Gesundheit in Europa Studie stellt Russland mieses Zeugnis aus

Osteuropa hat in Sachen Gesundheit einen großen Nachholbedarf. Den Russen etwa fehlt das Bewusstsein für gesunde Ernährung, die Politik geht nachlässig mit Tabak- und Alkoholregeln um. Mit fatalen Folgen, wie jetzt eine Studie beweist: Die Lebenserwartung in Osteuropa ist viel geringer als im Westen.
Kiosk in Moskau: Alkoholregelungen gab es in der ehemaligen Sowjetunion kaum

Kiosk in Moskau: Alkoholregelungen gab es in der ehemaligen Sowjetunion kaum

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London - Wie ergeht es einem Kranken in Russland? Oder in Finnland? Oder in Deutschland? Wie gut wird er versorgt? Wie lange ist seine Lebenserwartung? Wie gut klärt ihn die Regierung über gesundheitliche Risiken auf? Und welche Maßnahmen ergreift die Politik, um die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu verbessern?

Kurz nach Erscheinen des WHO Health Report 2012 widmet jetzt auch das britische Medizinjournal "The Lancet" in seiner aktuellen Ausgabe dem Gesundheitsstatus der Europäer  mit einer ganzen Serie.

Dabei kommen die Autoren einer der insgesamt sieben Veröffentlichungen, die unter der Federführung von Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine stehen, zu dem Schluss: Die Unterschiede beim Gesundheitszustand der Bevölkerung zwischen Ost- und Westeuropa sind heute größer als vor 40 Jahren.

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Gesundheit in Europa: WHO-Report offenbart krasse Unterschiede

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Regelungen zum Alkohol- und Tabakkonsum, verbunden mit Fortschritten in der Medizin und der Einführung einer effizienten Gesundheitspolitik hätten in Westeuropa Erfolge gebracht, heißt es in der Untersuchung. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei dieser Fortschritt allerdings nicht im selben Maß zu erkennen. Mit Ausnahme der baltischen Staaten sei die Lebenserwartung für Neugeborene dort deutlich kürzer als in Westeuropa - zwölf Jahre weniger für Männer und acht Jahre weniger für Frauen. Erst ab dem Jahr 2000 sei überhaupt ein Fortschritt zu erkennen gewesen.

"Die politische Geschichte Europas hat tiefe Unterschiede bei der Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen", heißt es in der "Lancet"-Studie . Aber auch im Westen des Kontinents ist demnach nicht alles Gold, was glänzt. In einigen Ländern, so McKee und seine Kollegen, seien große Fehler bei der Gesundheitspolitik gemacht worden. Medizinische Erfolge hätten sich dadurch verzögert.

Als Beispiel dafür führt das Team um McKee Länder wie Deutschland, Österreich und Dänemark ins Feld: Dort ist der Kampf gegen die Folgen nach Meinung der Mediziner zu spät aufgenommen worden. Auch in Finnland und Großbritannien seien Todesfälle in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch zu lange ignoriert worden. So hätte Finnland beispielsweise erst spät (2008) die Steuern für Alkohol erhöht, aber nur moderat. Die Zahl der Todesfälle ist seither zumindest leicht gesunken.

Neben McKee waren an der Untersuchung Wissenschaftler der Universität Rotterdam und vom Europäischen Überwachungszentrum für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik der WHO beteiligt. Der Vorsprung des Westens, so das Fazit der Autoren, sei heute noch immer nicht aufgeholt, auch wenn es in einigen Ländern Fortschritte gebe.

Der Gesundheitspolitik in der ehemaligen Sowjetunion stellen die Autoren ein besonders schlechtes Zeugnis aus: "Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren viele Bereiche der Gesundheitspolitik ernsthaft unterentwickelt", schreiben sie. "Es hat fast gar keine Kontrolle des Tabakkonsums stattgefunden." Auch das Bewusstsein dafür, dass eine Ernährung mit wenig Obst und vielen gesättigten Fettsäuren Gesundheitsprobleme machen kann, sei kaum vorhanden gewesen. Dies habe zu einem gehäuften Auftreten chronischer Erkrankungen geführt.

Zudem habe es Regelungen zum Alkohol nur sporadisch gegeben. Ein besonders markantes Beispiel der Folgen: Noch immer wird in Russland unversteuerter Alkohol getrunken - weil er als Rasierwasser oder Tinktur verkauft wird.

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cib/dpa
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