Frischzellen-Therapie Spahn will riskante Heilpraktiker-Methoden verbieten

Manche Heilpraktiker spritzen Patienten Extrakte aus tierischen Organen - eine gefährliche Therapie, die Gesundheitsminister Jens Spahn laut Medienberichten nun stoppen möchte.
Gesundheitsminister Jens Spahn

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FABRIZIO BENSCH/ REUTERS

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will gegen riskante Heilpraktiker-Methoden vorgehen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") und der Norddeutsche Rundfunk (NDR)   unter Berufung auf Regierungskreise berichten, ist ein entsprechender Referentenentwurf in Arbeit.

Konkret geht es um sogenannte Frischzellen-Therapien. Dabei bekommen Patienten Extrakte aus Organen von Schafen und anderen Tieren gespritzt. Sie werden als "Anti-Aging-Kur" oder zur "Stärkung der Immunabwehr" eingesetzt und sollen gegen Krankheiten wie Parkinson oder Multiple Sklerose helfen. Mit derlei Versprechen locken Privatkliniken teils schwerkranke Menschen aus aller Welt an.

Doch Frischzellen sind nach aktuellem Forschungsstand nicht nur nutzlos, sie sind auch gefährlich. So steckten sich zum Beispiel 2014 in Rheinland-Pfalz mehrere Patienten und Klinikmitarbeiter mit der hochansteckenden Schafkrankheit Q-Fieber an. Sie kann zu Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung und auch zum Tod führen.

Verbotsversuche scheitern seit Jahren

Frischzellen-Therapie ist in fast allen Ländern der Welt seit Jahren verboten. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel kam zu dem Schluss, dass sie gefährlich ist, ebenso das Paul-Ehrlich-Institut. Trotzdem scheitern Verbotsversuche in der Bundesrepublik seit Jahren. Als Grund dafür nennt die "SZ" wirtschaftliche Motive. In manchen Bundesländern wolle man nicht auf die Privatkliniken und ihre Kunden aus aller Welt verzichten.

Das Spahn-Ministerium plant außerdem, dass Heilpraktiker nur noch in Ausnahmefällen Arzneimittel selbst herstellen dürfen. Dafür müsse das Arzneimittelgesetz geändert werden. Bislang war das für Angehörige nichtärztlicher Heilberufe möglich. Wiederholt sind aber Menschen durch Therapien mit fragwürdigen Arzneien in Gefahr geraten.

Immer wieder beriefen sich Heilberufler auf das hohe Gut der Therapiefreiheit, sagte Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelsicherheit an der Universität Bremen, der "Süddeutschen Zeitung". "Aber wenn Therapiefreiheit mit Beliebigkeit und dubiosen Verfahren verwechselt wird, dann haben sie dieses Recht verwirkt."

mal/sth

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