
Kampf gegen Haarausfall: Neue Pracht für Jürgen Klopp
Kampf gegen Glatzenbildung So funktioniert Klopps Haartransplantation
Es waren die Fotos, die ihn entlarvten: Auf jüngeren Bildern wirkt Jürgen Klopps Haupthaar deutlich dichter als früher. Jetzt hat der Dortmunder Trainer zugegeben, dass er sich eigene Haare transplantieren ließ.
Klopp ist keine Ausnahme. Bei 80 Prozent der Männer wird das Kopfhaar im Laufe des Lebens lichter. Damit geht es meist schon im Teenageralter los. Auch im Fußball hat Klopp mindestens ein bekanntes Vorbild: Englands Ex-Nationalspieler Wayne Rooney, der schon als 20-Jähriger kaum noch Haare auf dem Kopf hatte, schaffte ebenfalls Abhilfe per Transplantation.
Zwar spricht der Volksmund umgangssprachlich vom Haarausfall. Genau genommen geht es dabei eigentlich um die abnehmende Dichte der Haarfollikel, aus denen noch Haare wachsen. Schuld daran ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron, wobei auch Frauen insbesondere nach der Menopause betroffen sein können.
Gegen Haarausfall und die sogenannte androgenetische Alopezie, also die von männlichen Geschlechtshormonen verursachte Glatzenbildung, gibt es eine Vielzahl vermeintlicher Gegenmittel, von wundersam bis widerlich ist alles dabei. Kieselerde soll das Haar genauso sprießen lassen wie Kräutersude, mit denen die Kopfhaut eingepinselt wird. Doch die Medizin hat tatsächlich etwas zu bieten: Ein ursprünglich für die Behandlung von Bluthochdruck entwickeltes Medikament und eben die Eigenhaartransplantation kloppscher Art. Ein Überblick.
Wie funktioniert die Haartransplantation?
Bei einer Haartransplantation werden nicht nur die Haare verpflanzt. Vielmehr ist es entscheidend, dass man die Haarfollikel transplantiert. Gemeint ist damit jene Struktur in der Kopfhaut, die die Haarwurzel umschließt und das Haar dort verankert. Nur wenn aus funktionierenden Follikeln Haare wachsen, kann die Alopezie wirksam bekämpft werden.
Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur androgenetischen Alopezie bewerten die Follikeltransplantation mit der mittelmäßigen Note "Kann erwogen werden". Voraussetzung dafür ist, dass die Betroffenen über ausreichend Spenderhaar verfügen.
Die Spenderfollikel entnimmt der Arzt am Hinterkopf samt der Haut. Dazu wird die Region örtlich betäubt. Durch den Vorgang entsteht eine Hautwunde, die der Chirurg vernäht. Anschließend zerlegt der Arzt den bis zu zehn mal zehn Zentimeter breiten Hautstreifen in sogenannte Grafts, die bis zu fünf Haare enthalten. Dort, wo die Haare wachsen sollen, werden Löcher in die Kopfhaut gestanzt, in die der Arzt die Follikel einsetzt. Die ganze Prozedur dauert einige Stunden. Nach etwa drei Monaten wachsen aus den verpflanzten Follikeln die neuen Haare.
Welche Risiken gibt es?
Es gibt keine Erfolgsgarantie. Durch den Eingriff können Narben entstehen, jede Hautwunde kann sich infizieren und bluten. Die transplantierten Haarwurzeln können abgestoßen werden. Und auch die umgepflanzten Follikel kann das gleiche Schicksal ereilen wie die Originalhaare: Die Glatze kann zurückkommen.
Was kostet die Haartransplantation?
Mehrere tausend Euro, je nach Umfang des Eingriffs. Die günstigsten Anbieter werben mit Preisen unter 2000 Euro.
Zu wem kann ich gehen?
Zuständig für das Hautanhängsel Haar sind Dermatologen. In vielen dermatologischen Kliniken gibt es Spezialisten, die Haar-Sprechstunden anbieten. Auch unter den niedergelassenen Hautärzten gibt es Experten, die sich auf die androgenetische Alopezie und den Haarausfall spezialisiert haben.
Was macht der Arzt?
Bei der Untersuchung forscht der Dermatologe, ob es eine andere Ursache als die typische und weitverbreitete hormonbedingte Alopezie gibt. Das können körperliche Krankheiten sein, die Haarausfall zur Folge haben. Zudem zieht der Arzt an den Haaren und beurteilt auch die restlichen Haare am ganzen Körper sowie Finger- und Fußnägel des Patienten. Das Haupthaar wird fotografiert. Einen einheitlichen Standard zur Normdichte des Haares gibt es nicht.
Wem gehen die Haare aus?
80 Prozent der Männer und bis zu 40 Prozent der Frauen sind betroffen. Bei den Männern geht es ab der Pubertät damit los, bei Frauen meist erst nach der Menopause. Wessen Väter und Großväter nur lichtes Haupthaar hatten, der muss für sich das Gleiche befürchten: Die sogenannte androgenetische Alopezie ist erblich. Hautärzte unterscheiden verschiedene Muster, in denen das Haar verschwindet: Typisch für den Mann sind die Stirnglatze und ein freier Fleck am Hinterkopf, das nennen Dermatologen ein Hamilton-Muster. Bei Frauen dagegen dünnen die Haare über den gesamten Kopf aus.
Gibt es ein Medikament, das die Haare wachsen lässt?
Das ursprünglich als Bluthochdruckmittel entwickelte Minoxidil wird heute nur noch wegen seiner Nebenwirkung eingesetzt: Es lässt die Haare wieder wachsen. Zugelassen ist es für Frauen und Männer. Die Lösung wird auf die Kopfhaut aufgetragen. In Studien ist die Wirksamkeit von Minoxidil belegt worden, sowohl bei Männern als auch bei Frauen wachsen in gewissem Umfang Haare.
Allerdings hat die Sache einen entscheidenden Haken. Die Patienten müssen die Minoxidil-Lösung täglich morgens und abends anwenden. Ein Urteil, ob die Behandlung funktioniert, kann der Arzt frühestens nach einem halben Jahr fällen. Wächst das Haar, muss die Therapie eigentlich so lange fortgesetzt werden, wie die Haare bleiben sollen. Das ist umständlich und teuer. Setzt man das Minoxidil dagegen ab, droht auch der erneute Haarverlust. Schwangere und stillende Frauen dürfen Minoxidil nicht anwenden.
Auch die Wirkstoffe Finasterid und Dutasterid werden bei Männern gelegentlich verschrieben, sie können bei bestimmten Alopezie-Mustern eingesetzt werden, ihre Wirksamkeit ist nicht so gut belegt wie die von Minoxidil.
Welche Mittel funktionieren nicht?
Die Leitlinie der Hautärzte listet eine Reihe von Stoffen und Verfahren auf, bei denen es keine oder zumindest keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass die Haare wieder dichter werden oder die Glatzenbildung gebremst wird.
Dazu gehören: Aminosäuren, Eisen bei Patienten ohne Eisenmangel, Vitamine, Proanthocyanidine, Hirse, Kieselsäure, Meerestierextrakte, Chinesische Kräuter, Ginkgo biloba, Aloe vera, Ginseng, Bergamotten, Hibiskus, Sophora-Extrakte, Koffein, Melatonin, Retinoide, Ciclosporin, elektromagnetische oder statische Felder, Laserbehandlung, Grüner Tee und andere.