Schlaganfall Luftverschmutzung erhöht Schlaganfallrisiko

Smog in China
Foto: CHINA DAILY/ REUTERSWeltweit erleiden pro Jahr etwa 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Bereits früher hatten Untersuchungen zum sogenannten Apoplex ergeben, dass neben Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder hohem Blutdruck auch ein Zusammenhang mit stark verschmutzter Luft besteht. Forscher aus Neuseeland haben nun in einer weiteren Untersuchung gezeigt: Der Faktor Luftverschmutzung könnte eine wichtigere Rolle spielen als bisher angenommen.
Für ihre Studie nutzten Valery Feigin von der Auckland University of Technology in Auckland und ihre Kollegen Daten aus 188 Ländern. Dabei konzentrierten sie sich neben der schlechten Luft in Städten auch auf die Luft in Haushalten ärmerer Länder, wo Frauen auf offenem Feuer kochen. Basis ihrer Daten waren Erhebungen der Global Burden of Disease Study 2013, einer weltweiten Studie zur Krankheitsbelastung und Lebenserwartung, die die Forscher speziell im Hinblick auf das Schlaganfallrisiko auswerteten.
Die Belastung durch Schlaganfälle könnte weltweit gesehen um knapp 30 Prozent verringert werden, wenn die Menschen nicht der Luftverschmutzung ausgesetzt wären, schreiben die Forscher im Fachjournal "The Lancet Neurology". Dabei bezogen sich die Wissenschaftler auf Lebensjahre, die den Betroffenen entweder durch vorzeitigen Tod oder durch eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung verloren gehen - sogenannte Dalys, disability-adjusted life years.
Große Unterschiede zwischen den Weltregionen
Durch das Kochen mit festen Brennstoffen, vor allem Kohle, ist die Belastung den Daten zufolge in afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien besonders hoch. Insgesamt zeigten sich große Unterschiede zwischen den Weltregionen: Während die Luftverschmutzung bei den Industrienationen nur 10,2 Prozent der durch Schlaganfall verursachten Dalys ausmacht, liegt dieser Wert in den Entwicklungsländern bei 33,7 Prozent. Zum Vergleich: Der Daly-Wert für das Rauchen beträgt weltweit 20,7 Prozent.
Als mögliche Mechanismen, wie die verschmutzte Luft das Schlaganfallrisiko vergrößert, nennen die Forscher eine schädliche Einwirkung auf die Innenhaut der Blutgefäße, ein gesteigertes Thromboserisiko und die Erhöhung des Blutdrucks. Ein zu hoher Blutdruck ist der Studie zufolge der Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle. Weitere wichtige Faktoren sind eine obst- und Gemüsearme Ernährung, Übergewicht, zu viel Salz in der Nahrung und das Rauchen.
Was Feigin und Kollegen besonders betonen: Mehr als 90 Prozent der Risikofaktoren können Mensch und Gesellschaft beeinflussen - wie Ernährung oder Luftverschmutzung. Das gilt insbesondere für das Verhalten jedes Einzelnen: "Rauchen, schlechte Ernährung und wenig Bewegung sind weltweit einige der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle", so Feigin. "Diese Risikofaktoren im Zaum zu halten, könnte weltweit drei Vierteln der Schlaganfälle vorbeugen."
In einem Kommentar im selben Magazin heben Vladimir Hachinski von der kanadischen University of Western Ontario und Mahmoud Reza Azarpazhooh von der Mashhad University of Medical Sciences in Mashhad (Iran) hervor: "Die systematische Analyse der Schlaganfall-Belastung durch Feigin und Kollegen ist ein rechtzeitiger, verbindlicher und datenbasierter Leitfaden für die Schlaganfall-Prävention und Verringerung der Krankheitsbelastung." Vor allem in Städten sei es einfach, ungesundes Essen zu kaufen und schwer, Bewegung zu bekommen. Das zeige die Schwierigkeit auf, einen gesunden Lebensstil in einer ungesunden Umgebung zu erreichen.