Eine Milliarde Euro gegen Ebola Europa macht endlich Ernst

Die EU-Staatschefs verstärken angesichts der weltweiten Seuchenbedrohung ihre Anstrengungen, um das Ebolafieber im Zaum zu halten - und verdoppeln ihre Finanzhilfe auf eine Milliarde Euro.
Freiwilligen-Training: Im Kampf gegen Ebola

Freiwilligen-Training: Im Kampf gegen Ebola

Foto: PHILIPPE WOJAZER/ REUTERS

Brüssel/Bamako - Seit Wochen fordern Seuchenexperten von der internationalen Gemeinschaft mehr Hilfsmittel, um die Ebola-Epidemie in Westafrika zu stoppen. Jetzt hat die Europäische Union beschlossen, ihre Hilfen für den Kampf gegen Ebola auf mindestens eine Milliarde zu verdoppeln. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs der 28 Mitgliedstaaten am Freitag beim Gipfel in Brüssel, wie der EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy mitteilte.

Bis zu dem Treffen hatten die EU und ihre Mitgliedstaaten etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro zugesagt. Unter anderem Großbritannien kündigte jetzt an, seine Hilfen deutlich zu erhöhen. Statt der ursprünglich zugesagten 156 Millionen Euro sollen nun mindestens 256 Millionen Euro fließen. Mit dem Geld werde man unter anderem Behandlungsstationen in Sierra Leone finanzieren, ließ Premierminister David Cameron erklären, der bereits zuvor auf weitere Zusagen der EU im Kampf gegen Ebola gedrungen hatte.

"Wir waren uns alle einig, dass dies eine außergewöhnliche Herausforderung ist", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Nacht zum Freitag. Die Krankheit sei eine "schreckliche Heimsuchung für die Menschheit". Nach den aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich in Westafrika inzwischen fast 10.000 Menschen mit dem Ebolavirus infiziert, fast 4900 von ihnen starben. Die Dunkelziffer aber ist hoch.

"Diese ernüchternden Zahlen sprechen für sich selbst", sagte EU-Kommissionschef José Manuel Barroso. "Die Epidemie ist noch lange nicht eingedämmt und wir müssen unser Handeln ausweiten." Am Donnerstagabend hatte der Gipfel bereits den Zyprer Christos Stylianides, der in der neuen EU-Kommission für humanitäre Hilfe zuständig ist, zum Koordinator für Europas Engagement in der Krise in Westafrika ernannt. Die EU-Außenminister hatten den Posten des Koordinators am Montag beschlossen, um Europas Hilfe für die besonders von der Epidemie betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone besser aufeinander abzustimmen.

Dort verschärft sich die Lage, denn inzwischen ist erneut ein Ebola-Fall jenseits der drei Länder aufgetaucht: Bei einem zweieinhalbjährigen Mädchen sei der lebensbedrohliche Erreger nachgewiesen worden, teilte das Gesundheitsministerium des Landes am Donnerstagabend mit. Das bitterarme Mali verfügt nur über ein marodes Gesundheitssystem.

CDC-Checkliste: So werden Ebola-Kontaktpersonen beobachtet

CDC-Checkliste: So werden Ebola-Kontaktpersonen beobachtet

Foto: SPIEGEL ONLINE (deutsche Übersetzung)

Am Freitag gab die WHO bekannt, dass sie Seuchenexperten nach Mali entsenden wolle, um das Land bei dem Fall zu unterstützten. Den Behörden in Mali zufolge stehen 43 Menschen unter Beobachtung, die mit dem Kind Kontakt hatten. Bei zehn davon handle es sich um medizinisches Personal.

Das Kleinkind wurde nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Mittwoch in ein Krankenhaus gebracht, einen Tag später stand die Diagnose fest. Das Mädchen kam den Angaben zufolge mit Verwandten aus Guinea, dort sei der Vater des Kindes an Ebola gestorben, hieß es in Medienberichten.

Wie Malis Gesundheitsministerium weiter mitteilte, wurde das Mädchen im Krankenhaus Fousseyni Daou in der Stadt Kayes isoliert. Der Ort liegt rund 500 Kilometer westlich der Hauptstadt Bamako. Im selben Krankenhaus seien Verwandte und andere Kontaktpersonen des Kindes unter Quarantäne gestellt worden. Alle Personen, die mit ihnen Berührung gehabt haben könnten, wurden aufgerufen, sich bei medizinischen Einrichtungen zu melden.

Darüber hinaus verfügte der Gouverneur von Kaye, Salif Traoré, dass am Freitag alle Schulen der Stadt geschlossen blieben. Der Gouverneur und Malis Gesundheitsminister Ousmane Kone riefen die Bevölkerung der Region auf, nicht in Panik zu verfallen und auf die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen zu achten.

Auch in den USA ist ein neuer Ebola-Fall aufgetaucht: Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, der am 14. Oktober aus Guinea über Brüssel zurück nach New York gereist war, ist am Ebolafieber erkrankt.

Der 33 Jahre alte Arzt war am Donnerstag mit den für Ebola typischen Symptomen Fieber, Durchfall und Erbrechen in eine Klinik gebracht worden. Er soll nach seiner Rückkehr aus Westafrika in New York nur mit vier Personen in engeren Kontakt gekommen sein: seiner Verlobten, zwei Freunden und einem Taxifahrer.

Spenden für die Ebola-Krisengebiete

cib/dpa/AFP
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