6200 neue Fälle Grippewelle in Deutschland stärker als in Vorjahren

Hatschi: Hoffentlich ist es nur eine Erkältung
Foto: Nicolas Armer/ dpaBerlin/Braunschweig - Zurzeit wird überall geschnieft und gehustet. Doch nicht nur die lästigen, meist harmlosen Erkältungen verbreiten sich momentan. Auch die Zahl der Grippeerkrankungen steigt.
Infektionsforscher rechnen in dieser Saison bundesweit mit einer stärkeren Grippewelle als in den vergangenen Jahren. In den USA habe ein dort kursierendes Virus offensichtlich stärkere Symptome verursacht als bei früheren Epidemien, sagte Klaus Schughart vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig am Donnerstag. "In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen."
Wie die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in ihrem Wochenbericht mitteilt, ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der Woche vom 7. bis 13. Februar erneut gestiegen. Vergangene Woche meldete die AGI bereits "stark erhöhte Influenza-Aktivität".

Akute Atemwegserkrankungen in Deutschland in der Woche vom 7. bis 13. Februar
Foto: Robert-Koch-Institut6251 neue Grippefälle wurden dem RKI allein in der siebten Kalenderwoche gemeldet. In der Woche zuvor waren es knapp 4563 Fälle. Insgesamt gibt es damit in dieser Saison bereits 18.346 bestätigte Influenza-Fälle. Die tatsächlichen Zahlen liegen wahrscheinlich noch weit höher, Grund ist eine immense Dunkelziffer durch nicht im Labor bestätigte Infektionen.
Hochgerechnet etwa 1,5 Millionen Menschen gingen in Deutschland allein in der vergangenen Woche mit Grippe oder anderen Atemwegserkrankungen zum Arzt, berichtet die AGI. Einige große Arbeitgeber klagen bereits über hohe Krankenstände. Den Höhepunkt der Influenza-Welle erwarten HZI-Forscher allerdings erst in den kommenden drei Wochen.
Aktuell ist der Süden Deutschlands besonders betroffen. Im Raum Karlsruhe etwa gerät der Nahverkehr seit Tagen ins Stocken, weil sich so viele Stadtbahnführer krank gemeldet haben. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" stellt sich deshalb sogar der Stadtbahn-Chef persönlich stundenweise in den Führerstand. Auch in einzelnen Krankenhäusern Südbadens herrscht Personalnot.
Impfstoff wahrscheinlich nicht so wirksam
Wie die Analyse von 266 Proben von Patienten aus ganz Deutschland ergab, fanden sich in knapp zwei Dritteln der Fälle Grippeviren. Mit Abstand am häufigsten waren Influenza-A-Viren vom Typ H3N2 vertreten. Seltener fanden die Diagnostiker H1N1 oder Influenza-B-Viren.
Das Problem: Alle bisher analysierten H3N2-Viren reagierten nicht mehr so gut mit dem Immunserum gegen den aktuellen Impfstamm, schreibt die AGI. Es ist also anzunehmen, dass die Impfung in dieser Saison schlechter gegen den am stärksten verbreiteten Erreger schützt als erwartet. Der Impfstoff sollte jedoch weiterhin einen guten Schutz vor den aktuell zirkulierenden H1N1- und B-Viren bieten.
Der Grippe-Impfstoff wird jede Saison neu zusammengestellt und an die jeweils verbreiteten Virustypen angepasst - deshalb ist im Falle der Influenza auch eine jährliche Impfung notwendig.
Obwohl der aktuelle Impfstoff nicht so effektiv ist, wie erhofft, empfehlen Experten, sich impfen zu lassen. Insbesondere folgenden Gruppen: über 60-Jährigen, chronisch Kranken, Schwangeren, medizinischem Personal sowie Menschen, die Jobs mit häufigem Kontakt zu Menschen haben, wie Erziehern.
Auch wenn Grippe und Erkältung ganz unterschiedliche Infektionskrankheiten sind, helfen dieselben Schutzmaßnahmen im Alltag:
- Häufiges Händewaschen, um Viren, die man beispielsweise beim Händeschütteln oder auch beim Anfassen einer Türklinke aufgenommen hat, loszuwerden.
- Möglichst selten ins Gesicht fassen, damit Viren von den Händen nicht auf die Schleimhäute von Mund und Nase gelangen.
- Abstand zu anderen halten - was allerdings, etwa auf dem Arbeitsweg in öffentlichen Verkehrsmitteln, leichter gesagt ist als getan.
1. Beim Niesen Nase und Mund bedecken, am besten in ein Papiertaschentuch oder den Ärmel niesen und husten, auf keinen Fall in die Hand!
2. Benutzte Taschentücher umgehend entsorgen, so dass sie andere Menschen möglichst nicht berühren können. Am besten Einwegtücher benutzen.
3. Häufig die Hände waschen, vor allem, nachdem man ein Taschentuch angefasst hat.
4. Enge Kontakte zu anderen Menschen möglichst vermeiden und mindestens zwei Meter Abstand halten. Dies gilt vor allem beim Kontakt mit Schwangeren, chronisch Kranken, Kindern und älteren Menschen.
5. In der akuten Erkrankungsphase möglichst zu Hause bleiben und regelmäßig lüften, damit der Körper frische Luft erhält und sich die Zahl der virusbelasteten feinen Tröpfchen in der Luft reduziert.
Quellen: Robert Koch-Institut, Gesundheitsinformation.de