Gesundheit Schlechtere Bildung, weniger Geld - kürzeres Leben

Wer wenig verdient und schlecht qualifiziert ist, hat ein kürzeres Leben, sagen Forscher. Ihren Analysen zufolge ist das unabhängig vom Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und anderen Risikofaktoren.
Berlin Mitte, Bahnhof Friedrichstraße

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Foto: imago

Schlechte wirtschaftliche und soziale Lebensumstände verkürzen die Lebenserwartung laut einer Studie um gut zwei Jahre. Menschen mit ungünstigen sozio-ökonomischen Lebensbedingungen - wie etwa eine Arbeit als Geringqualifizierter oder ein niedriges Bildungsniveau - lebten im Schnitt 25 Monate kürzer als Menschen mit guten Voraussetzungen, heißt es in einer Studie, die am Mittwoch in der britischen Medizinzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht  wurde.

Für die Untersuchung waren 48 Studien aus fünf europäischen Ländern, den USA und Australien ausgewertet worden. Die Analyse ist Teil des Forschungsprojekts Lifepath, das den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Unterschieden beim Gesundheitszustand untersucht und von der EU-Kommission finanziert wird.

Schlechte wirtschaftliche und soziale Bedingungen gehen oft einher mit anderen lebensverkürzenden Umständen wie Nikotinsucht, Übergewicht oder Herzkreislauferkrankungen. So ergab die Studie, dass Rauchen die Lebenserwartung um 4,8 Jahre verringert, Diabetes um 3,9 Jahre und Bewegungsmangel um 2,4 Jahre.

Lebensbedingungen verbessern

Die Forscher räumten ein, dass ihnen als einziges Indiz für den sozio-ökonomischen Status der Patienten die Angaben zu ihren Berufen vorlagen. Bei der Analyse rechneten sie den Einfluss der genannten Risikofaktoren heraus und kamen auch bei den bereinigten Berechnungen zu dem Schluss, dass Menschen mit geringerem Einkommen und schlechterer Bildung kürzer leben.

"Wir wissen, dass die Bildung, das Einkommen und die Arbeit die Gesundheit beeinflussen, aber wenige Studien haben die Bedeutung bemessen", erklärte Mika Kivimaki vom Londoner University College. Er und seine Kollegen wiesen darauf hin, dass die sozio-ökonomischen Lebensbedingungen von der Politik auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene beeinflusst werden könnten. Solche Maßnahmen seien möglicherweise wirksamer als Unterstützung für Raucherentwöhnungen oder Ernährungstipps.

Der sozio-ökonomische Status eines Menschen könne ein ganzes Leben lang unverändert bleiben und ihn "gefährlichen Bedingungen" aussetzen, erklärte Lifepath-Chef Paolo Vineis. Aus anderen Untersuchungen ist zudem bekannt, dass auch Alleinerziehende, denen durchschnittlich weniger Geld zur Verfügung steht als Familien mit zwei Elternteilen, ihre Gesundheit schlechter einschätzen als Eltern in einer Partnerschaft.

hei/AFP
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