Mädchen, die sich beim ersten Geschlechtsverkehr mit Humanen Papillomviren anstecken (HPV), haben ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs - eine Krankheit, die sehr aggressiv ist und weltweit jährlich etwa 275.000 Frauen das Leben kostet.
Eine Impfung schützt vor einer Ansteckung mit den risikoreichsten HPV-Typen. Zwei Pharmafirmen - Merck und GlaxoSmithKline - stellen die Impfstoffe her (Gardasil und Cervarix). Doch der Preis für eine Impfdosis ist mitunter sehr hoch: Hierzulande etwa kosten die zugelassenen Impfstoffe knapp 500 Euro, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Ähnlich ist es in den meisten westlichen Ländern.
Das Problem: Mehr als 85 Prozent der Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs sterben, kommen aus einkommensschwachen Ländern. Um die Vorsorgebehandlung auch in Entwicklungsländern zu ermöglichen, hat die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Gavi) am Donnerstag beschlossen, den Preis für die HPV-Impfstoffe auf einen Rekordtiefpreis zu senken: 4,50 Dollar soll ab sofort eine Impfdosis in den ärmsten Ländern kosten. Bisher lag der niedrigste Preis nach Angaben der Gavi im öffentlichen Sektor bei 13 Dollar.
"Zwischen der Gesundheit von Mädchen in armen und reichen Ländern klafft eine riesige Kluft", sagte Gavi-Geschäftsführer Seth Berkley. "Mit Gavis Programmen beginnen wir, diese Lücke zu schließen, so dass alle Mädchen gegen Gebärmutterhalskrebs geschützt werden, unabhängig davon, wo sie geboren werden."
Berkley hofft, bis 2020 mehr als 30 Millionen Mädchen in mehr als 40 Ländern zu erreichen. Dies sei eine Zäsur für die Gesundheit von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt. Gavi ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die 1999 gegründet wurde und von der Bill and Melinda Gates Foundation subventioniert wird. Ihr Ziel ist es, Menschen in den ärmsten Ländern Zugang zu Impfungen zu verschaffen.
Infrastruktur auf dem Prüfstand
Bereits im Februar hatte Gavi damit begonnen, über Pilotprogramme herauszufinden, ob die betroffenen Länder auch in der Lage sind, die notwendige Infrastruktur für groß angelegte Impfkampagnen aufzubauen. Damals hatte die Allianz Ghana, Kenia, Laos, Madagaskar, Malawi, Niger, Sierra Leone und Tansania für die Tests ausgewählt. Mit der Einführung des Impfstoffs will Gavi noch in diesem Monat in Kenia beginnen. Anschließend sollen die anderen Länder folgen.
Die Impfungen sind für Mädchen vor der Pubertät gedacht. Laut Gavi soll das Impfen von Mädchen im Alter von neun bis 13 Jahren auch die Gelegenheit bieten, Jugendliche über Ernährung, sexuelle Gesundheit und HIV-Vorsorge aufzuklären.
Entwicklungsländer können seit 2012 die Unterstützung für HPV-Impfstoffe bei der Gavi beantragen. Der Allianz zufolge ist die Nachfrage immens. Demnach haben sich 15 Länder im letzten Jahr beworben, weitere 15 bis 20 Bewerbungen werden für dieses Jahr erwartet.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO begrüßte den Vorstoß der Allianz: "Mädchen gegen HPV zu impfen, kann ein wichtiger Bestandteil einer nationalen Strategie zur Vorbeugung und Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs sein", sagte Flavia Bustreo, stellvertretende Generaldirektorin der WHO. "Für Frauen und Mädchen ist die neue Preissenkung ein großer Schritt nach vorne."
Ganz unumstritten ist die Impfung allerdings nicht: Zwar empfiehlt hierzulande die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts (RKI) Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren die HPV-Impfung. Allerdings richtet sich diese nicht gegen alle Viren der HPV-Familie: Es gibt mehr als hundert Subtypen, 13 gelten als krebserregend. Die Cervarix-Impfung schützt nur vor HPV-16 und HPV-18, Gardasil vor HPV-16, HPV-18, HPV-6 und HPV-11. 70 Prozent der Gebärmutterhalstumoren werden allerdings von HPV-16 und HPV-18 ausgelöst.