Haarentfernung "Auf die brutale Tour"

Viele Menschen stören sich an ihrer Körperbehaarung, bisweilen ist sie sogar unhygienisch. Sollte man rasieren, wachsen oder lasern? Der Hautarzt Hans Wolff erklärt, welche Methoden es gibt - und welche Risiken sie haben.
Haarentfernung unter den Achseln: Kürzen kann nicht schaden

Haarentfernung unter den Achseln: Kürzen kann nicht schaden

Foto: Corbis
ZUR PERSON

Hans Wolff ist Professor für Dermatologie und Leiter der Haarsprechstunde an der Ludwigs-Maximilians-Universität München.

SPIEGEL ONLINE: Die Schwimmbadsaison beginnt, viele Menschen fragen sich, ob sie Hand an ihre Körperbehaarung legen sollten - ist das aus medizinischer Sicht sinnvoll?

Wolff: In meiner Sprechstunde sehe ich manchmal bei Männern, die sich unter den Achseln gar nicht rasieren, einen Befall mit Propioni-Bakterien - trotz täglichen Duschens. Diese Bakterienkolonien sind wie Korallenriffe. Das Achselhaar ist dann wie überzuckert von einem bräunlichen, glasigen Belag, der anfängt zu müffeln, wenn er mit Schweiß in Berührung kommt. Deshalb würde ich aus ästhetischen und olfaktorischen Gründen empfehlen, die Achseln zu rasieren und zwar bei Männern und Frauen.

SPIEGEL ONLINE: Auch Menschen ohne Korallenriffe unter der Achsel?

Wolff: Für den, der diese Probleme nicht hat, ist das eher nicht relevant. Männer mit Achselhaaren werden ja auch nicht als unästhetisch empfunden. Aber es ist total einfach, sich alle zwei bis vier Wochen mit einem simplen Langhaarschneider die Achselhaare zu kürzen. Das finde ich sinnvoll.

SPIEGEL ONLINE: Sonst kann alles dran bleiben beim Mann?

Wolff: Ich sehe auch bei Männern den Trend, die Körperbehaarung generell zurückzudrängen. Das kann man auf eine relativ gründliche und brutale Tour mit Enthaarungsstreifen. Da hat man dann zwei, drei Wochen Ruhe.

SPIEGEL ONLINE: Das ist doch Wahnsinn!

Wolff: Ich habe manchmal Patienten in der Sprechstunde, deren Behaarung an Gorillas erinnert und die mich fragen, was sie dagegen tun können, insbesondere, wenn der Sommer naht. Dann sage ich: Rasieren Sie sich einmal im Monat mit einem Langhaarschneider, dann sind die Haare deutlich gekürzt. Und das macht schon einen ganz andern Eindruck im Schwimmbad.

SPIEGEL ONLINE: Schützt Körperbehaarung eigentlich vor der Sonne?

Wolff: Am Kopf ja, am Körper ist sie bei den meisten nicht dicht genug. Wir Hautärzte sehen auf einem behaarten Kopf fast nie Hautkrebs, gerade den weißen nicht. Eine Glatze dagegen ist wie ein Minenfeld. Menschen mit Glatze, die immer viel in der Sonne waren, wie Tennisspieler oder Segler, haben auf der Kopfhaut oft weißen Hautkrebs und Vorstufen davon. Kopfbedeckungen und Sonnencremes schützen dagegen.

SPIEGEL ONLINE: Für diejenigen, die es wollen - welche Methode der Körperenthaarung empfehlen Sie?

Wolff: Die Rasur ist gut etabliert, einfach zu bewerkstelligen und preiswert, ob das jetzt der Langhaarschneider gegen den Pelz am Rücken ist oder die Rasierklinge unter der Dusche bei den Frauen. Dann gibt es die Wachsenthaarungsmethoden - wenn man die Schmerzen aushält, kann man das machen. Die chemische Enthaarung mit Creme, die Thioglykolate enthält, kann manchmal unter den Achseln problematisch sein, weil sie zu starken Hautreizungen führen kann.

SPIEGEL ONLINE: Was ist von Laser-Enthaarungen zu halten?

Wolff: Laser- und Blitzlampen-Enthaarungen werden immer besser. Das sind die einzigen Methoden, mit der man Hautpartien dauerhaft enthaaren kann.

SPIEGEL ONLINE: Was ist der Unterschied zwischen Lasern und Blitzlampen?

Wolff: Laser arbeiten mit genau definierten Wellenlängen und Lichtintensitäten. Sie sind in der Regel wesentlich teurer aber auch besser für Enthaarungsbehandlungen. Blitzlampen sind generell auch geeignet. Sie werden meist von Kosmetikerinnen bedient, die Methode heißt IPL-Enthaarung. Das steht für Intense Pulsed Light. Damit werden nicht einzelne Haare, sondern ganze Hautpartien behandelt.

SPIEGEL ONLINE: Wie oft muss man zur Behandlung kommen?

Wolff: Nach fünf bis zehn Laser-Terminen beim Dermatologen sind 80 Prozent der Haare dauerhaft verschwunden.

SPIEGEL ONLINE: Das ist sehr aufwendig.

Wolff: Laser und Blitzlampen wirken nur auf wachsende Haare und viele der Haare am Körper sind im Ruhezustand. Die Idealkombination für die Laserbehandlung ist: sehr dunkle Haare auf einer weißen Haut. Das dunkle Haar absorbiert die Lichtenergie, leitet sie in die Tiefe und der Haarfollikel wird durch das Haar selbst verkocht und geht zugrunde.

SPIEGEL ONLINE: Eine seltene Kombination - und die Methode hört sich ziemlich fies an.

Wolff: Die Realität ist oft so, dass Frauen mit einem dunklen Hauttyp auch dunkle Haare haben, die sie besonders stören. Dann ist es eine Gratwanderung, dass man die Lichtenergie nur durch das dunkle Haar in die Tiefe bringt und möglichst nicht von der dunklen Haut absorbieren lässt. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer Verbrennung kommt und zur Narbenbildung. Deswegen arbeiten solche Laser auch oft gleichzeitig mit starker Hautkühlung.

SPIEGEL ONLINE: Sind ein paar Härchen dieses Risiko wert?

Wolff: Das Risiko ist gering, wenn der Laser von einem erfahrenen Dermatologen bedient wird, der das Gerät gut kennt. Kosmetikerinnen arbeiten dagegen mit Blitzlampen, viele sehr gut. Allerdings sehen wir zum Teil wüste Verbrennungen. Wir hatten in der Sprechstunde mal eine junge türkische Frau, die war bei ihrer Freundin gewesen, die Kosmetikerin war und eine neue Blitzlampe hatte. Sie ließ sich damit behandeln - und leider hat die Blitzlampen-Energie sich auch sehr stark auf der Haut der jungen Frau gezeigt. Sie hatte Verbrennungen im Schachbrettmuster an den Beinen. Die Methode gehört in die Hände von Fachleuten, die erfahren darin sind, sie anzuwenden.

SPIEGEL ONLINE: Gibt es ein Hautkrebsrisiko durch Laser und Blitzlampen?

Wolff: Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt. Bei fünf- bis zehnmaliger Laserbehandlung ist die Lichtenergie quantitativ irrelevant, im Vergleich zu der UV-Strahlung, die man im Sommer abbekommt.

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