Faktencheck Stammt das Ebolavirus aus einem Geheimlabor?

Die rasante Ausbreitung von Ebola macht vielen Menschen Angst. Sie haben Fragen wie "Kann man sich an einer Türklinke infizieren?" oder "Warum schließt niemand die Grenzen zu Liberia?". Hier sind die Antworten.
Übung von Helfern in Würzburg: Infektion nur über Körperflüssigkeit möglich

Übung von Helfern in Würzburg: Infektion nur über Körperflüssigkeit möglich

Foto: Timm Schamberger/ Getty Images

Ich sitze im Wartezimmer beim Arzt. Dort ist auch ein fiebriger Patient. Muss ich mich vor einer Ebola-Infektion fürchten?

Nein! Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass der Patient tatsächlich mit Ebolaviren infiziert ist. Er müsste in den betroffenen Ländern gewesen sein oder Kontakt zu Infizierten gehabt haben. Zum anderen ist eine Infektion nur über Körperflüssigkeiten möglich, es muss also einen Körperkontakt geben. Theoretisch können Viren zwar auch über Türklinken übertragen werden, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering - siehe nächste Frage.

Kann ich mich über eine Türklinke oder einen Wasserhahn infizieren, den zuvor ein Ebola-Patient angefasst hat?

Ausgeschlossen ist eine Infektion nicht, denn Viren können auch außerhalb des menschlichen Körpers eine Weile überdauern. Wie lange, das hängt davon ab, ob die Viren in einem kleinen Flüssigkeitströpfchen eingeschlossen sind oder nicht. Ohne Feuchtigkeit sterben die Viren binnen einiger Stunden, berichtet die US-Gesundheitsbehörde CDC . Sofern die Viren in etwas Flüssigkeit eingebettet sind, überleben sie "wenige Tage", wie das Robert Koch-Institut aus Berlin erklärt . Allerdings gilt auch: Solange ein Ebola-Infizierter symptomfrei ist, besteht kein Übertragungsrisiko, weil er dann auch keine oder kaum Viren ausscheidet und an Griffen oder Türklinken hinterlassen kann.

Welche Symptome hat ein Ebola-Kranker? Wie ist der Krankheitsverlauf?

Frühestens zwei und spätestens 21 Tage nach der Infektion bekommen Betroffene in der Regel plötzlich Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, fühlen sich schwach und leiden unter Halsschmerzen. Anschließend kommen Durchfall, Erbrechen und ein Hautausschlag hinzu, es können Blutungen der Schleimhäute im Magen-Darm- und Genitaltrakt auftreten. Später versagen zuerst Leber und Nieren, viele Patienten sterben durch Herz-Kreislauf-Versagen.

Ein Video aus den USA zeigt einen Mann ohne Schutzkleidung, der wenige Meter neben einem Ebola-Infizierten steht. Handelt dieser Mann nicht unverantwortlich?

Solange er weder den Patienten berührt noch seine Pfleger, besteht keine Infektionsgefahr. Allein über die Luft ist eine Übertragung nach derzeitigem Wissensstand unmöglich - anders als etwa bei Influenzaviren. Ebolaviren werden nur durch direkten Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten wie Speichel, Erbrochenem, Urin oder Fäkalien (teilweise auch durch Schweiß oder Tränenflüssigkeit) übertragen. Indem man sie berührt und sich anschließend zum Beispiel an Mund, Nase oder die Augen fasst, können die Viren über Schleimhäute in das Innere des Körpers gelangen. Verletzungen auf der Haut sind ebenfalls eine Eintrittspforte für die Viren. Man kann sich auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr infizieren.

In meinem Flugzeug sitzen Reisende aus Westafrika. Wie soll ich mich verhalten?

Solange niemand Symptome des tödlichen Fiebers zeigt (siehe oben), besteht keinerlei Gefahr. Treten diese auf, sollte die betroffene Person in einem separierten Bereich sitzen und eine eigene Toilette zugewiesen bekommen. Eine Ansteckung ist nur über Körperflüssigkeiten möglich - nicht jedoch über die Luft. Theoretisch ist zwar eine Infektion über ausgehustete oder ausgenießte Tröpfchen denkbar, die beispielsweise auf der Lippe eines direkt nebenan sitzenden Menschen landen und von dort in den Mund gelangen. Allerdings gehören Niesen und Husten nicht zu den typischen Ebola-Symptomen. Sie haben Zweifel? Lesen Sie hier weiter.

Besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko durch Flüchtlinge?

Definitiv nicht! Die übergroße Mehrheit der knapp 117.000 Asylbewerber von Januar bis September 2014 stammt aus Ländern, in denen es keine Ebola-Infektionen gibt. Hauptherkunftsländer sind Syrien (23.575 Erstanträge), Serbien (11.175) und Eritrea (6574). Aus den drei Ländern mit aktuellen Ebola-Ausbrüchen Liberia, Guinea und Sierra Leone kamen lediglich 1177 Flüchtlinge nach Deutschland - das entspricht exakt einem Prozent aller Asylbewerber von Januar bis September 2014. Wegen der Inkubationszeit von höchstens 21 Tagen gelten alle Menschen, die länger als drei Wochen in Deutschland sind und nicht erkranken, als Ebola-frei. Sie haben Zweifel? Lesen Sie hier weiter.

Ich habe im Internet gelesen, dass Ebolaviren aus einem geheimen US-Labor stammen sollen und gezielt freigesetzt wurden. Was ist an dieser Geschichte dran?

Im Film "Outbreak" des deutschen Regisseurs Wolfgang Petersen wird genau dieser Plot erzählt. Auch bei Aids gab und gibt es derartige Verschwörungstheorien. Beweise dafür finden sich freilich keine. Größere Ebola-Ausbrüche gab es ab 1976 in der Demokratischen Republik Kongo (vormals Zaire), der Republik Kongo, im heutigen Südsudan, Uganda und Gabun. Als Überträger vermuten Forscher Menschenaffen und vor allem Flughunde. Menschen infizieren sich mit den Viren wahrscheinlich, wenn sie das Fleisch von wilden Tieren verzehren.

Den Ursprung des aktuellen Ausbruchs vermuten Forscher in den bewaldeten Regionen im Südosten Guineas. Dort starb Anfang Dezember 2013 ein zweijähriges Kind an dem Virus - laut Europäischem Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten ECDC gilt es als das erste Opfer der Epidemie .

Warum streicht man nicht alle Flugverbindungen in die Ebola-Länder oder schließt die Grenzen zu diesen Staaten? Das würde die Ausbreitung der Viren doch stoppen.

Bisher lehnen die meisten Seuchenexperten derartige Schritte ab - und zwar aus folgenden Gründen:

  • Möglichkeiten für Hilfsmaßnahmen und Reisen von Hilfsarbeitern würden dadurch eingeschränkt. Das Hauptziel von Weltgesundheitsorganisation WHO und Hilfsorganisationen, den Ausbruch endlich unter Kontrolle zu bekommen, wäre so kaum noch zu erreichen.
  • Reisende aus Westafrika könnten Umwege über die Nachbarländer nehmen - und so das Ebolavirus auch innerhalb des afrikanischen Kontinents weiter verbreiten. Das würde die Eindämmung der Epidemie weiter erschweren.
  • Reisenden, die nur zu Besuch in Westafrika sind, darf es nicht verboten werden, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren.

Sie haben Zweifel? Lesen Sie hier weiter.

Ein Kollege ist gerade von einer Liberia-Reise zurückgekommen. Sollte ich ihm sicherheitshalber aus dem Weg gehen?

Solange ein Mensch keine Symptome einer Ebola-Erkrankung zeigt (siehe oben), besteht keine Infektionsgefahr. Treten allerdings typische Anzeichen des Ebola-Fiebers auf, sollte der Kollege umgehend einen Arzt anrufen, um abzuklären, ob er eventuell mit dem Virus infiziert ist.

Warum werden nicht in allen größeren Gebäude, Bahnhöfe und U-Bahnstationen Temperatur-Scanner aufgestellt? So könnte man Infizierte doch schnell finden.

Wer nur infiziert ist, aber noch keine Symptome zeigt, wird beim Temperatur-Scan nicht auffallen, denn er hat noch kein Fieber. Ist die Krankheit jedoch erst einmal ausgebrochen, können die Betroffenen meist kaum noch allein das Haus verlassen. Temperatur-Scanner würden Ebola-Infizierte also nur selten identifizieren, dafür aber eine Vielzahl von Menschen, die aus anderen Gründen erhöhte Temperatur oder Fieber haben. Deshalb gelten die Wärmekameras als wenig effektiv.

Mitarbeit: Irene Berres, Cinthia Briseño, Nina Weber
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