Gluten-Unverträglichkeit Wenn der Dünndarm verrückt spielt

Weizen: Gehört zu einer ausgewogenen Ernährung - wird aber nicht von jedem vertragen
Foto: Caroline Seidel/ picture alliance / dpaWas ist eine Zöliakie?
Die Zöliakie ist eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut, die durch eine Immunreaktion gegen Gluten entsteht. Gluten ist ein sogenanntes Klebereiweiß, das in großen Mengen in Weizen und Dinkel vorkommt, in geringeren Mengen aber auch in zahlreichen anderen Getreidesorten. Bei der Erkrankung produzieren die Betroffenen Antikörper gegen Bestandteile von Gluten aber auch gegen körpereigene Antigene, die sich auf der Oberfläche der Dünndarmzotten befinden. Die Folge: Beim Verzehr von Gluten kommt es zu einer Immunreaktionen im Dünndarm, die Darmschleimhaut entzündet sich und die Zotten bilden sich zurück. Dadurch wird die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung in den Körper behindert.
Die Zöliakie ist keine typische Nahrungsmittelallergie, sondern zählt zu den Unverträglichkeiten, und bleibt ein Leben lang bestehen. Der Begriff Gluten-Unverträglichkeit beinhaltet neben der Zöliakie aber auch noch Erkrankungen wie die Weizenallergie oder Gluten-Sensitivität, die häufig miteinander verwechselt werden. Zwar können sich die Beschwerden mitunter ähneln, doch die Krankheitsformen werden durch unterschiedliche Mechanismen im Körper ausgelöst.
Wer erkrankt und warum?
Die Zöliakie hat zwei Erkrankungsgipfel, einen im Kindesalter und einen meistens im Alter zwischen 30 und 40. Sie kann aber auch bei Menschen älter als 60 erstmals auftreten. Bei Erwachsenen sprach man früher von Sprue, inzwischen verwendet man aber auch im Erwachsenenalter den Begriff Zöliakie, da es sich um das gleiche Krankheitsbild handelt. Die Zöliakie ist wahrscheinlich größtenteils genetisch bedingt und kann daher bisher nicht ursächlich behandelt werden.
Woran merke ich, ob ich eine Zöliakie habe?
Die Symptome sind sehr verschieden, da auch die Unverträglichkeit unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Beschwerden können Durchfälle, Blähungen, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust oder Müdigkeit sein. Im Kindesalter kann es zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen, wenn der Mangel an Nährstoffen so stark ausgeprägt ist, dass er sich auf die Organe und das Wachstum auswirkt. Weil neben Vitaminen und Fetten auch Eisen nicht ausreichend über den Dünndarm aufgenommen wird, entsteht mitunter eine Anämie (Blutarmut). Ist sie das einzige Symptom, sprechen Ärzte auch von einer stummen Zöliakie. In einigen Fällen zeigt sich die Erkrankung allein an Wesensveränderungen oder Beschwerden wie Migräne, Knochenschmerzen, Arthritis oder Depressionen.
Was macht der Arzt?
Bei Verdacht auf eine Zöliakie ist die Antikörper-Diagnostik wichtig. Dabei untersucht das Labor zum einen, ob sich im Blut bestimmte Autoantikörper befinden, die häufig bei einer Zöliakie vorkommen. Zum anderen suchen die Ärzte nach Antikörpern gegen Gliadine, Bestandteile des Glutens, die im Weizen vorkommen. Zusätzlich wird eine Gewebeprobe von den Dünndarmzotten untersucht, um die Entzündungsreaktion mikroskopisch zu beurteilen. Je nach Antikörperkonstellation und Biopsiebefund kann der Arzt eine Immunreaktion gegen Gluten sicher feststellen oder ausschließen, in manchen Fällen bleiben Unsicherheiten.
Was hilft?
Die einzige wirksame Therapie ist der Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel. Das Eiweiß kommt in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer und Grünkern und dadurch in zahlreichen Lebensmitteln vor. Da aber Mais, Reis, Buchweizen, Quinoa, Hirse, Kartoffeln und viele andere Nahrungsmittel kein Gluten enthalten, ist eine ausgewogene Ernährung gut möglich. Allerdings bedarf es zu Beginn dringend einer Ernährungsberatung, um die Umstellung ganz zu schaffen und auch verstecktes Gluten zu meiden.