune an, die sonst Biolandwirtschaft in New Mexico betrieb. 100 Mitglieder wurden per Charterjet eingeflogen. Mit ihrem clownesk-charismatischen Anführer Wavy Gravy bauten sie als "Please Force" eine kleine Zeltstadt auf. Vor allem kochten und verteilten sie Essen - morgens gab's Müsli - und verkörperten den guten Hippie-Geist der Solidarität.
Eine Woche vor Start wurde den Veranstaltern klar, dass sie es nicht mehr schaffen würden, alles aufzubauen. Die Bühne oder der Zaun ums Gelände, was war wichtiger? Die Bühne, sagte das Quartett, ohne lange zu überlegen.
Am Freitag um 17.07 Uhr eröffnete Richie Havens das Programm auf der großen Bühne, weil andere Musiker noch im Stau steckten. Nach zwei Stunden gingen dem schwarzen Folkmusiker die Songs aus, also improvisierte er sein mitreißendes "Freedom - Sometimes I Feel like a Motherless Child".
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Titel: Woodstock: Die wahre Geschichte. Vom Macher des legendären Festivals.
Herausgeber: Edel Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH
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Beim Auftritt des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar begann es zu regnen. Bald versank alles in braunem Schlamm. Den Folk-Abend am ersten Tag beendete Joan Baez. Gut sehen konnten sie nur die Besucher gleich vor der Bühne, gut hören nur die vordere Hälfte des Publikums. Denn der Sound war recht schwach, große Bildmonitore wie bei Festivals heute gab es noch nicht.
Aber die Musik, das zeigte sich bald, war nur ein Teil des Woodstock-Erlebnisses. Ein anderer war Bewusstseinserweiterung - die meisten Besucher rauchten Marihuana, nahmen LSD oder Meskalin. In einem nahen See wurde nackt gebadet, skandalös im prüden Amerika.
Samstagmittag verkündete der Bühnen-Manager: "It's a free festival from now on." Die Zäune waren längst niedergetrampelt. Aus dem großen Geschäft wurde die große Pleite, aus einem kommerziellen Festival ein gigantisches Gratiskonzert. Die List der Geschichte. Umsonst und draußen.
Der Frieden hielt
Am Samstag ging auch das Essen aus. Bewohner der umliegenden Orte begannen, Sandwiches zuzubereiten. Die Frauengruppe des jüdischen Gemeindezentrums in Monticello fabrizierte 30.000 Sandwiches, die mit Hubschraubern eingeflogen wurden.
Die Veranstalter baten Geländebesitzer Max Yasgur um eine kleine Ansprache. "Ich bin ein Farmer", sagte er überwältigt. "Ihr habt der Welt bewiesen, dass eine halbe Million Kids - ich nenne Euch Kids, denn ich habe Kinder, die älter sind als ihr - zusammen drei Tage Spaß und Musik genießen können, und zwar nur Spaß und Musik. Gott segne euch dafür!"
Derweil erwog Gouverneur Nelson Rockefeller, das Areal zum Katastrophengebiet zu erklären und durch die Nationalgarde räumen zu lassen. Als sie drei Militärhubschrauber sahen, dachten viele Besucher, jetzt sei es soweit. Aber die U.S. Air Force brachte 45 Ärzte und Sanitäter. Während es bei anderen Festivals zu Randale und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war, hielt der Frieden in Woodstock. Die Ärzte behandelten mehr als 8000 Besucher, darunter Niemanden als Opfer von Gewalt. Die Gewaltlosigkeit war die Grundlage des Woodstock-Mythos.
Als Janis Joplin auf die Bühne kam, war sie schon furchtbar betrunken - sie hatte, wie die meisten Musiker, stundenlang auf ihren Auftritt warten müssen. Grateful Dead spielten eines ihrer schlechtesten Konzerte jemals. Dafür wuchsen andere Bands über sich hinaus. So holten Sly and the Family Stone um vier Uhr morgens mit Soulfunk die meisten wieder aus den Schlafsäcken.
Von den 32 Acts führten Frauen nur drei an: Joan Baez, Janis Joplin und Melanie. Die bis dahin unbekannte englische Folksängerin bekam 750 Dollar Gage, Jimi Hendrix dagegen 18.000 Dollar. Er sollte als Letzter spielen, hatte sein Manager sich vertraglich zusichern lassen und war nicht umzustimmen. Als der Star am Montag um 9 Uhr auf die Bühne stieg, waren die meisten Besucher schon abgereist.
Von der Pleite zum Profit
Während des Festivals berichteten die Medien nicht gerade freundlich. "Drug Illness Rocks Hippiefest", schrieb die Zeitung "Detroit News" und "Nightmare in the Catskills" die "New York Times". Filmregisseur Martin Scorsese sagte später: "Ich glaube, ohne unseren Film wäre das Konzert in Woodstock nicht mehr als eine Fußnote der soziokulturellen Geschichte der Sechzigerjahre geworden, eine Standfotografie in einem Bildband, ein oder zwei Zeilen in den Geschichtsbüchern."
Die gut drei Stunden lange Warner-Bros.-Dokumentation hatte im März 1970 Premiere. Scorsese war einer der Regisseure, der auch hinter der Kamera stand und zum Teil beim Schnitt dabei war. Mit seinen geteilten Bildflächen war der Film im Stil der Zeit gehalten. Der Produzent bekam einen Oscar, "Woodstock" spielte mehr als 100 Millionen Dollar ein. Die Festivalveranstalter wurden ihre Schulden los, aber nicht reich.
"Ganz hilfreich" nannte Scorsese es, "dass einigen schon beim Konzert am Freitagabend klar wurde, dass wir es hier mit mehr als nur einem Rockkonzert zu tun hatten, eher mit einem historischen Ereignis". Ein Dreifachalbum erschien kurz nach dem Film und machte Woodstock endgültig zum Mythos. Es wurde mehr als sechs Millionen Mal verkauft und brachte mehr als 100 Millionen Dollar ein.
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Die List der Geschichte: Aus einem kapitalistischen Kulturunternehmen wurde erst ein Gratiskonzert nach den Werten der Hippies, dann genau deshalb wieder ein kapitalistischer Erfolg mit enormen Profiten.
Einen Musiker wollten die Veranstalter von Anfang an unbedingt auf der Bühne sehen: Bob Dylan, der nach einem schweren Motorradunfall 1966 zurückgezogen in Woodstock lebte. Er lehnte ab und sagte später: "Ich hatte den Eindruck, sie wollten ein Riesengeschäft damit machen, so viele Menschen an einem Ort zu versammeln. Das haute mich nicht vom Hocker. Die Generation der Blumenkinder - war sie das? Ich hatte damit nichts am Hut."
Dylan, die Stimme des Protests der Sechzigerjahre, war auf der Flucht vor seinen Fans, er hatte Angst um seine Frau und seine Kinder. Zwei Wochen nach Woodstock spielte er wieder live, auf einem Festival auf der Isle of Wight in England.
23 Bilder50 Jahre Woodstock: Die Mutter aller Fangopackungen
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Massen von Menschen: Die Musiker - hier die noch unbekannte Band Santana - trafen auf das größte Publikum, vor dem sie bis dahin gespielt hatten. Viele von ihnen packte richtiges Lampenfieber. Wie viele tatsächlich zu den "3 days of peace and music" kamen, lässt sich nur schätzen: zwischen 300.000 und 500.000 - ein Festival, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte.
Die Aufnahme ist Teil der Ausstellung "Elliot Landy's Woodstock Vision - The Spirit of a Generation", die im Sommer und Herbst 2019 in Papenburg, Karlsruhe und Nürnberg zu besichtigen ist.
Vier New Yorker im Alter von 24 bis 26 Jahren wollten zunächst ein Musikstudio in Woodstock aufbauen und mit einem Konzert eröffnen, die Idee wuchs sich zu einem dreitägigen Festival aus. Nachdem die Bewohner von Woodstock, aber auch des Ersatzstandortes in Wallkill ein solches Festival in ihren Gemeinden abgelehnt hatten, fanden die Initiatoren einen Monat vor Beginn ein Gelände bei White Lake im US-Bundesstaat New York.
Foto: GAB Archive/ Redferns/ Getty Images
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Alle reden vom Wetter: Immer wieder wurden die Auftritte der Musiker durch teils lang anhaltende, stürmische Schauer unterbrochen. Das Gelände verschlammte zusehends, die Menschen rückten zusammen und brüllten gemeinsam "No rain, no rain". Mit wechselhaftem Erfolg.
Foto: John Dominis/ The LIFE Picture Collection/ Getty Images
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Joe Cocker, gelernter Klempner aus Sheffield in England, war in den USA praktisch unbekannt. Er spielte als erster am Samstag, dem zweiten Festivaltag, um 14 Uhr und erinnerte sich später: "Zwei Jahre vor Woodstock hatte ich in einer Bar vor höchstens 300 Leuten gespielt." Es sei nicht leicht gewesen, "eine solche Menschenmenge bei der Stange zu halten. Aber als ich schließlich 'With a little Help from my Friends' brachte, haben wir es geschafft. Wir waren gerade fertig, da zog eine riesige schwarze Wolke auf, und es goss stundenlang."
Der Filmregisseur Martin Scorsese, der beim Woodstock-Festival drehte, spricht immer wieder von den Sechzigerjahren als "verrückt". Was auf jeden Fall geschah und sich beim Woodstock-Festival manifestierte, war eine Explosion des Individualismus. Eine junge Frau brachte ihren Affen mit.
Foto: Ralph Ackerman/ Patricia Freed Ackerman/ Hulton Archive/ Getty Images
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Die Luftbrücke: Viele Besucher brachen spontan auf, schafften es aber wegen der ungeheuren Verkehrsstaus nicht bis zum Festival. Weil alle Straßen hoffnungslos verstopft waren, mussten die Veranstalter sündhaft teure Hubschrauber mieten, um die Musiker aus ihren Unterkünften zur Bühne zu bringen. Die waren schon beim Anflug überwältigt von der schieren Größe des Festivals.
Foto: NY Daily News/ Getty Images
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Das Wort Hippies leitete sich von Hipsters ab, ihre Väter waren die Beatniks, Schriftsteller wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg. Love, Peace and Freedom. Ihre Werte waren im Grunde die der Französischen Revolution. Liberté, égalité, fraternité.
Foto: Ralph Ackerman/ Patricia Freed Ackerman/ Hulton Archive/ Getty Images
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Am Rande des Festivalgeländes lag ein See, in dem sich viele abkühlten. Dass ein beträchtlicher Teil der Badenden nackt war, galt im prüden Amerika als perfide Provokation.
Foto: Bill Eppridge/ The LIFE Picture Collection/ Getty Images
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Von dieser jungen Frau in Woodstock ist überliefert, dass sie Mary Anthony heißen soll. Es war kühl auf dem Festival und regnete viel zu viel.
Foto: Bill Eppridge/ The LIFE Picture Collection/ Getty Images
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Ein Gitarrist namens Carlos Santana, gebürtiger Mexikaner, trat Samstagmittag mit fünf Mitgliedern seiner Band auf die Bühne, darunter der Bassist David Brown. Sie arbeiteten an ihrer ersten LP, niemand kannte sie. Santana später: "Ich war voll auf Meskalin und kann mich nur erinnern, dass ich betete: Herr hilf mir, dass ich nicht falsch spiele und meine Einsätze nicht verpasse." Mit ihren lateinamerikanischen, für die damalige Popmusik exotischen Rythmen und Melodien erregte die Band große Aufmerksamkeit. "Die Normalos sind bis heute schockiert, dass so etwas stattfinden konnte. Und ohne Krawalle", sagte Carlos Santana über das chaotische Festival.
Foto: Tucker Ransom/ Hulton Archive/ Getty Images
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John Fogerty und die Creedence Clearwater Revival spielten nach den Grateful Dead am Sonntag gegen ein Uhr morgens. Fogerty später: "Ich rocke und brülle und versuche nach drei Songs, jenseits der Flutlichter etwas zu erkennen. Ich sehe nur verschlungene Körper, zugekifft und schlafend. Ich rief: Hey, wir haben hier oben viel Spaß. Ich hoffe, einige von euch auch. Ich wollte einfach wissen, ob noch jemand wach war. Doch die waren erledigt, egal, was ich anstellen würde. Es war wie eine Dante-Szene: schlafende, verschlungene Leiber aus der Hölle im Schlamm."
The Who waren seit ihrem Song "My Generation" (1965) Stars der Londoner Beat- und Rockszene. Sie hatten vor dem Festival in Woodstock gerade die Rock-Oper "Tommy" herausgebracht. Who-Gitarrist Pete Townsend, der den Politikaktivisten Abbie Hoffman von der Bühne geschubst hatte, sagte: "Überall diese Hippies, die dachten, heute würden sie die Welt verändern. Ich, das zynische britische Arschloch, hätte sie am liebsten bespuckt, um ihnen klarzumachen, dass sich nichts verändert hatte, sich auch nichts verändern würde."
Foto: RB/ Redferns/ Getty Images
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Die Speisung der 400.000: Hippies von der Hog-Farm, den Merry Pranksters und anderen Kommunen machten sich um die Versorgung der Festivalbesucher verdient. Wavy Gravy von der Hog-Farm versprach "Frühstück im Bett für 400.000", doch am zweiten Tag, am Samstag, waren die Lebensmittelvorräte verbraucht. Bewohnerinnen aus den Orten um das Festivalgelände machten Zehntausende von Sandwiches, die per Hubschrauber eingeflogen wurden.
Foto: Bill Eppridge/ The LIFE Picture Collection/ Getty Images
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Jerry Garcia, Gitarrist bei den Grateful Dead, war ein Guru der kalifornischen Hippies. Die Konzerte waren gern improvisiert, oft chaotisch, doch der Gig in Woodstock war nicht nur chaotisch, sondern einfach schlecht. Wie Gitarrist Bob Weir später berichtete, war es bei dem Auftritt für die Band lebensgefährlich. "Jedes Mal, wenn ich mein Instrument anfasste, bekam ich einen elektrischen Schlag. Die Bühne war nass, und der Strom floss durch mich durch. Auf einmal gab es einen riesigen blauen Funken von der Größe eines Baseballs, ich wurde zwei, drei Meter nach vorne geschleudert."
Foto: Archive Photos/ Getty Images
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Morning maniac music: Jefferson Airplane waren die populärste Hippie-Band, die auf dem Festival spielte. Sie bekamen eine Gage von 7500 Dollar. Wegen des schlechen Wetters und der allgemeinen Desorganisation konnten sie erst am Sonntag um sieben Uhr morgen auf die Bühne gehen. Die Sängerin Grace Slick sagte: "All right friends, you have seen the heavy groups, now you will see morning maniac music. Dann spielten sie "Got a Revolution".
Foto: Archive Photos/ Getty Images
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Der Woodstock-Fotograf: Elliott Landy kam 1967 durch die Vermittlung von Bob Dylans Manager nach Woodstock und fotografierte regelmäßig den Sänger und seine Familie. Bald machte er auch Bilder von Janis Joplin, Jimi Hendrix und anderen Rockstars. Als der Veranstalter Michael Lang versuchte, Bob Dylan für das Festival in Woodstock zu buchen, machte ihm Landy den Kontakt, doch Dylan lehnt schließlich ab. Landys Fotos von den verrückten drei Tagen zählen zu den besten von dem Festival.
Die Hog-Farm-Leute hatten auf einer Lichtung in dem nahen Wald eine Bühne aufgebaut; die Wiese wurde zu einem Ort der Entspannung, wo sich Besucher von der Masse und dem Lärm der Hauptbühne erholen konnten.
Regen, Regen, Regen: Es spricht einiges dafür, dass die wiederholten Niederschläge zum Erfolg des Festivals beigetragen haben. Sie ließen die Besucher noch enger zusammenrücken. Im Schlamm entwickelte sich Solidarität.
Wimmelbild: Nicht nur die Musiker, auch die allermeisten Besucher des Festivals bei Woodstock hatten noch nie in ihrem Leben so viele Menschen an einem Ort gesehen. Die Zäune wurden niedergetrampelt, die Veranstalter praktisch überrannt - und mussten Samstagmittag verkünden: "It's a free festival from now on."
Beatle-Bett: Kaum Schlaf, viele Drogen, Rock-Festivals sind kein Deckchensticken.
Foto: Three Lions/ Hulton Archive/ Getty Images
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Janis Joplin musste, wie die meisten Musiker, stundenlang auf ihren Auftritt warten. Die Sängerin aus Texas trank derweil zügig Whiskey und war zu betrunken, um ein wirklich gutes Konzert zu geben. Joplin war bereits heroinabhängig und starb eineinviertel Jahre später in Los Angeles an einer Überdosis des Opiats.
Jimi Hendrix, mit afroamerikanischen und indigenen Wurzeln in Seattle geboren, war der musikalische Star des Woodstock-Festivals. Der Linkshänder, der seine Gitarre tiefer stimmte, und seine Gruppe "Gypsy Sun & Rainbows" bekamen mit 18.000 Dollar die höchste Gage. Sie spielten als Letzte, mit neun Stunden Verspätung, ein famoses, zwei Stunden langes Konzert. Hendrix beendete es mit der Dekonstruktion der US-Hymne und einem genialen Gitarrensolo.
Foto: Everett Collection, Inc./ action press
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Die Platte: Dieses eher melancholische Foto zierte das Cover des Dreifach-Vinyl-Albums "Woodstock", das im Mai 1970, kurz nachdem der Film angelaufen war, vom Label Atlantic veröffentlicht wurde. Der Zusammenschnitt aus drei Tagen, bei dem etliche der Bands fehlten, verkaufte sich über sechs Millionen mal und begründete zusammen mit dem Film den Woodstock-Mythos.
Foto: Michael Ochs Archives/ Moviepix/ Getty Images