Entspannung, Akupunktur, Massage Was vertreibt das Kopfweh?

Akupunktur: Ausgefeiltes Placebo oder effektive Heilmethode?
Foto: CorbisDen Vormittag auf den Monitor gestarrt, den Nachmittag in einem stickigen Konferenzraum verbracht: Jetzt pocht und zieht es im Kopf. Was hilft gegen Kopfschmerzen, wenn man keine Tablette schlucken will?
Hier muss man grundsätzlich zwischen zwei Optionen unterscheiden:
- Soll die Methode dafür sorgen, dass der Kopfschmerz seltener auftritt?
- Oder soll sie die akut erlebte Pein lindern?
Welche Methoden helfen können, dem Kopfschmerz vorzubeugen, ist besser erforscht.
Entspannungsübungen nach Jacobson, auch bekannt als progressive Muskelentspannung: Sie wird nicht nur denen empfohlen die unter Spannungskopfschmerz leiden. Auch Menschen, die Schlafstörungen haben, Bluthochdruck oder sich stark gestresst fühlen, können davon profitieren. Bei den Übungen werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen erst kurz angespannt und dann bewusst entspannt. Man kann dabei entweder sitzen oder liegen. Die Methode verbessert die Körperwahrnehmung - und entspannt. Es gibt diverse Kurse, in denen die progressive Muskelentspannung erklärt wird. (Mehr zu den Entspannungsübungen nach Jacobsen können Sie hier nachlesen.)
Regelmäßiges Ausdauertraining, zum Beispiel in Form von Joggen, Schwimmen oder Radfahren: Die aktuelle medizinische Leitlinie zur Behandlung von chronischen und sporadisch auftretenden Spannungskopfschmerzen empfiehlt das Training zur Vorbeugung. Allerdings, das schreiben die Experten auch, sind die wissenschaftlichen Belege dünn, dass Entspannungsübungen, Sport und auch Stressbewältigung allein den Kopfschmerz gut vertreiben. Das Schöne an diesen Methoden muss man jedoch auch betonen: Abgesehen von möglichen Sportverletzungen haben sie keine unangenehmen Nebenwirkungen.
Akupunktur: Über die Wirksamkeit der Methode mit den Nadeln wird heftig gestritten. Kritiker vermuten, dass die aufwendige Behandlung einen sehr starken Placebo-Effekt heraufbeschwört. Gleichzeitig geht man davon aus, dass gerade beim Thema Schmerz der Placeboeffekt besonders groß ist. Was zusammengenommen bedeutet: Menschen mit Schmerzen sprechen stark auf Placebo-Behandlungen an, die Akupunktur reizt diesen Effekt maximal aus.
Auf der anderen Seite gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass eine echte Akupunktur einer Scheinakupunktur mit sich zusammenschiebenden Nadeln oder Stichen in Nicht-Akupunktur-Stellen überlegen ist.
In der Leitlinie kommen die Ärzte zum Schluss, dass es zumindest geringe Beweise dafür gibt, dass Menschen mit chronischen Spannungskopfschmerzen von Akupunktur profitieren.
Biofeedback hilft, indem Betroffene lernen, Körperfunktionen wie Blutdruck und Muskelspannung wahrzunehmen und zu beeinflussen. Die Methode ist allerdings aufwendig, etwa fünf bis zehn Sitzungen sind notwendig. Die Kassen erstatten diese zum Teil. (Mehr zu Biofeedback gegen Migräne und Spannungskopfschmerz können Sie hier nachlesen.)

Pfefferminze: Ihr Öl kann den Schmerz lindern
Foto: CorbisWas hilft, wenn der Kopfschmerz akut ist? Hier sind die alternativen Methoden deutlich schlechter erforscht.
Eine in den Neunzigerjahren durchgeführte kleine Studie (Göbel et al, "Nervenarzt", 1996) zeigte, dass auf Schläfen, Stirn und Nacken aufgetragenes Pfefferminzöl die Schmerzen etwa so gut lindert wie das schwach wirkende Paracetamol. Gemeint ist das ätherische Öl der echten Pfefferminze, nicht Minzöl beziehungsweise japanisches Heilpflanzenöl. Das Öl darf nicht in die Augen gelangen. Generell sollte man Aromaöle vor der ersten Anwendung an einer kleinen Stelle am Handgelenk auftragen und etwas warten. So lässt sich eine Allergie ausschließen, bevor die Flüssigkeit großzügig im Gesicht verteilt wird.
Bewegung könne Spannungskopfschmerz unterdrücken, aber keine Migräne, sagt Andreas Straube, Neurologe an der LMU München. Manchen Betroffenen helfe es, Kopf oder Nacken zu kühlen. Andere genießen Massagen zur Linderung des Kopfwehs..
Akupressur, die man selbst durchführen kann, empfinden einige als schmerzlindernd, sagt der Kopfschmerz-Spezialist. Auch Entspannungsübungen können beim akut auftretenden Kopfschmerz sinnvoll sein.
Ebenso kann eine Tasse Kaffee den Schmerz lindern. Das Koffein darin hat eine leicht schmerzlindernde Wirkung. Wer täglich mindestens zwei Tassen Kaffee trinkt, kennt vermutlich auch einen anderen Zusammenhang von Koffein und Kopfschmerz: Verzichtet man auf das Getränk, schmerzt der Kopf wegen des Koffeinentzugs.
Andreas Straube rät: "Wer drei- oder viermal in der Woche Kopfschmerzen hat, sollte darüber mit einem Arzt sprechen." Er weist darauf hin, dass Betroffene nicht unbedingt richtig einschätzen, unter welcher Kopfschmerzform sie leiden. Zum Beispiel werde häufig von einem Spannungskopfschmerz gesprochen, wenn eine Migräne vorliege. Und da sich die Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden, ist die richtige Diagnose wichtig.
Mehr Informationen finden Sie in der Patientenleitlinie zu Kopfschmerz und Migräne.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war zum Thema Akupunktur und Migräne eine Studie verlinkt, die zu dem Schluss kam, dass eine echte und eine Schein-Nadelbehandlung gleiche Effekte haben. Die Aussage dazu im Linktext war widersprüchlich. Wir haben den Hinweis dort entfernt, die Studie finden Sie hier.

Nina Weber ist Biochemikerin und Krimiautorin mit einem Faible für kuriose Studien. Sie ist Redakteurin im Ressort Gesundheit bei SPIEGEL ONLINE.