Droge als Arznei Bei diesen Krankheiten kann Cannabis helfen

Cannabis in der Medizin: Die Droge kann eine Vielzahl von Leiden lindern
Foto: DAVID MCNEW/ REUTERSChronisch Kranke dürfen künftig in Ausnahmefällen Cannabis bei sich zu Hause anbauen, das hat das Kölner Verwaltungsgericht am Dienstag entschieden. Die Betroffenen, die gegen das Anbauverbot geklagt haben, nehmen die Droge zur Schmerzlinderung - dies ist auch eines der Hauptanwendungsgebiete für Cannabis in der Medizin. Zwar könnten die Kläger auch sogenannte Medizinal-Cannabisblüten in der Apotheke kaufen - doch diese waren für die Betroffenen zu teuer.
Der Einsatz von Cannabis in der Medizin polarisiert, immerhin ist es als Droge in vielen Ländern illegal. Gleichzeitig werden den Hauptwirkstoffen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie dem weitaus komplexeren Stoffgemisch aus der Cannabis-Blüte eine Reihe von nützlichen Wirkungen zugesprochen, die es aus medizinischer Sicht interessant machen. Es soll:
- Schmerzen lindern,
- den Appetit anregen und Übelkeit oder Brechreiz entgegenwirken,
- Krämpfe lösen und Spasmen unterdrücken,
- die Stimmung verbessern.
Die Datenlage für die meisten Anwendungen ist dünn. Forscher beklagen zum Teil, dass der Goldstandard der medizinischen Studie, der doppelblinde placebokontrollierte Versuch, oft schon daran scheitert, dass man die Patienten schlecht täuschen kann: Man merkt eben, ob man nur ein Placebo nimmt oder eine auf das Bewusstsein wirkende Droge konsumiert.
Dass Cannabis den Appetit anregt, ist wohlbekannt. Der Effekt kann - kombiniert mit der Verminderung des Brechreizes - insbesondere für Krebspatienten segensreich sein, die unter einer strapazierenden Chemotherapie abmagern. Bereits 1975 berichteten Ärzte im "New England Journal of Medicine", dass THC oral eingenommen Übelkeit bei Krebspatienten verhindert. 2012 löste der Fall der damals siebenjährigen Mykayla eine große Debatte in den USA aus. Das an Leukämie erkrankte Mädchen schluckte begleitend zur Chemotherapie täglich Cannabis-Kapseln, um die Nebenwirkung der Chemo zu lindern und in der Hoffnung, dass die Zusatzbehandlung ebenfalls aktiv gegen den Krebs wirkt.
Auch Aids-Patienten können von der appetitanregenden und Übelkeit unterbindenden Wirkung profitieren, da ihre Krankheit häufig mit Gewichtsverlust einhergeht. Auch die stimmungsaufhellende Wirkung von Cannabis könnte ihnen helfen. In einer Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration von 2013 beklagen Forscher allerdings, dass Langzeituntersuchungen fehlen.
Asthma, Tourette, Glaukom
Da Cannabis Spastiken reduziert, wird es zudem bei Multipler Sklerose eingesetzt. Die Droge kann die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen wieder verbessern. Das Fortschreiten der Krankheit kann sie indes nicht drosseln, die Behandlung ist rein symptomatisch. Allerdings vermag Cannabis auch die mit der Krankheit einhergehenden Schmerzen zu lindern.
Es gibt eine Reihe weiterer Leiden, bei denen Cannabis eingesetzt werden kann, darunter das Tourette-Syndrom - viele Betroffene berichten über eine Abnahme der störenden Tics. Auch beim Glaukom können Cannabis oder einzelne Inhaltsstoffe helfen, indem sie den Augeninnendruck senken, der bei dieser Krankheit nach und nach den Sehnerv zerstört. Dieser Effekt tritt jedoch nicht bei allen Betroffenen auf. Und weil es die Bronchien weitet, kann Cannabis auch für Menschen mit Asthma nützlich sein - dann allerdings nicht als Joint, der geraucht wird.