Epidemie Nigeria ruft wegen Ebola nationalen Notstand aus

Schulen sollen die Ferien verlängern, religiöse Führer auf Massenveranstaltungen verzichten: Wegen Ebola hat auch Nigeria den Notstand ausgerufen. In Kanada wurde ein Rückkehrer mit Fieber auf die Isolierstation verlegt.
Epidemie: Nigeria ruft wegen Ebola nationalen Notstand aus

Epidemie: Nigeria ruft wegen Ebola nationalen Notstand aus

Foto: Sunday Alamba/ AP/dpa

Neun Infektionsfälle sind bestätigt, zwei Menschen starben, fast 140 werden überwacht: Auch in Nigeria grassiert die Angst vor Ebola. Die Regierung hat daher am Freitagabend den Notstand ausgerufen. Präsident Goodluck Jonathan gab umgerechnet 8,7 Millionen Euro zur Bekämpfung der Seuche frei. Damit sollten unter anderem zusätzliche Isolierstationen, Personal und die Überwachung an den Grenzen finanziert werden, teilte ein Sprecher von Jonathan mit.

Zuvor hatte bereits die Weltgesundheitsbehörde (WHO) die Ebola-Epidemie als internationalen Gesundheitsnotfall eingestuft und allen betroffenen Ländern in Westafrika geraten, den Notstand auszurufen. Nigeria, das bevölkerungsreichste Land des Kontinents, sprach von sieben Ebola-Fällen in der Wirtschaftsmetropole Lagos.

Präsident Jonathan forderte Religionsführer auf, auf große Zusammenkünfte zu verzichten. Schulen sollten ihre Sommerferien verlängern. Der Transport von Leichen in andere Gemeinden habe zu unterbleiben. Zudem sollten alle Todesfälle aufgrund von Krankheit den Behörden gemeldet werden. Er warnte zudem vor der Verbreitung von falschen Informationen über die Seuche. Dies sei irreführend und könne Massenpanik auslösen

Der Ebola-Ausbruch in Westafrika ist außer Kontrolle, fast tausend Menschen sind an der Krankheit gestorben, die meisten in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Nach Ansicht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wird bislang international viel zu zögerlich auf die Epidemie reagiert.

In Kanada wurde ein Nigeria-Rückkehrer unter Quarantäne gestellt. Der Mann habe sich mit Fieber und anderen Symptomen in eine Notaufnahme eines Krankenhauses in einem Vorort von Toronto begeben, teilte die Klinik mit. Aus Vorsorge seien die höchsten Überwachungsmaßnahmen getroffen worden, darunter die Isolierung des Patienten. Es liefen Untersuchungen, um herauszufinden, ob der Mann tatsächlich mit dem hochgefährlichen Erreger infiziert sei.

Deutsche Experten sehen derzeit keine Bedrohung für die Bevölkerung in der Bundesrepublik. Das Risiko einer Weiterverbreitung bestehe hier nicht, "weil es in Deutschland und Europa alle Voraussetzungen zur sicheren Versorgung Betroffener gibt", sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Reinhard Burger, der "Passauer Neuen Presse". Der Leiter des Gesundheitsamts von Frankfurt am Main, René Gottschalk, sagte auch mit Blick auf die Vorkehrungen am dortigen Flughafen der "Frankfurter Rundschau": "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da irgendetwas übersehen."

Der infizierte US-Mediziner Kent Brantly, der ebenso wie die Missionarin Nancy Writebol mit einem Serum behandelt wurde und inzwischen in Atlanta versorgt wird, sagte, er fühle sich jeden Tag stärker. Die beiden US-Amerikaner hatten sich in Liberia infiziert. Er sei nicht eigens nach Afrika gegangen, um gegen Ebola zu kämpfen, berichtete Brantly nun laut einer Mitteilung seiner Hilfsorganisation Samaritan's Purse. Aber seine Arbeit in Liberia sei immer mehr auf sie steigende Anzahl der Infizierten ausgerichtet gewesen. "Ich habe die Hand von zahllosen Menschen gehalten, als diese schreckliche Krankheit ihr Leben genommen hat. Ich habe den Horror unmittelbar erlebt und erinnere noch immer jedes Gesicht und jeden Namen", so Brantly.

David Writebol, der in Liberia geblieben ist, sagte Reportern am Freitag, seine Frau mache Fortschritte. Das hätten ihm seine Söhne erzählt. "Ich glaube, wir können noch nicht sagen, dass sie es überstanden hat. Aber ich würde sagen: Sie ist in guten Händen und wird gut versorgt."

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