Erkrankungen 2017 Fast tausend Masernfälle in Deutschland

Duisburg, Berlin, Köln: Die größeren Masern-Ausbrüche der vergangenen Jahre in Deutschland fanden vor allem in Ballungsräumen statt. Warum?
Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Masernvirus

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Masernvirus

Foto: Cynthia Goldsmith/ dpa

Vergangenes Jahr erkrankten 929 Menschen in Deutschland an den Masern - und es gab einen Todesfall. 376 der Erkrankten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Im ersten Halbjahr 2018 gab es hierzulande 387 Fälle der hochansteckenden Krankheit, berichtet  das Robert Koch-Institut (RKI).

Laut RKI begann der größte Ausbruch 2017 im Januar in Duisburg, insgesamt erkrankten 465 Menschen in der Stadt sowie in umliegenden Stadt- und Landkreisen in Nordrhein-Westfalen. In der ersten Jahreshälfte 2018 gab es 35 Fälle in Duisburg, dazu 92 in Köln.

Vergleicht man die Fallzahlen der Bundesländer, steht Berlin nach Nordrhein-Westfalen an zweiter Stelle. Dort gab es im vergangenen Jahr 20 Fälle pro einer Million Einwohner. In vielen anderen Bundesländern, etwa im Saarland, in Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern, lag diese Zahl unter fünf Fällen pro einer Million.

Warum sind die Masern in Deutschland noch immer nicht ausgerottet und warum sind insbesondere Städte betroffen?

In Städten begünstigen dem RKI-Bericht zufolge mehrere Faktoren eine schnelle Ausbreitung: Die Menschen lebten dichter zusammen. Außerdem erreichten durch Touristen, Studenten und Migranten importierte Masernfälle insbesondere die Ballungsgebiete. Dort sei es dann auch aus verschiedenen Gründen am wahrscheinlichsten, auf Menschen ohne Impfschutz zu treffen. Sie können dann an den Masern erkranken und weitere anstecken.

Die meisten Erkrankten waren nicht geimpft

Laut RKI war bei einem Großteil der Erkrankten bekannt, ob sie geimpft waren oder nicht. Demnach waren 82 Prozent von ihnen nicht gegen die Masern geimpft, zwölf Prozent hatten nur eine einmalige Impfung erhalten, sechs Prozent hatten wie empfohlen zwei Impfungen erhalten oder sogar mehr.

Masernfälle in Deutschland

Jahr Fallzahl
2001 6039
2002 4656
2003 777
2004 123
2005 781
2006 2308
2007 566
2008 915
2009 572
2010 780
2011 1608
2012 165
2013 1769
2014 442
2015 2464
2016 326
2017 929
Quelle: RKI

Die Masern sind extrem ansteckend. Masernviren werden beim Sprechen, Husten oder Niesen über kleine Tröpfchen in der Luft übertragen. Die Erkrankung geht zunächst mit grippeähnlichen Symptomen und später einem charakteristischen Hautausschlag einher. Die Infektion schwächt das Immunsystem immens, weitere Infektionen sind darum eine häufige Folge.

Eine gefürchtete Folge ist eine Gehirnentzündung, die Masern-Enzephalitis, die tödlich oder mit bleibenden Schäden enden kann. Als Spätfolge einer Maserninfektion kann sich zudem nach Jahren eine sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) ausbilden, eine Entzündung der Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks. Sie führt zum Ausfall von Gehirnfunktionen und schließlich zum Tod.

Nach Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 waren die Masernfälle aufgrund steigender Impfquoten zunächst deutlich zurückgegangen. Seit einigen Jahren beobachtet das RKI allerdings eine Stagnation. Jahre mit weniger Erkrankungsfällen würden von Jahren mit zum Teil ausgedehnten Ausbrüchen und vielen Masernfällen abgelöst.

Vergangenes Jahr steckte sich eine Guatemaltekin bei einem Aufenthalt in Deutschland mit den Masern an und erkrankte nach ihrer Heimreise - es war der erste Fall in dem zentralamerikanischen Land seit 20 Jahren.

wbr/dpa
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