Gefährliches Instrument Tod aus dem Dudelsack

Einem 61-Jährigen wurde seine Liebe fürs Dudelsackspiel zum Verhängnis: Er starb an einem Lungenleiden - die Ursache dafür fand sich im Instrument.
Dudelsackspieler

Dudelsackspieler

Foto: imago/ Eibner Europa

Halten Sie Tauben? Gibt es in Ihren Wohnräumen ein Schimmelproblem? Das sind zwei mögliche Fragen, die Ärzte stellen, wenn ein Patient an einem speziellen Form von Lungenentzündung erkrankt ist - einer exogen-allergischen Alveolitis.

Dauert diese Entzündung an, kann das Lungengewebe immer weiter vernarben und damit nicht mehr seine Aufgabe erfüllen. Betroffene leiden infolgedessen unter Atemnot. Je mehr Gewebe vernarbt, desto schlimmer wird sie und desto stärker schränkt die Krankheit die Betroffenen ein. Schlimmstenfalls führt sie zum Tod.

Der Fall eines 61-Jährigen aus Großbritannien zeigt, dass Ärzte bei der Suche nach dem Auslöser auch Ungewöhnliches abfragen sollten. Denn der Mann starb wohl, weil er täglich Dudelsack spielte, wie aus einem Bericht im Fachblatt "Thorax"  hervorgeht.

Ein Ärzteteam um Jenny King vom University Hospital of South Manchester berichtet, der Mann sei im April 2014 in ihre Klinik überwiesen worden. Zu diesem Zeitpunkt litt er bereits seit sieben Jahren unter trockenem Husten und fortschreitender Atemnot, obwohl er Medikamente erhielt, die die Immunreaktion in seiner Lunge bremsen sollten.

2009 hatte er die Diagnose exogen-allergische Alveolitis erhalten, die Ärzte hatten jedoch keine Ursache ausmachen können.

2011 war der Patient drei Monate lang in Australien, heißt es in dem veröffentlichten Fallbericht. In dieser Zeit habe sich seine Gesundheit deutlich verbessert. Er war sogar wieder in der Lage, zehn Kilometer ohne Pause zu spazieren. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien verschlechterte sich sein Zustand rapide.

Was hatte sich verändert?

Der Mann hatte seinen Dudelsack nicht mit nach Australien genommen, auf dem er sonst täglich musizierte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat nahm er das Dudelsackspiel wieder auf - und ließ davon trotz seiner Lungenprobleme nicht ab. Das Instrument hatte zu diesem Zeitpunkt niemand im Verdacht.

Im September 2014 verschlechterte sich der Zustand des Mannes so sehr, dass er erneut ins University Hospital of South Manchester kam. Die Vernarbung seiner Lunge war weiter fortgeschritten. Jetzt schauten sich die Ärzte seinen Dudelsack genauer an. Sie nahmen Proben aus dem Instrumenteninneren. Daraus wuchsen im Labor verschiedene Schimmelpilze und Hefen.

Die Erkenntnis kam zu spät, um dem Patienten zu helfen: Er starb im Oktober 2014. Die Ärzte berichten nun darüber, um Kollegen auf diese mögliche Schimmelpilz-Quelle hinzuweisen.

Sie nennen zwei weitere dokumentierte Fälle, in denen mit Pilzen verunreinigte Blasinstrumente eine exogen-allergische Alveolitis auslösten. In einem Fall war es ein Saxofon, im anderen eine Posaune. Beide Musiker erholten sich - und reinigten ihre Instrumente fortan gründlicher.

Wie diese Reinigung auszusehen hat, sei leider nicht hinreichend beschrieben, beklagen die Ärzte in ihrem Fachartikel. Sie schließen jedoch mit der Empfehlung, dass sich Musiker, die Blasinstrumente spielen, dieser Gefahr bewusst sein und ihre Instrumente regelmäßig putzen sollten.

Der Posaunist etwa griff dafür zu Isopropanol. Wer ein Holzblasinstrument spielt, sollte das Instrument nach jedem Spiel ordentlich trockenwischen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten