Corona in Österreich Salzburg bereitet Triage vor

Wegen der dramatischen Coronalage auf den Intensivstationen haben die Salzburger Landeskliniken ein Triage-Team benannt. Die Behandlung aller Patienten nach geltenden Standards könne bald nicht mehr garantiert werden.
Intensivstation des Uniklinikums Salzburg (Archivbild): Wem zuerst helfen?

Intensivstation des Uniklinikums Salzburg (Archivbild): Wem zuerst helfen?

Foto: Unbekannt / SALK / APA / dpa

Die Krankenhausversorgung im österreichischen Bundesland Salzburg steht wegen der angespannten Coronalage auf der Kippe. Die Salzburger Landeskliniken (Salk) gaben am Dienstag bekannt, dass ein Triage-Team zusammengestellt werde, weil die Behandlung aller Patientinnen und Patienten nach geltenden Standards schon bald nicht mehr garantiert werden könne.

Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Laut dem Sprecher der Kliniken soll das sechsköpfige Team – bestehend aus fünf Medizinern und einer Juristin – künftig darüber beraten, wer noch intensivmedizinisch behandelt werden kann und wer nicht.

Salzburg verzeichnet derzeit mit mehr als 1500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern die höchste Sieben-Tage-Inzidenz unter den österreichischen Bundesländern. Knapp dahinter folgt Oberösterreich mit einem Wert von mehr als 1400. Österreichs Intensivmediziner forderten deshalb am Dienstag einen kurzen Lockdown für die Gesamtbevölkerung in diesen zwei Regionen. Die Situation sei »sehr, sehr angespannt«, sagte Walter Hasibeder, der Präsident des Berufsverbandes Ögari (Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin).

»Wir appellieren daher dringend an die politischen Verantwortlichen, die erforderlichen Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Infektionsgeschehens zu setzen«, zitiert der ORF  Salk-Geschäftsführer Paul Sungler. Man stehe mit dem Rücken zur Wand.

»Keine Zeit mehr, lange zu überlegen«

Die konservative ÖVP von Bundeskanzler Alexander Schallenberg hat sich in den vergangenen Tagen vehement gegen den Vorstoß von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gestellt, bundesweit nächtliche Ausgangsbeschränkungen einzuführen. Stattdessen setzt die konservative Kanzlerpartei auf den Lockdown für Ungeimpfte, der seit Montag in Österreich in Kraft ist. Mückstein will die Lage am Mittwoch neu bewerten.

In Reaktion auf den Hilferuf des Klinikbetreibers mit seinen vier Krankenhäusern kündigte Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) Entlastungsmaßnahmen an. Unter anderem sollen manche Coronapatienten in Zentren für medizinische Rehabilitation untergebracht werden. Zudem sollen Auffrischungsimpfungen  vorgezogen und die dritte Impfdosis bereits für alle Geimpften nach vier Monaten zur Verfügung stehen. »Da die Wirkung des Impfstoffes nach vier bis sechs Monaten stark nachlässt, wird die Auffrischungsimpfung schwere Verläufe verhindern und auch so die Spitäler entlasten«, heißt es auf der Internetseite vom Land Salzburg. 

Zusätzlich sollen die Impfkapazitäten noch einmal aufstockt werden, von Montag bis Sonntag werden den Informationen zufolge in jedem Bezirk Impfungen mit und ohne Anmeldung möglich sein. »Es ist jetzt keine Zeit mehr, um noch lange zu überlegen. Der erste Stich ist wichtig, aber auch die Auffrischungsimpfung«, so Haslauer. »Es kommt nun auch auf jeden und jede Einzelne an.«

hei/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten