Weniger Spender Blutreserven in Deutschland werden knapp

»Es gibt kaum Puffer, kaum Reserven, in den Regalen ist es fast überall leer«, warnt das Rote Kreuz (Archivbild)
Foto: Boy Anupong / Getty ImagesDie Zahl der Blutspenden ist vor den Sommerferien massiv eingebrochen. Es gebe im Moment bis zu 30 Prozent weniger Spenden, sagte ein Sprecher des Blutspendediensts des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in München der Nachrichtenagentur AFP. »Es gibt kaum Puffer, kaum Reserven, in den Regalen ist es fast überall leer.« Mehrere DRK-Ortsverbände warnten vor lokalen Engpässen und riefen dazu auf, Blut zu spenden.
Täglich werden in Deutschland im Schnitt rund 14.000 Blutspenden für Operationen, Unfallopfer und die Behandlung schwerer Krankheiten wie etwa Krebs benötigt. Mit einer Blutspende kann bis zu drei Schwerkranken oder Verletzten geholfen werden. Allerdings halten Blutpräparate nur maximal 42 Tage, manche Konzentrate sogar nur wenige Tage.
Blut spenden dürfen grundsätzlich alle zwischen 18 und 68 Jahren, wobei die Höchstgrenze für die erstmalige Spende bei 60 Jahren liegt. Auch ältere Menschen kommen infrage, wenn das ihr Gesundheitszustand zulässt. Das wird vor jeder Spende geprüft. Normalerweise können Männer bis zu sechsmal und Frauen bis zu viermal binnen zwölf Monaten Blut spenden. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens 56 Tage liegen. Die Blutzellen erneuert der Körper zwar bereits in zwei Wochen, der Ausgleich des Eisenverlusts dauert aber rund zwei Monate, bei Frauen auch etwas länger.
Wer an Covid-19 erkrankt war, darf erst zwei Wochen nach Genesung spenden. Menschen mit Erkältungssymptomen dürfen grundsätzlich nicht Blut spenden. Während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt sollen Frauen vorübergehend nicht Blut spenden. Ein zeitlich begrenzter Ausschluss gilt auch nach vielen Impfungen und Auslandsreisen in Malariagebiete oder Länder mit Hepatitisrisiko. Vorübergehend nicht gespendet werden kann nach größeren Operationen oder bei Einnahme bestimmter Medikamente.
Der DRK-Sprecher begründete den Rückgang der Blutreserven unter anderem mit dem sehr hohen Bedarf an Blutprodukten in den Krankenhäusern, in denen derzeit viele wegen der Coronapandemie verschobene Operationen nachgeholt würden. Zugleich gebe es nach den pandemiebedingten Einschränkungen der Vorjahre einen »unglaublichen Reisedrang« der Deutschen. Dadurch seien Spender nicht greifbar. Sorgen bereitet den Experten auch der demografische Wandel. Jährlich scheiden deutschlandweit rund hunderttausend aktive Blutspender aus Altersgründen oder wegen einer Krankheit aus. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf unter Älteren.
»Wir brauchen jetzt eine Trendwende, um einen gravierenden Notstand abzuwenden«, sagte der DRK-Sprecher. Nötig sei einerseits Kontinuität beim Blutspenden. So spendeten in Deutschland nur rund drei Prozent der Bevölkerung regelmäßig Blut. Um die Versorgung mit Blutpräparaten langfristig ausreichend zu sichern, sei ein Anteil von rund sechs Prozent nötig. Blutprodukte sind nur begrenzt haltbar.
Zudem gelte es, junge Erstspender, die während der Hochzeiten der Pandemie Blut gespendet und die Risikogruppen entlastet hätten, zurückzuholen und für regelmäßige Spenden zu gewinnen. Ein bis zwei Blutspenden jährlich wären schon hilfreich, sagte der Sprecher. Das DRK appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, am besten noch vor dem Urlaub zu einer Blutspendestelle zu gehen: »Wir brauchen Kontinuität über den Sommer.«