Patientinnen mit hohem Krebsrisiko So funktioniert die Brustamputation

Angelina Jolie hat sich beide Brüste amputieren lassen, weil ihr Risiko für Brustkrebs deutlich erhöht ist. Nach der Operation kann bei betroffenen Frauen die Brust wieder aufgebaut werden. Für Risikopatientinnen wird zudem die Entfernung der Eierstöcke empfohlen.
Die Brust: Bei hohem Krebsrisiko amputieren und wieder rekonstruieren

Die Brust: Bei hohem Krebsrisiko amputieren und wieder rekonstruieren

Foto: SPIEGEL ONLINE

Während bei von Brustkrebs betroffenen Frauen versucht wird, so zu operieren, dass die Brust erhalten werden kann oder mit weniger aufwendigen Mitteln wieder aufgebaut werden kann, geht es bei der vorsorglichen Amputation beider Brüste von Beginn an um eine sogenannte Mastektomie oder Ablatio mammae: Die Brüste werden komplett entfernt.

Wie funktioniert die Brustamputation?

Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Der operierende Frauenarzt entfernt den gesamten Drüsenkörper der Brustdrüse, in dem ein Tumor entstehen könnte. Dabei können die Brustwarze und die den Drüsenkörper bedeckende Haut erhalten bleiben oder mit entfernt werden. Das Restrisiko eines Tumors nach einer Brustamputation hängt davon ab, wie gut das gesamte Drüsengewebe entfernt wird. Deshalb gilt die Empfehlung, die Haut so dünn wie möglich zurückzulassen, falls sie erhalten bleiben soll.

Ob die Brustwarze und der Brustwarzenhof erhalten werden können oder in jedem Fall mit entfernt werden sollten, wird unter Fachleuten noch diskutiert. Es fehlen noch eindeutige Ergebnisse dazu, ob das Risiko für einen Tumor durch die Brustamputation auch dann ausreichend gesenkt werden kann, wenn die Brustwarze erhalten bleibt. In keinem Fall bietet die Brustamputation einen hundertprozentigen Schutz davor, an Brustkrebs zu erkranken.

Wie funktioniert der Brustaufbau?

Die Brust kann entweder in der gleichen Operation oder in weiteren Eingriffen in erneuter Vollnarkose rekonstruiert werden. Was bei einer betroffenen Frau die bessere Wahl ist, kann nur die Patientin mit den behandelnden Ärzten gemeinsam entscheiden. Ausschlaggebend ist, dass der wünschenswerte Wiederaufbau der Brust den eigentlichen Zweck der Brustamputation nicht beeinträchtigt, nämlich risikohaltiges Gewebe zu entfernen.

Sowohl Silikonimplantate als auch körpereigenes Gewebe kommen für die Rekonstruktion der Brust in Frage. Mit den Silikongelkissen ist schneller ein ansprechendes Ergebnis zu erreichen und die Operation ist auch technisch einfacher. Der Chirurg kann das Silikonimplantat entweder vor oder hinter dem Brustmuskel einsetzen. Allerdings bringen die Ärzte bei der Variante fremdes Material in den Körper ein, der darauf reagiert: In einer natürlichen Reaktion kapselt er das Silikonimplantat in eine Bindegewebshülle ein. Diese Hülle kann später verhärten und zu Schmerzen und Hauteinziehungen führen, die schlimmstenfalls eine erneute Operation erforderlich machen können. Silikonimplantate können zudem unnatürlich wirken und werden von Betroffenen häufig als Fremdkörper wahrgenommen.

Fotostrecke

Angelina Jolie: Kampf gegen das Krebsrisiko

Foto: LEON NEAL/ AFP

Ohne körperfremdes Material kann die Brust durch sogenannte Lappentransplantate oder Lappenplastiken rekonstruiert werden. Dazu verwenden die Operateure Teile von Muskeln, zum Beispiel vom Rücken oder aus dem Bauch der Patientinnen, und füllen mit diesen die Brust auf. Die Operationen sind anspruchsvoll und sollten von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden.

Wie werden die Eierstöcke entfernt?

Nach abgeschlossener Familienplanung wird Frauen mit erblich bedingt erhöhtem Risiko für Brustkrebs außerdem empfohlen, die Eierstöcke entfernen zu lassen. Dieser Eingriff erfolgt ebenfalls in Vollnarkose. Entweder können die Eierstöcke offen, also durch einen Schnitt in der Bauchdecke entfernt werden oder - mittlerweile wesentlich häufiger - im Rahmen eines minimal-invasiven Eingriffs. Dabei setzen die Operateure nur drei kleine Schnitte in die Bauchdecke, durch die Instrumente und eine Kamera geschoben werden. Weil die Eierstöcke auch Hormone produzieren, ist die Frau nach ihrer Entfernung nicht nur unfruchtbar, sondern muss eventuell auch Beschwerden durch den veränderten Hormonhaushalt in Kauf nehmen.

Welches Risiko bergen die Operationen?

Wie jede Operation sind auch die Brustamputation, der Wiederaufbau und die Eierstockentfernung mit Risiken verbunden. Die Eingriffe müssen in Vollnarkose durchgeführt werden. Bei Narkose und Operation kann es unter anderem zu Blutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Blutverlust, Belastungen von Herz und Kreislauf und Schäden zum Beispiel an Nerven oder Muskeln kommen. Die Technik des Wiederaufbaus der Brust ist weit entwickelt, allerdings gibt es für Patientinnen keine Garantie auf ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Wo finden betroffene Frauen Informationen?

Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs bietet das BRCA-Netzwerk e. V. , dort gibt es auch weiterführende Informationen zu den Operationen. Hintergründe zu Brustkrebs  und vor allem der Vererbung  stellt das Deutsche Krebsforschungszentrum in seinem Krebsinformationsdienst  zur Verfügung. Bei Fragen stehen die Experten des Krebsinformationsdiensts auch per Telefon unter 0800 - 420 30 40 oder per E-Mail  zur Verfügung. Aktuelles zum Thema Brustkrebs bietet auch die Deutsche Krebsgesellschaft . Bei der Deutschen Krebshilfe finden Betroffene eine Liste der Brustkrebszentren in Deutschland , die eine genetische Beratung durchführen.

dba
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren