Sterberisiko Jeder Vierte stirbt an einer Herzkrankheit

Die größten Gefahren für das Leben drohen den Deutschen durch Infarkte, Organschwächen und koronare Herzkrankheiten. Doch jeder kann vorbeugen.

Die Zahl der Sterbefälle durch Herzerkrankungen hat in Deutschland zuletzt leicht zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Herzstiftung in ihrem Herzbericht 2017 , der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

  • Demnach starben 2015 gut 221.500 Menschen (270 unter 100.000 Einwohnern) an Herzleiden.
  • 2014 waren es knapp 208.000 (256 von 100.000 Einwohnern).

Insgesamt machten Tote durch Herzleiden 2015 knapp ein Viertel der in Deutschland erfassten Todesfälle aus. In die Statistik einbezogen wurden die koronare Herzkrankheit, Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche genannt) und angeborene Fehlbildungen. Die koronare Herzkrankheit, Herzinfarkte und die Herzinsuffizienz tragen dabei besonders zur hohen Sterblichkeit bei, wobei die Diagnosen eng miteinander zusammenhängen.

Bei den koronaren Herzkrankheiten beeinträchtigen Ablagerungen in den Gefäßen die Sauerstoffversorgung des Herzens. Das kann zum Herzinfarkt oder zur Herzschwäche führen.

Je gebildeter, desto gesünder

Etwa 22 Prozent der Herztode gehen auf akute Infarkte zurück, weitere koronare Herzkrankheiten verursachten etwa 35 Prozent der Todesfälle. Zusammen mit der Herzinsuffizienz (etwa 21 Prozent) verursachten diese drei Krankheitsbilder vier von fünf Todesfällen durch Herzleiden (siehe Grafik).

"Viele Klinikeinweisungen und Sterbefälle durch Herzschwäche und andere Herzkrankheiten könnten durch verbessertes Wissen, richtiges Notfallverhalten und Vorsorgemaßnahmen wie frühzeitige Blutdruck- oder Pulsmessung vermieden werden", sagte Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Andreas Stang vom Wissenschaftlichen Beirat der Einrichtung sieht die Vorbeugung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das Risiko für einen großen Teil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich senken durch genügend Bewegung, Rauchverzicht, eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht. Das müsse immer wieder in Familien, am Arbeitsplatz, in der Kita, in Schulen sowie von Politikern und Medien thematisiert werden. Noch immer zeigt sich, dass die Herzgesundheit mit dem Bildungsgrad zunimmt.

Die meisten Herzinfarkttoten pro 100.000 Einwohner gibt es in Brandenburg

Zudem ergeben sich - wie auch in den Herzberichten aus den vergangenen Jahren - deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern (siehe Grafik). Am Herzinfarkt starben 2015 in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen die meisten Menschen. Von 100.000 Einwohnern waren es 83, 82 und 69. Zum Vergleich: Mit 49, 46 und 42 Herzinfarkttoten pro 100.000 Einwohnern haben Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein die niedrigste Sterberate.

"Kritisch sehen wir, dass die Bundesländer mit der geringsten Kardiologendichte zugleich gegen eine überdurchschnittlich hohe Infarktsterblichkeit ankämpfen, wie Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt", so Meinertz. Zur Einordnung: Thüringen hat mit knapp 32.000 Einwohnern pro Kardiologe die geringste Facharztdichte, während das Saarland mit der größten Dichte auf knapp 17.500 Einwohner pro Facharzt kommt.

Frauen sterben häufiger an Herzkrankheiten

Laut Bericht sterben mehr Frauen als Männer an Herzleiden. 2015 waren es insgesamt gut 117.500 Frauen gegenüber knapp 104.000 Männern. Herzschwäche, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen verursachten deutlich mehr Tode bei Frauen. Lediglich in der Folge von koronaren Herzkrankheiten, zu denen auch der Herzinfarkt gehört, starben mehr Männer (siehe Grafik). Tode durch angeborene Herzleiden sind bei beiden Geschlechtern gleich häufig.

Die Unterschiede führt Meinertz auf die geschlechtsspezifische Wirkung mancher Herzmedikamente, anatomische Unterschiede am Herzen und den Gefäßen sowie unterschiedliche Symptome bei Männern und Frauen mit Herzleiden zurück. Das müsse stärker berücksichtigt werden.

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Ein Beispiel: 2016 kamen etwa halb so viele Frauen wie Männer mit akutem Herzinfarkt stationär ins Krankenhaus. Man könnte davon ausgehen, dass also auch ungefähr halb so viele Frauen wie Männer an diesem Herzleiden sterben. Das ist aber nicht der Fall. 2015 waren es gut 48 Frauen und 63 Männer unter 100.000 Einwohnern.

Ein Grund dafür könnte sein, dass Herzinfarkte bei Frauen oft später erkannt werden. Statt deutlichem Brustschmerz, der in den linken Arm ausstrahlt, spüren Frauen bei einem Herzinfarkt eher Schmerzen im Bauch. Das kann dazu führen, dass die Symptome zu spät erkannt werden und sie dadurch verzögert medizinische Hilfe bekommen.

Starker Rückgang bei Toden durch angeborene Herzfehler

Der Herzbericht zeigt aber auch, dass sich die medizinische Versorgung von Herzkranken in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt stark verbessert hat. Das ergibt sich auch aus den Daten zu angeborenen Herzfehlern. Rund eines von 100 Babys kommt mit einem solchen zur Welt. Heute sind die Überlebenschancen viel besser, als es noch 1990 der Fall war (siehe Grafik).

Säuglinge unter einem Jahr überleben heute viermal häufiger, als es vor knapp 30 Jahren der Fall war. Starben 1990 noch 777 an einem angeborenen Herzfehler, waren es 2015 nur 190. Auch insgesamt ist die Zahl der Todesfälle in dem Bereich deutlich gesunken: Von gut 1200 im Jahr 1990 auf knapp 460 im Jahr 2015.

SPIEGEL TV Thema: Herz-Gesundheit

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