Deutschland Die Grippewelle rollt

Die Zahl der Grippefälle in Deutschland steigt an: In der vierten Kalenderwoche dieses Jahres gab es nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Influenza vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin insgesamt 9422 labordiagnostisch bestätigte Influenzainfektionen. Zum Vergleich: In der ersten Woche des Jahres waren es nur 2039 Fälle.
Der Süden Deutschlands ist dabei bislang stärker betroffen als der Norden. Einige Krankenhäuser stießen aufgrund der Grippewelle bereits an ihre Grenzen, berichtet die "Stuttgarter Zeitung". Frankreich hat bereits seit Längerem mit einer schweren Grippewelle zu kämpfen, die vielen Krankenhäusern des Landes Schwierigkeiten bereitet.
"Es ist in diesem Jahr sicher keine leichte Welle", sagt RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher zu SPIEGEL ONLINE. Darauf deutet ihren Angaben zufolge auch der sogenannte Praxisindex hin. Dieser beschreibt, wie viele Patienten zusätzlich zu den durchschnittlichen Besuchen in Haus- und Kinderarzt-Praxen Rat aufgrund von akuten Atemwegserkrankungen suchen. Zuletzt ging der Index deutlich nach oben.
Von Grippeviren und anderen Erregern
Die mehr als 9000 jetzt bestätigten Fälle machen ein Drittel der insgesamt in dieser Grippesaison labordiagnostisch identifizierten Erkrankungen aus (27.403 Fälle seit der 40. KW in 2016). Mehr als 6400 der Gemeldeten mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Besonders häufig betroffen vom in diesem Jahr hauptsächlich auftretenden Stamm H3N2 sind den Zahlen zufolge die Gruppe der 5- bis 14-Jährigen.
Die tatsächliche Zahl der Grippekranken liegt weit über den jetzt veröffentlichten RKI-Zahlen, da längst nicht bei jedem Infizierten ein Abstrich an Nase oder Rachen gemacht und der Erreger identifiziert wird. Die Symptome einer Influenza-Grippe ähneln häufig stark denen anderer viraler Infektionskrankheiten. Neben den Influenzaviren machen dem Bericht zufolge vor allem die sogenannten RS-Viren (Respiratory-Synzytial-Viren) den Menschen hierzulande zu schaffen.
In beiden Fällen gibt es keine ursächlichen, sondern nur symptomatische Therapien. In den meisten Fällen analysieren Hausärzte deshalb gar nicht, ob ihre Patienten mit Influenzaviren infiziert sind oder unter einem grippalen Infekt leiden - und melden dementsprechend ihre Patienten auch nicht.
Händewaschen nicht vergessen
Zu Todesfällen durch Influenzainfektionen kam es bislang in der Gruppe der über 59-Jährigen. Insgesamt wurden zwölf Todesfälle an das RKI gemeldet. Auch hier dürfte die tatsächliche Zahl deutlich höher liegen, denn oft führt nicht die Grippe selbst zum Tod, sondern eine zusätzliche bakterielle Infektion wie etwa bei einer Lungenentzündung.
"Bei Verstorbenen gelingt es häufig gar nicht mehr, die Influenza-Viren nachzuweisen", sagt Glasmacher. Zum Vergleich: In der Saison 2014/15 starben etwa 21.000 Menschen an der Influenza.
Zum Schutz vor der Influenza gibt es eine Impfung. Das RKI hatte kürzlich eine Studie veröffentlicht, wonach sich in Deutschland aber immer weniger Senioren auf diese Art schützen lassen. In der Saison 2009/2010 waren noch 47,7 Prozent der Menschen ab 60 Jahren geimpft - also fast die Hälfte. 2015/2016 lag der Anteil nur noch bei 35,3 Prozent, also gut jedem dritten über 60-Jährigen. Für sie ist die Krankheit jedoch besonders gefährlich.
RKI-Sprecherin Glasmacher betont, dass Händewaschen zu den wichtigsten Möglichkeiten zählt, das eigene Erkrankungsrisiko zu verringern. Zugleich reduziere sich damit auch die Gefahr, sich mit Erkältungs- und Durchfallerregern anzustecken.