Debatte um Seuchenbekämpfung Obama gegen Abschottung wegen Ebola

Mehrere Länder haben bereits ein Einreiseverbot für Menschen aus Westafrika verhängt. US-Präsident Obama ist dagegen - und warnt vor Ebola-Panikmache in seinem Land.
Obama mit Ebola-Beratern im Weißen Haus: Der Druck wächst

Obama mit Ebola-Beratern im Weißen Haus: Der Druck wächst

Foto: AP/dpa

Berlin/Washington - US-Präsident Barack Obama hat sich gegen eine Schließung der Grenzen für Menschen aus Westafrika ausgesprochen. "Alle Diskussionen mit Experten haben ergeben, dass das weniger effektiv wäre als die bereits in Kraft gesetzten Maßnahmen", sagte Obama am Donnerstag nach einem Ebola-Krisentreffen im Weißen Haus. Zugleich warnte der Präsident seine Landsleute vor Panikmache: "Das Risiko ist für Normalbürger äußerst gering."

Bei einer Schließung der Grenzen bestehe die Gefahr, dass Reisende aus Ebola-Staaten mit anderen Transportmitteln als Flugzeugen in andere Staaten reisen und erst von dort den Flug in die USA anträten, so Obama. Dadurch würden sie ihr Herkunftsland verschleiern und Sicherheitsvorkehrungen der USA umgehen. Die USA unterziehen derzeit an Flughäfen alle Einreisenden aus Ebola-Staaten strengen Kontrollen, unter anderem wird die Körpertemperatur gemessen. Durch eine Grenzschließung könnten die USA am Ende "weniger Informationen über Virusträger haben", warnte Obama mit Blick auf entsprechende Forderungen aus dem Kongress.

Nachdem sich zwei amerikanische Krankenschwestern mit Ebola infiziert haben, geraten die US-Gesundheitsbehörden und der Präsident unter Druck. Bei der Kongressanhörung wurde scharfe Kritik am Krisenmanagement laut. "Ich verstehe, dass sich die Leute Sorgen machen", räumte Obama ein. Nach wie vor gelte jedoch, dass das Infektionsrisiko in den USA extrem gering sei.

Obama erwägt Einsetzung eines Ebola-Sonderbeauftragten

Allerdings erwägt der Präsident weitere Schritte im Kampf gegen Ebola: Möglicherweise werde er einen "Ebola-Zar" - also einen Top-Koordinator zur Bekämpfung der Seuche - ernennen, kündigte der US-Präsident an. "Das könnte eine gute Sache sein", sagte er. Der Präsident erließ zudem ein Dekret, mit dem die Entsendung von Reservisten in die Krisenregionen genehmigt wird. Er hatte vor einem Monat angekündigt, 3000 US-Soldaten nach Westafrika zu schicken. Das Pentagon hat inzwischen erklärt, dass diese Zahl auf bis zu 4000 steigen könne.

Eine der infizierten US-Krankenschwestern, die einen inzwischen gestorbenen Ebola-Patienten in Dallas (Texas) behandelt hatte, wurde am Donnerstagabend in eine Spezialklinik in der Nähe Washingtons ausgeflogen.

In den Staaten Ohio und Texas fiel an einigen Schulen vorsorglich der Unterricht aus. Krankenschwestern machten den Behörden im Fernsehen Vorwürfe, sie seien bei der Behandlung von Ebola-Kranken nicht genügend geschützt gewesen.

flo/dpa/AFP
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