Ritalin Ärzte verordnen seltener ADHS-Medikamente

ADHS-Medikament Ritalin: Etwas seltener verschrieben
Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpaIn Deutschland werden weniger ADHS-Medikamente verordnet. Der Verbrauch von Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, ist im vergangenen Jahr um fünf Prozent gesunken, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) in Bonn mit. 2014 wurden demnach 1716 Kilogramm verordnet, im Jahr 2013 waren es noch 1803 Kilogramm.
Methylphenidat wird vor allem zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung - kurz ADHS - eingesetzt.
Bereits 2013 hatte sich eine Trendwende abgezeichnet, nachdem der Verbrauch erstmals seit 20 Jahren leicht gesunken war. In den zehn Jahren zuvor hatte sich der Verbrauch von Methylphenidat in Deutschland noch verdreifacht.
Der neuerliche Rückgang bestätigt laut Bfarm-Präsident Karl Broich, dass die vor einigen Jahren beschlossenen Beschränkungen bei der Verordnung von ADHS-Medikamenten der richtige Weg gewesen seien.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen hatte 2010 die Verordnung der Mittel eingeschränkt. Für die Verschreibung gelten strenge Vorgaben.
Auch weiterhin sei besonderes Augenmaß nötig, damit Patienten von einer gezielten Therapie profitierten und zugleich vor unkritischer Überversorgung geschützt werden, so Broich.
ADHS-Arzneien wie Ritalin sind umstritten. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angstzustände und Wachstumsstörungen. Kritiker bemängeln, dass die Störung zu häufig diagnostiziert wird - etwa bei früh eingeschulten Kindern mit unreiferem Verhalten. Ebenso gibt es den Vorwurf, dass zu schnell zu Medikamenten gegriffen wird, anstatt andere Behandlungsmöglichkeiten auszuloten.
ADHS ist die häufigste psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen und kann bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Bei mehr als 250.000 Kindern und Jugendlichen in Deutschland wurde ADHS diagnostiziert, Jungen sind drei- bis viermal so häufig betroffen wie Mädchen. Kinder mit ADHS zeigen weniger Ausdauer, sind leicht ablenkbar und haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Sie neigen zudem zu impulsivem und unüberlegtem Verhalten und sind emotional instabil.
Die genauen Ursachen für die Störung sind noch weitgehend unbekannt. Die möglichen Behandlungen reichen von Medikamenten über Verhaltenstherapien bis hin zum Neurofeedback, bei dem Patienten am Computer lernen, sich besser zu konzentrieren und zu entspannen.
ADHS-Medikamente werden aber nicht nur zur Therapie der Störung eingesetzt, sondern auch von einer wachsenden Anzahl von gesunden Teenagern und Erwachsenen als eine Art Hirndoping etwa zur Leistungssteigerung missbraucht.