Grafischer Überblick Hier gibt es die wenigsten Herzinfarkte in Deutschland

Herzinfarkt: Bei Schmerzen im Brustkorb und einem Engegefühl sofort den Notruf wählen
Foto: Corbis
Ost-West-Gefälle: Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, hängt auch vom Wohnort ab.
Was Herzinfarkte angeht, leben die Bürger im Osten Deutschlands gefährlicher als im Westen. In den östlichen Bundesländern sterben gemessen an der Einwohnerzahl noch immer deutlich mehr Menschen an den Folgen der Durchblutungsstörung als in den westlichen, zeigt der deutsche Herzbericht 2015 . Das starke Ost-West-Gefälle hängt Experten zufolge auch mit sozialen Faktoren zusammen.
In Ländern mit überdurchschnittlich vielen Infarkt-Toten wie Sachsen-Anhalt sei der Anteil an Arbeitslosen und gering Gebildeten erhöht, sagte Andreas Stang von der Uniklinik Essen am Mittwoch in Berlin. Das wirke sich oft negativ auf den Lebensstil aus. Die Betroffenen rauchten häufiger und litten unter Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Damit steigt auch das Risiko für einen Herzinfarkt.
Am stärksten gefährdet sind den Daten zufolge die Bürger in Sachsen-Anhalt. Dort wurden 2013 mehr als doppelt so viele Herzinfarkt-Tote pro 100.000 Einwohner gezählt wie in Schleswig-Holstein. Neben dem sozialen Gefüge lässt sich das auch mit einer geringeren Ärztedichte in den ostdeutschen Bundesländern erklären. Hinzu kommt, dass dort mehr ältere Menschen leben.

Im Durchschnitt kümmert sich in Deutschland ein Herzspezialist um 24.509 Einwohner.
Herzleiden: Frauen deutlich gefährdeter als Männer
Neben dem Wohnort hängt das Risiko, an einem Herzleiden zu sterben, auch vom Geschlecht ab. Wie in den Vorjahren starben 2013 deutlich mehr Frauen als Männer an einer Herzkrankheit. Besonders drastisch ist der Unterschied bei einer Herzschwäche. Hier lag die Sterbeziffer, also die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Einwohner, bei den Frauen um 81,6 Prozent höher als bei den Männern: Während bei den Frauen 72,7 pro 100.000 Einwohner an den Folgen einer Herzschwäche starben, waren es bei den Männer nur 40.
Auch bei den Herzrhythmusstörungen dokumentierten die Forscher erhebliche Unterschiede, die Anzahl der Todesfälle war im Verhältnis zur Zahl der Einwohner bei den Frauen 47 Prozent höher als bei den Männern. Wie die Unterschiede zustande kommen, ist noch nicht endgültig geklärt. "Das bedarf genauer Analysen", sagte Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Zu den möglichen Gründen zählt eine schlechtere Wirkung von Arzneimitteln. Der Stoffwechsel von Männern und Frauen unterscheidet sich. Dennoch werden Medikamente in Studien zum größeren Teil an Männern getestet und somit auf die Bedürfnisse ihrer Körper abgestimmt. Ebenfalls einen Einfluss könnte die im Schnitt höhere Lebenserwartung der Frauen haben - und damit, dass sie in ihren letzten Jahren häufiger allein leben.
Viele der Todesfälle ließen sich verhindern
In den Zahlen des Herzberichts verbergen sich aber auch positive Nachrichten. Während in Deutschland 1990 noch 85.625 Menschen an einem Herzinfarkt starben, waren es 2013 nur noch 52.044. In dem Zeitraum sank die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten insgesamt um 17,2 Prozent. Aktuell scheint sie jedoch zu stagnieren oder sogar wieder leicht zu steigen. 2013 starben in ganz Deutschland mehr als 330.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Diese Zahl ließe sich noch weiter senken, sind Experten überzeugt: "Viele Sterbefälle durch Herzinfarkt, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder durch andere Herzkrankheiten könnten vermieden werden", sagte Meinertz. Notwendig dafür seien ein verbessertes Wissen über richtiges Verhalten im Notfall, eine konsequentere Behandlung, Vorsorgemaßnahmen wie frühzeitige Blutdruckmessungen und ein gesunder Lebensstil.
Der Deutsche Herzbericht wird herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Fachgesellschaften für Kardiologie, Herzchirurgie und Kinderkardiologie. Er listet jährlich umfassende Daten zur Herzgesundheit auf. Die Angaben der aktuellen Ausgabe beziehen sich auf das Jahr 2013.