Volkskrankheit Leiden Sie an Eisenmangel?

Müdigkeit, brüchige Nägel und Konzentrationsprobleme: Jedem Vierten mangelt es an Eisen. Wer den Verdacht hegt, sollte zum Arzt gehen. Am besten vorbeugen lässt sich mit gezielter Ernährung.
Müdigkeit ist ein Zeichen für leere Eisenspeicher

Müdigkeit ist ein Zeichen für leere Eisenspeicher

Foto: TMN

Beim Eisen ist der Körper auf die Nahrung angewiesen, selbst produzieren kann er es nicht. Auch wenn er von dem Mineralstoff nur vergleichsweise kleine Mengen benötigt, erfüllt dieser eine lebensnotwendige Aufgabe: Als Teil des Blutfarbstoffs Hämoglobin bindet Eisen Sauerstoff und transportiert ihn von der Lunge zu den Zellen im ganzen Körper.

Steht dem Körper genug Eisen zur Verfügung, speichert er den Mineralstoff erst einmal in Leber, Milz, Muskeln oder Knochenmark, um ihn in Notzeiten zu mobilisieren. "Insofern kann es relativ lange dauern, bis sich ein Eisenmangel bemerkbar macht", sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Im ersten Stadium des Mangels sind lediglich die Eisenreserven aufgebraucht, körperlich spürbar ist das noch nicht.

Fehlt der Mineralstoff dem Organismus jedoch länger, kann das Blut die Körperzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Häufig zeigt sich das durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche, aber auch Kopfschmerzen, Blässe, brüchige Fingernägel oder Haarausfall können die Folgen sein.

Jeder Vierte hat Eisenmangel

"Weltweit leiden 25 Prozent der Menschen an Eisenmangel, 80 Prozent von ihnen sind weiblich", erklärt der Hamburger Internist Wolfgang Wesiack. Dass Frauen so viel häufiger betroffen sind, ist der Natur geschuldet: Da sie durch die Regelblutung jeden Monat Eisen verlieren, liegt ihr Bedarf über dem der Männer. Während sie täglich 15 Milligramm benötigen, kommen Männer mit 12 Milligramm Eisen am Tag aus. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf sogar auf 30 Milligramm täglich.

Bleibt der Eisenmangel unbehandelt, droht eine Blutarmut. Wer den Verdacht hat, dass es bei seiner Eisenversorgung hapert, sollte trotzdem keinesfalls "mal eben im Supermarkt ein Eisenpräparat kaufen und einnehmen", warnt Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. Eine solche Selbstmedikation birgt die Gefahr, dass zu viel des Spurenelements aufgenommen wird. Das kann ebenfalls schaden.

Fleisch ist ein wichtiger Eisenlieferant

Fleisch ist ein wichtiger Eisenlieferant

Foto: TMN

Deutlich ratsamer ist, zuerst beim Hausarzt abzuklären, ob tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. Bestätigt sich der Verdacht, müssen Arzt und Patient gemeinsam nach der Ursache suchen. "Eisenmangel kann beispielsweise durch Zahnfleischbluten, durch einen Blutverlust im Zuge einer Operation oder auch durch unbemerkte Blutungen im Darmbereich entstehen", erläutert Wesiack.

Als weitere Auslöser kommen häufiges Blutspenden oder eine gestörte Eisenverwertung infrage. "Auch eine unausgewogene beziehungsweise fleischlose Ernährung kann zu einem Eisendefizit führen", sagt Gahl. Die Art der Therapie hängt von der Ursache ab. Häufig verschreibt der Arzt für einige Wochen Tabletten, die die leeren Eisendepots wieder füllen. Nur in sehr seltenen Fällen wird das Eisen gespritzt.

"Eisentabletten sollten, wenn möglich, morgens auf nüchternen Magen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden, da sie dann am besten wirken", sagt Engelen. Er empfiehlt, die vom Arzt verschriebene Dosierung genau einzuhalten, um unliebsame Nebenwirkungen zu verhindern. Der Stuhlgang kann infolge der Präparate für einige Zeit schwarz werden. "Das ist aber völlig normal".

Gute Kombination: Vollkorn und Vitamin C

Am besten vorbeugen lässt sich Eisenmangel mit einer ausgewogenen Ernährung. "Wichtige Eisenquellen sind Leber, Rind- und Schweinefleisch, aber auch Eier, Geflügel und Fisch", sagt Gahl. Allerdings sollte nicht zu einseitig auf tierische Produkte gesetzt werden, zumal diese oft viel Fett enthalten. "Pro Woche sollten nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst auf dem Speiseplan stehen", so die Ernährungsexpertin.

Vegetarier können ihren Eisenbedarf auch über Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Rote Bete und grüne Gemüsearten wie etwa Grünkohl oder Spinat decken. Ebenfalls eisenhaltig sind unter anderem Pfifferlinge und Haferflocken. Werden pflanzliche Eisenträger zusammen mit Vitamin C aufgenommen - etwa Vollkornprodukte mit frisch gepresstem Orangensaft - verbessert das die Eisenbilanz zusätzlich. Der Grund: Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen im Darm.

Auf das Trinken von Kaffee und schwarzem Tee direkt zu den Mahlzeiten sollte hingegen verzichtet werden, da die darin enthaltenen Gerbstoffe die Eisenaufnahme im Körper hemmen können. Als Eisenräuber gilt außerdem das Kalzium in Milchprodukten. Deshalb sollte zwischen der Aufnahme von Eisen und Kalzium eine Pause eingelegt werden - am besten von etwa einer halben Stunde.

Ernährungs-Quiz
Von Sabine Meuter, dpa
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