Neuer hippokratischer Eid "Ich schwöre,...den Willen und die Würde des Patienten zu achten"

Mediziner in einer Arztpraxis
Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / Patrick Pleul/Zentralbild/dpaEr ist mehr als zweitausend Jahre alt, doch noch immer ist der hippokratische Eid eine Grundlage für ethisches Handeln eines jeden Mediziners. Auch wenn seit einigen Jahren mit der Genfer Deklaration eine modernere Fassung verwendet wird, hat sich umgangsprachlich der "hippokratische Eid" als Bezeichnung gehalten.
Nun ist das Genfer Gelöbnis für Ärzte modernisiert worden. Der Weltärztebund verabschiedete auf seiner Generalversammlung in Chicago eine überarbeitete Fassung, wie die Bundesärztekammer (BÄK) in Berlin mitteilte. Die Neufassung hebt nach Angaben von Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery nun "stärker als zuvor auf die Autonomie des Patienten ab".
"Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich: mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen" - so begann der alte Ursprungstext aus dem Jahr 1948. In der neuen Version verpflichtet das Gelöbnis die Ärzte laut BÄK demnach, "medizinisches Wissen zum Wohl der Patienten und zur Förderung der Gesundheitsversorgung mit ihren Kollegen zu teilen."
In dem englischen Originaltext heißt es etwa nun: "I will respect the autonomy and dignity of my patient; I will share my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare."
Sich auch um die eigene Gesundheit kümmern
Eine deutsche Übersetzung liegt noch nicht vor. Sie muss ohnehin erst mit allen deutschsprachigen Ländern abgestimmt werden. Wie lange dieser Prozess dauern werde, wisse man noch nicht, teilte die Bundesärztekammer auf Anfrage des SPIEGEL mit.
Vor dem Hintergrund der steigenden Arbeitsbelastung appelliert der Text aber auch an die Mediziner, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Nur dann könnten sie eine gesundheitliche Versorgung auf höchstem Niveau leisten.
Auf der ganzen Welt berufen sich Ärzte auf das Genfer Gelöbnis. In vielen Ländern ist es Teil der ärztlichen Berufsordnung, in manchen hat es sogar Gesetzescharakter. Der Weltärztebund rechnet damit, dass die überarbeitete Fassung weltweit als ethischer Kodex für alle Ärzte anerkannt wird. Die Änderungen waren von einer internationalen Arbeitsgruppe unter Leitung der Bundesärztekammer zwei Jahre lang vorbereitet worden.
Der hippokratische Eid geht auf den griechischen Arzt Hippokrates zurück, der um 460 vor Chr. geboren wurde. Er gilt als Begründer der abendländischen wissenschaftlichen Medizin.
Sein Eid wurde später von religiösen Inhalten befreit und war Grundlage des Genfer Gelöbnisses. Es wird in Deutschland nach der Approbation aber nicht verpflichtend geleistet. Schon mehrfach wurde der Text überarbeitet - zuletzt 2006.
So liest sich die neueste Fassung des Eides im englischen Original
The Physician's Pledge
AS A MEMBER OF THE MEDICAL PROFESSION:
I SOLEMNLY PLEDGE to dedicate my life to the service of humanity;
THE HEALTH AND WELL-BEING OF MY PATIENT will be my first consideration;
I WILL RESPECT the autonomy and dignity of my patient;
I WILL MAINTAIN the utmost respect for human life;
I WILL NOT PERMIT considerations of age, disease or disability, creed, ethnic origin, gender, nationality, political affiliation, race, sexual orientation, social standing or any other factor to intervene between my duty and my patient;
I WILL RESPECT the secrets that are confided in me, even after the patient has died;
I WILL PRACTISE my profession with conscience and dignity and in accordance with good medical practice;
I WILL FOSTER the honour and noble traditions of the medical profession;
I WILL GIVE to my teachers, colleagues, and students the respect and gratitude that is their due;
I WILL SHARE my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare;
I WILL ATTEND TO my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard;
I WILL NOT USE my medical knowledge to violate human rights and civil liberties, even under threat;
I MAKE THESE PROMISES solemnly, freely and upon my honour.