Gebärmutterhalskrebs Früherkennung bietet gute Heilungschancen

In Deutschland erkranken jährlich rund 4600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Viele von ihnen sind jung. In einem frühen Stadium lässt sich die Krankheit gut behandeln. Wichtig ist es, regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.
Pap-Test

Pap-Test

Foto: B. Boissonnet/ BSIP/ TMN

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist langsam. Das bedeutet: Bei einer Früherkennungsuntersuchung lassen sich unter Umständen Zellveränderungen aufspüren, noch bevor die Krankheit ausbricht. Die Krankenkassen zahlen bisher allen Frauen ab 20 Jahren einmal jährlich einen sogenannten Pap-Abstrich.

Bei diesem Test werden Schleimhautzellen an Gebärmutterhals und Muttermund abgestrichen und unter dem Mikroskop begutachtet. Das Ergebnis wird einer von mehreren Kategorien zugeordnet und kann Hinweise auf veränderte Zellen oder Krebsvorstufen geben.

"Leider ist der Abstrich nicht so sensitiv, wie wir das gerne hätten", sagt Christian Dannecker, stellvertretender Direktor der Frauenklinik der LMU München. So können veränderte Zellen auch übersehen werden. "Der Test bietet daher nur bei regelmäßiger Teilnahme eine hohe Sicherheit".

Nur noch alle drei Jahre zur Früherkennung

Für Frauen über 35 Jahren wird die Früherkennung bald geändert: nur noch alle drei Jahre ein Abstrich, dafür kommt ein zusätzlicher Test auf humane Papillomviren (HPV) hinzu. Inzwischen ist bekannt, dass HPV für rund 90 Prozent der Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich ist. Fast jeder Mensch infiziert sich einmal im Leben mit HPV, viele schon beim ersten sexuellen Kontakt über die Haut. "Bei Frauen unter 30 Jahren ist ein positiver HPV-Test fast schon normal", sagt Dannecker.

Die Infektion verläuft unbemerkt und heilt meistens von allein ab. Nur in wenigen Fällen kann das Immunsystem die Viren nicht eliminieren. Eine mögliche Folge: Zellveränderungen, die sich bis zu Krebszellen entwickeln können.

"Lässt sich bei Frauen über 35 Jahren eine HPV-Infektion nachweisen, ist anzunehmen, dass diese Infektion schon länger besteht und nicht von allein verschwinden wird", sagt Klaus Joachim Neis, der unter anderem an der Frauenklinik der Universität des Saarlandes arbeitet. Daher wird diese kombinierte Form der Früherkennung als besser betrachtet als der alleinige Abstrich. Allerdings eben erst ab Mitte 30.

Findet der Arzt veränderte Zellen am Gebärmutterhals, ist dies noch keine Krebsdiagnose. Die Veränderungen werden zunächst nur beobachtet. Im fortgeschrittenen Stadium sprechen Ärzte von Krebsvorstufen. Sie werden meist operativ entfernt.

Ärzte raten zur Impfung

Bei der sogenannten Konisation trennt der Arzt dabei mit einer Elektroschlinge das veränderte Gewebe am Gebärmutterhals heraus. "Nach erfolgreicher Konisation entwickeln mehr als 90 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens keine erneuten Zellveränderungen", sagt Neis. Eine Schwangerschaft ist weiterhin möglich, das Risiko für eine Frühgeburt bei dieser minimalinvasiven Technik nur leicht erhöht.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, raten Ärzte zur Impfung. Mit dem neuesten HPV-Impfstoff soll die Infektion mit den neun häufigsten Typen verhindert werden. "Man kann den Wert der Impfung gar nicht hoch genug einschätzen", sagt Neis. "Leider sind die Impfraten zu niedrig" - und das, obwohl sie kaum Nebenwirkungen hat.

Empfohlen wird die Impfung für Mädchen vor dem ersten sexuellen Kontakt. Denn: "Auf eine bestehende Infektion hat die HPV-Impfung keinen Einfluss mehr", sagt Dannecker. Dann muss der Körper selbst mit den Viren fertig werden.

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