Asthma, Bronchitis, COPD E-Zigaretten könnten Risiko für Lungenerkrankungen steigern

E-Zigarette: schädliches Dampfen
Foto: Fabian Strauch/dpaE-Zigaretten sind noch so neu, dass große, länger angelegte Studien im echten Leben fehlten. Eine aktuelle Untersuchung schließt diese Lücke jetzt ein Stück weit. Für die Analyse befragten US-Forscher Tausende Menschen - darunter Dampfer, Tabakraucher, Ex-Raucher und Nichtraucher - über einen Zeitraum von zwei Jahren zu Lungenbeschwerden. Das Ergebnis: Auch Nutzer von E-Zigaretten haben ein erhöhtes Risiko für chronische Lungenkrankheiten wie COPD, Asthma und Bronchitis.
In die Untersuchung flossen Daten von mehr als 19.000 Menschen ein, die zunächst keine Lungenkrankheit hatten. Innerhalb von zwei Jahren entwickelten rund 1100 der Teilnehmer Hinweise auf eine der folgenden drei Erkrankungen:
- COPD (chronische obstruktive Lungenerkrankung), bei der sich die Atemwege verengen und es zu Husten, vermehrtem Auswurf und Atemnot kommt.
- Asthma, eine anfallsartig auftretende, entzündliche Krankheit der Atemwege. Oft kommt es zu pfeifender Atmung, Husten und einem Engegefühl in der Brust.
- Chronische Bronchitis, bei der sich die Atemwege dauerhaft entzünden.
Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der zwei Jahre zu erkranken, war für Dampfer um 30 Prozent höher als für abstinente Menschen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "American Journal of Preventive Medicine" berichten. Bei Tabakrauchern war die Wahrscheinlichkeit um etwa 150 Prozent erhöht, also weit mehr als doppelt so hoch wie bei einem Nichtraucher.
Schädlichste Kombination: Dampfen und Rauchen
"Ein konsequenter Umstieg von normalen Zigaretten auf E-Zigaretten kann das Risiko für Lungenkrankheiten senken. Allerdings macht es kaum jemand", sagt Studienleiter Stanton Glantz von der University of California in San Francisco laut einer Mitteilung.
Die meisten Raucher, die während des Untersuchungszeitraums zu E-Zigaretten wechselten, hätten weiterhin auch Tabak geraucht. Der gleichzeitige Konsum ist den Forschern zufolge aber besonders gefährlich. Das Risiko für Lungenkrankheiten sei dabei um 230 Prozent höher als bei abstinenten Menschen. E-Zigaretten sind in den USA allerdings auch deutlich weniger reguliert als in Deutschland.
Die Wissenschaftler weisen in ihrer Untersuchung auch auf Schwächen der Studie hin. So könnten sich Krankheiten schon über Jahre entwickelt haben, bevor die ersten Beschwerden auftraten. Denkbar ist etwa, dass die Lungen der E-Zigarettennutzer durch früheren Zigarettenkonsum vorgeschädigt waren. Zudem konnte nicht genau erfasst werden, wie oft Konsumenten von E-Zigaretten dampften. Erstmals seien aber Menschen befragt worden, die zu Beginn der Studie noch nicht als lungenkrank galten, schreiben die Forscher.
"Die erste Studie im normalen Leben"
"Wir haben aus Laborstudien gewusst, dass E-Zigaretten gesundheitsgefährdend sind, aber nun haben wir die erste Studie, die das über Jahre hinweg im normalen Leben von Rauchern beobachtet", sagt Robert Loddenkemper, Experte für E-Zigaretten bei der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.
Bei Tabak-Zigaretten habe es Jahrzehnte gedauert, bis wissenschaftlich belegt wurde, dass Rauchen tödlich sein kann. "Und nun sehen wir, dass die Kombination mit Inhaltsstoffen aus der E-Zigarette, die zum Beispiel im Liquid oder in den Aromen stecken, die Gesundheitsgefährdung signifikant steigert", sagt Loddenkemper, der nicht an der Studie beteiligt war.
Katrin Schaller vom DKFZ empfiehlt E-Zigaretten nur unter Vorbehalt: "Raucher sollten, um aufzuhören, als erste Option die zugelassenen und erwiesenermaßen wirksamen Hilfsmittel nutzen, insbesondere Verhaltenstherapie, am besten kombiniert mit Nikotinersatzprodukten."
Wenn das nicht klappt, könnten Raucher den Ausstieg mit E-Zigaretten probieren. Dabei sollten sie aber auf jeden Fall vollständig auf E-Zigaretten umsteigen, da jede weiterhin gerauchte Zigarette schädlich ist. "Wegen der derzeit unbekannten möglichen langfristigen gesundheitlichen Folgen des E-Zigarettenkonsums sollten sie planen, langfristig auch den E-Zigarettenkonsum einzustellen."
Kein Zusammenhang zu Todesfällen in den USA
Nutzer von E-Zigaretten inhalieren den Dampf eines nikotinhaltigen Liquids, das erhitzt wird. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sind E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich. Denn bestimmte schädliche Inhaltsstoffe sind gar nicht oder in geringerem Maße enthalten.
Allerdings gebe es auch schädigende Stoffe, die in E-Zigaretten in höherem Maße vorliegen, schreibt das Team um Glantz mit Verweis auf frühere Untersuchungen. Tierversuche hätten zudem gezeigt, dass die Inhaltsstoffe von E-Zigaretten Teile des Immunsystems unterdrücken könnten.
Die Studie steht in keinem Zusammenhang zu den Fällen akuter Lungenerkrankungen in den USA. Dort waren laut der US-Gesundheitsbehörde CDC bis 10. Dezember 52 Menschen nach dem Gebrauch von E-Zigaretten gestorben, 2409 wurden im Krankenhaus behandelt. Als Ursache wird ein aus Vitamin E gewonnenes Öl vermutet, das in Europa nicht zum Einsatz kommt.
Anm.d.Red.: Zur korrekten Wiedergabe der im Text geschilderten Sachverhalte haben wir nachträglich die Überschrift dieses Artikels abgeschwächt.