Deutschland Grippesaison 2016/17 war besonders heftig

Schätzungsweise 30.000 Menschen im Krankenhaus, mehrere Millionen krank - und mindestens 700 Tote: Die Grippewelle im vergangenen Winter war außergewöhnlich stark.
Grippeviren unterm Elektronenmikroskop

Grippeviren unterm Elektronenmikroskop

Foto: REUTERS/ CDC

Die Grippesaison im zurückliegenden Winter war besonders heftig: In etwa 3,4 Millionen Fällen waren Menschen aufgrund einer Influenza zeitweise arbeitsunfähig. Etwa 30.000 Patienten mussten nach Schätzungen aufgrund eines besonders schweren Verlaufs sogar ins Krankenhaus. 114.200 Grippefälle wurden in der Saison 2016/17 mittels Labordiagnostik bestätigt, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Mehr Fälle gab es zuletzt nur 2009 während der Schweinegrippe-Pandemie.

Vor allem ältere Menschen waren dem Bericht zufolge  betroffen. Bundesweit starben nachweislich 723 Menschen an der Grippe, fast alle Todesopfer waren mindestens 60 Jahre alt. Diese Zahlen gelten nur als Spitze des Eisbergs, weil bei weitem nicht alle mit dem Virus verbundenen Fälle als solche erkannt und im Labor bestätigt werden.

"Leider sind gerade bei den Senioren die Impfquoten mit rund 35 Prozent besonders niedrig", sagt RKI-Präsident Lothar Wieler. Obwohl die Wirksamkeit der Impfung "nicht optimal" sei, könnten angesichts der Häufigkeit der Grippe damit immer noch viele Erkrankungsfälle und schwere Verläufe verhindert werden. Die Impfung sei die wichtigste Schutzmaßnahme. Sie wird vor allem Menschen über 60, chronisch Erkrankten und Schwangeren empfohlen. Als optimaler Impfzeitraum gelten die Monate Oktober und November.

Nur Erkältung - oder die echte Grippe?

Viele sprechen von einer Grippe, wenn sie nur einen grippalen Infekt haben. Zwischen beiden gibt es aber einen großen Unterschied: Während ein grippaler Infekt in der Regel harmlos verläuft und von vielen verschiedenen Viren verursacht wird, stecken hinter einer echten Grippe allein Influenzaviren.Die Symptome einer Grippe sind deutlich stärker als bei einem grippalen Infekt. Bei älteren, sehr jungen und immungeschwächten Menschen kann eine Infektion lebensgefährlich werden. "Auch wenn beide oft miteinander verwechselt werden, ist die Grippe eine ganz andere Nummer als ein grippaler Infekt", sagt der Virologe Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster."Wenn man eine richtige Grippe hat, dann weiß man das. Dann hat man nicht ein bisschen Schnupfen und Kopfdruck, dann hat man hohes Fieber und Schmerzen." Vor den Influenzaviren schützt die jährliche Grippeimpfung. Die harmlosen Erkältungen hingegen kann auch sie nicht abwehren.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) forderte Ärzte und medizinisches Personal auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich selbst gegen Grippe impfen zu lassen. Eine Pilotstudie des RKI in zwei Unikliniken zeigte, dass nur knapp 40 Prozent der Klinikmitarbeiter geimpft waren; 56 Prozent bei den Ärzten und 34 Prozent beim Pflegepersonal.

Jährliche Impfung nötig

Nach der Impfung dauert es zehn bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz gegen die Grippeviren aufbaut. Die Schutzimpfung sollte jedes Jahr aufgefrischt werden, weil sich die Viren ständig verändern und immer wieder andere Virusstämme zirkulieren. Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, wird zusätzlich zur Impfung regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife empfohlen.

wbr/AFP/dpa
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