
Haarausfall: Zwölf Frauen, die daran leiden
Haarverlust bei Frauen Plötzlich kahl
Als Sally in ihren Vierzigern war, begannen plötzlich ihre Haare auszufallen. Erst fing es mit einigen kahlen Stellen an, doch sie wurden immer größer. Mit 50 hatte sie kein einziges Haar mehr auf dem Kopf: "Ich fühlte mich nicht mehr wie eine Frau. Ich war ein Außerirdischer, kein Mensch mehr." Christoph Soeder zeigt in seinem Fotoprojekt "Unfading" Frauen, die an bestimmten Formen von Haarausfall leiden, auch Alopezie genannt.
Den Frauen fiel das Haar je nach Form der Erkrankung an allen Körperstellen (Alopecia universalis) oder nur am Kopf (Alopecia totalis), komplett oder kreisrund (Alopecia areata), aus. Als eine Ursache für Haarverlust gilt das Immunsystem.
Die meisten der porträtierten Frauen gehen nie ohne Perücke aus dem Haus, Soeder zeigt sie jedoch ganz ohne künstliches Haar: "Sie enthüllten vor mir eine Identität, die für andere Menschen völlig unsichtbar ist." Er fotografierte die Betroffen vor hellen, farbenfrohen Hintergründen, testete aus, welcher Ton am besten mit der jeweiligen Persönlichkeit harmoniert.
Ganz ohne Haare treten die Gesichtszüge und Augen der Frauen besonders hervor. "Auch, wenn die Darstellung sehr einheitlich ist und sich wiederholt, betonen die Fotos trotzdem die Individualität der Menschen", sagt Soeder.

Haarausfall: Zwölf Frauen, die daran leiden
Die Teilnehmerinnen für das Projekt fand Soeder mithilfe der britischen Organisation Apolecia UK, der größten Hilfsorganisation für Haarausfall in Großbritannien, die im Internet einen Aufruf startete. Auch wenn Männer gleichermaßen erkranken können, meldete sich nur ein männlicher Freiwilliger bei Soeder. Daher entschied der Fotograf, eine rein weibliche Serie zu gestalten.
"Das Projekt will zeigen, mit welchem Mut die Teilnehmerinnen dem Haarausfall begegnen und sich der Situation stellen." Für viele sei es der erste Schritt, mit einem unverhüllten Äußeren in die Öffentlichkeit zu gehen.
Auch wenn sich viele der Frauen mittlerweile mit der Situation abgefunden hätten, würden sich die meisten doch in ihrem Alltag hinter Perücken, tätowierten Augenbrauen und Schals verstecken - um sich vor Blicken und Fragen zu schützen. Oft werden sie wegen der Kahlheit mit Krebspatienten verwechselt. Aber die Krankheit ist nicht lebensbedrohlich und die meisten sind ansonsten gesund.
Der Umgang mit dem Haarverlust sei für alle Frauen sehr schwierig, da Frisur, Wimpern und Augenbrauen als ein wichtiger Bestandteil des äußeren Erscheinungsbildes gelten. Für die meisten bedeute es daher einen schweren psychischen Schock und eine Bedrohung ihrer Identität. Viele würden sich zumindest anfangs isolieren, ihren Zustand nur schwer akzeptieren und sich selbst nicht mehr schön finden, berichtet der Fotograf.
"Die Schönheit und die Einzigartigkeit geht aber nicht verloren, sondern verwandelt sich. Wenn die Leute das akzeptiert haben, ist viel Kraft und Schönheit zu sehen", sagt Soeder. Für einige der Teilnehmerinnen seien die Fotos ein erster Schritt gewesen, sich selbst anzunehmen. Viele der Frauen seien von dem Ergebnis positiv überrascht gewesen. Eine Porträtierte meinte sogar, sie habe noch nie ein schöneres Bild von sich selbst gesehen.