Hausstaubmilben Der Feind im Bett

Sie mögen es feucht und warm, nisten zu Hunderttausenden in Matratzen und Decken: Hausstaubmilben lassen sich kaum aus dem Schlafzimmer verbannen. Für Allergiker werden sie zum morgendlichen Problem.
Illustration einer Hausstaubmilbe: Die Spinnentiere werden nicht mal einen Millimeter groß

Illustration einer Hausstaubmilbe: Die Spinnentiere werden nicht mal einen Millimeter groß

Foto: SEBASTIAN KAULITZKI/ Science Photo Library/ Getty Images

Das Schlafzimmer ist eigentlich ein Rückzugsort, ein Ort zum Wohlfühlen, doch ausgerechnet dort droht manchen Menschen Ungemach. Hausstaubmilben kommen zu Hunderttausenden, nisten sich in Matratzen, Federbetten, Teppichböden oder Vorhängen ein. Bei Allergikern reagiert der Körper auf den Kot der nicht mal einen Millimeter großen Spinnentiere. Auf Dauer kann das krank machen.

Ein Schlafzimmer voller Milben klingt zwar ekelerregend, hat aber wenig mit Schmutz zu tun. "Es gibt keine Wohnung, die frei von Hausstaub ist", stellt Torsten Zuberbier von der Charité Berlin klar.

Warum siedeln sich die Milben ausgerechnet im Schlafzimmer an?

Da die Milben es warm und feucht mögen, finden sie in Schlafzimmern ideale Bedingungen. Durch Schwitzen produziert jeder Mensch pro Nacht bis zu einen Liter Wasser. Dies steigert die Luftfeuchtigkeit, zum Wohl der Spinnentiere. Optimal sind für die Milben Temperaturen um die 25 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent, als Nahrung dienen ihnen unter anderem Haare und Hautschuppen.

Wie zeigt sich eine Hausstaubmilbenallergie?

Die Beschwerden einer Hausstaubmilbenallergie zeigen sich vor allem morgens. "Das können zum Beispiel Juckreiz an den Augen, häufiges Niesen und Schnupfen, eine verstopfte Nase oder Husten sein", sagt der Göttinger Allergieexperte Thomas Fuchs. Auch Hautausschläge können auf die Allergie hindeuten, genauso wie asthmatische Beschwerden. Darüber hinaus kommen die Tiere als Auslöser für Neurodermitis oder Heuschnupfen infrage.

Wie kann ein Arzt die Allergie nachweisen?

Wer abklären möchte, ob seine Beschwerden tatsächlich auf die Spinnentiere zurückzuführen sind, sollte sich zum Allergologen überweisen lassen. Bei einem sogenannten Pricktest tropft der Arzt Lösungen mit möglichen Allergenen auf die Haut und piekst diese anschließend leicht ein. Röten sich die Stellen oder bilden sich Quaddeln, liegt sehr wahrscheinlich eine Allergie vor.

Neben dem Prick-Test existieren auch spezielle Blutuntersuchungen sowie ein nasaler Provokationstest, bei dem der Arzt einen Hausstaubmilben-Extrakt auf die Nasenschleimhaut sprüht. Kommt es danach zu Niesern, läuft die Nase oder ändert sich der Luftströmungswiderstand in der Nase, ist eine Allergie ebenfalls sehr wahrscheinlich.

"Oft stellt sich heraus, dass Patienten nicht nur auf Hausstaubmilben, sondern zusätzlich auf Schimmelpilzsporen allergisch reagieren", erklärt Zuberbier, der auch Vorsitzender der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (Ecarf) ist. Schimmelpilze benötigen wie Hausstaubmilben Feuchtigkeit und verbreiten sich deshalb ebenfalls häufig in Schlafzimmern.

Mitunter kommt es vor, dass Patienten über Milben und Schimmel hinaus auf Tierhaare allergisch reagieren. "Die Beschwerden können sich noch einmal verstärken, wenn der Patient raucht oder passiv Nikotin ausgesetzt ist", sagt Fuchs, Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (Aeda).

Wie lässt sich die Allergie behandeln?

Gegen akute Beschwerden gibt es antiallergische Mittel. Auch entzündungshemmende Medikamente wie etwa kortisonhaltige Nasensprays können manchen Betroffenen helfen.

"Eine weitere Option ist eine spezifische Immuntherapie, die auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt wird", sagt Stephan Meller, Leitender Oberarzt in der Klinik für Dermatologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dabei bekommen Patienten über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren regelmäßig eine Substanz mit einer steigenden Menge Allergene unter die Haut gespritzt, um den Körper daran zu gewöhnen.

"Eine solche Therapie ist allerdings zeitaufwendig und insofern nicht für jeden Patienten geeignet", so Meller. Je nach Fall kann der Arzt auch Tabletten oder Tropfen zur Hyposensibilisierung verschreiben.

Was können Allergiker beachten, um die Milben zu reduzieren?

Um es den Milben so unbehaglich wie möglich zu machen, ist es wichtig, jeden Morgen Kissen und Federbett aufzuschütteln und regelmäßig durchzulüften. Dadurch reduzieren sich Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Da Pflanzen Flüssigkeit absondern, sollten sie aus dem Schlafzimmer verbannt werden.

Hilfreich ist außerdem, einmal pro Woche das Bett frisch zu beziehen und die benutzte Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen. Matratze und Bettwäsche können mit milbenundurchlässigen Allergieüberzügen bezogen werden.

Auch der Bodenbelag entscheidet, wie stark Allergiker dem Milbenkot ausgesetzt sind. Experten raten zu einem glatten Boden, der täglich gewischt wird. Teppiche sollten einen möglichst kurzen Flor besitzen und mit Staubsaugern gereinigt werden, die für Allergiker entwickelt wurden.

Ebenfalls kritisch sind Stoffvorhänge und Polstermöbel. Wer nicht darauf verzichten will, sollte sie regelmäßig mit einem Anti-Milben-Spray einsprühen. Auch auf Plüschtieren finden sich viele Milben. Diese lassen sich abtöten, indem das Kuscheltier in eine Plastiktüte gepackt und in eine Tiefkühltruhe gelegt wird.

irb/dpa, von Sabine Meuter

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