

Kinder und das Coronavirus Was Eltern jetzt wissen müssen
Die Praxen von Kinder- und Jugendärzten sind aktuell voll: "Wie immer zu dieser Jahreszeit - wegen der Grippe und grippaler Infekte", sagt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske. "Aber jetzt haben die Menschen auch noch Angst wegen des Coronavirus." Wie sich das Virus Sars-CoV-2 bei Kindern auswirkt, warum Eltern sich aktuell wenig Sorgen machen müssen - ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie gefährlich ist Sars-CoV-2 für Kinder?
Die gute Nachricht: Bisher sieht es so aus, als würden Kinder sich entweder seltener mit dem neuartigen Coronavirus anstecken oder im Fall einer Infektion gar keine oder nur sehr milde Krankheitssymptome entwickeln. Kinder- und Jugendarzt Maske sagt: "Unsere Patientengruppe ist bislang nicht betroffen."
Unter den ersten tausend Fällen in China waren lediglich neun unter 15-Jährige, nur in einem dieser Fälle gab es einen schwereren Krankheitsverlauf.
Im gemeinsamen Bericht von China und der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Coronavirus-Ausbruch heißt es ebenfalls, die Krankheit sei bei Kindern relativ selten und verlaufe mild. Nur 2,4 Prozent der im Report verzeichneten Fälle traten demnach bei Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren auf. Nur einer von 40 dieser Erkrankten hatte einen schweren Krankheitsverlauf. Während des aktuellen Ausbruchs von Sars-CoV-2 wurden die meisten Fälle bei Kindern demnach entdeckt, weil in ihrer Familie Erwachsene erkrankt waren und die Kinder deshalb getestet wurden.
Auch beim Sars-Ausbruch vor knapp 20 Jahren verlief die Krankheit bei Kindern unter zwölf Jahren deutlich milder als bei Jugendlichen oder Erwachsenen.
Es gibt einige Infektionskrankheiten, die bei Kindern generell milder ausfallen als bei Erwachsenen. Im Detail ist noch nicht geklärt, woran das liegt.
Welche Symptome haben Kinder bei einer Sars-CoV-2-Infektion?
Falls Kinder überhaupt Symptome entwickeln, sind diese schwer von einer banalen Erkältung zu unterscheiden: Husten, eine laufende Nase, Fieber. Schwere Verläufe wie sie insbesondere ältere Erwachsene haben, bei denen etwa eine Beatmung nötig ist, sind bei Kindern entweder extrem selten oder treten überhaupt nicht auf.
Können Kinder das Virus weitergeben?
Während das Team von chinesischen und WHO-Experten den Bericht erarbeitete, fand es keinen Fall, in dem ein Kind einen Erwachsenen angesteckt hatte. Das bedeutet natürlich noch nicht, dass dies ausgeschlossen ist. Es ist möglich, dass Kinder zwar selbst nicht erkranken, aber das Virus Sars-CoV-2 weitergeben können.
Vor diesem Hintergrund kann es auch sinnvoll sein, dass Kitas und Schulen nach einem Covid-19-Fall für bis zu zwei Wochen geschlossen werden, wie dies aktuell schon vereinzelt passiert ist.
Sollten Eltern zum Arzt gehen, wenn ihr Kind schnieft und hustet?
Aktuell kursiert die Grippe, ebenso wie diverse Erkältungserreger. Wenn ein Kind hustet, niest und erhöhte Temperatur hat, ist aktuell die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert ist.
Kinder- und Jugendarzt Maske empfiehlt deshalb Eltern das, was auch zu jeder anderen Zeit gilt: "Das Kind zu Hause gesund pflegen. Falls das Kind nur leicht krank ist, sparen Sie sich gern den Besuch in der Arztpraxis. Husten und Schnupfen müssen wir nicht behandeln." Im Zweifel sollten Eltern auch erst anrufen oder per E-Mail Kontakt aufnehmen. Möglicherweise könne man so vorab klären, ob ein Arztbesuch wirklich nötig ist.
Ähnlich schildert es sein Kollege Till Reckert, der in einer pädiatrischen Gemeinschaftspraxis in Reutlingen arbeitet: Sie versuchen aktuell, "Trauben schniefender Kinder" zu vermeiden - um dann Zeit zu haben für die wirklichen Probleme. Das sei eigentlich immer das Ziel, aber zurzeit noch wichtiger als sonst.
Maske erteilt Eltern eine Absage, die einen Test auf Sars-CoV-2 wünschen, ohne dass es einen konkreten Verdacht auf die Infektion gibt - etwa weil das Kind Kontakt mit einem bereits Erkrankten hatte. Ohne solch einen Anlass gebe es aktuell keinen Test - und im konkreten Verdachtsfall sei das Gesundheitsamt der richtige Ansprechpartner. (Welches Gesundheitsamt zuständig ist, lässt sich hier herausfinden .)
Am 31. Dezember 2019 wandte sich China erstmals an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Millionenstadt Wuhan häuften sich Fälle einer rätselhaften Lungenentzündung. Mittlerweile sind mehr als 180 Millionen Menschen weltweit nachweislich erkrankt, die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über alle SPIEGEL-Artikel zum Thema.