Verletzungen an Silvester Böller reißt Mann in Berlin zwei Finger ab

Verbotene Feuerwerkskörper und Böller bei einer Infoveranstaltung
Foto: Arno Burgi/ dpaIn Berlin hat sich ein Mann beim Böllern am frühen Silvestermorgen zwei Finger der rechten Hand abgesprengt. Der Mann habe den Feuerwerkskörper am geöffneten Schlafzimmerfenster gezündet, teilte die Polizei mit. Dabei sei der Sprengkörper sofort explodiert. Die Wucht der Explosion ließ die Fensterscheibe bersten, herumfliegende Scherben verletzten den Mann zusätzlich.
Der Betroffene musste zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus, die Polizei stellte in seiner Wohnung noch weitere Sprengkörper sicher. Vor allem illegale Böller können auch bei Erwachsenen zu schweren Verletzungen führen. Sie sind häufig nicht mit Schwarzpulver, sondern mit einem viel stärker reagierenden Knallsatz gefüllt. Bei einem geprüften Böller, der versehentlich in der Hand angezündet wird, drohen der Bundesanstalt für Materialforschung und -Prüfung (BAM) zufolge in der Regel nur leichte Verbrennungen.
Bei allen schweren Verletzungen sollte so schnell wie möglich die 112 gewählt werden. Dann folgt die weitere Erste Hilfe. Hier sind die wichtigsten Regeln für vier häufige Silvesterverletzungen - neben abgerissenen Fingern zählen dazu Verbrennungen, ein Knalltrauma und Splitter im Auge.
1. Abgerissene Finger
Um den Finger zu retten, sollte das Umfeld schnell handeln. Wichtig ist, nicht selbst zu versuchen, den Finger zu säubern oder abzuwaschen. Stattdessen sollte er laut DRK in ein trockenes, möglichst steriles Tuch gewickelt werden. Wer keinen Erste Hilfe-Koffer zur Hand hat, kann auch ein frisch gewaschenes Stoffstück nutzen.
Dann gilt es, den Finger zu kühlen. Dafür sollte er in einen sauberen, wasserdichten Plastikbeutel gesteckt werden, der dicht verschlossen in einen weiteren Plastikbeutel mit Eiswasser kommt. So bleibt der Finger kühl, ohne zu unterkühlen. Ebenfalls wichtig: Abgetrennte Körperteile dürfen nie direkt auf Eis oder in Eiswasser gelagert werden. Gefrieren sie, stirbt das Gewebe ab, und eine Transplantation wird unmöglich.
Bis zum Eintreffen des Rettungswagens sollten die Ersthelfer außerdem die Wunde versorgen. Ein Druckverband stoppt Blutungen am besten. Ebenfalls möglich ist, die Schlagader am Oberarm abzudrücken und die Blutung dadurch aufzuhalten.
2. Verbrennungen
Explodiert ein Böller zu früh oder bleiben Feuerwerkskörper zu lange in der Hand, kommt es schnell zu Verbrennungen. Was dann zu tun ist, hängt vor allem von der Größe der betroffenen Hautfläche ab.
Ist die Verbrennung kleiner als die Hand des Betroffenen, kann Kühlen die Schmerzen zumindest kurzzeitig lindern. Dabei ist Eile geboten. Nur wenn die Stelle schnell unter fließendes Wasser kommt, bringt das Prozedere etwas. Die Geschwindigkeit sei wichtiger als die Wassertemperatur, schreibt das DRK. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Verletzung am besten direkt unter einen Wasserhahn halten. Dies birgt im Vergleich zu einem feuchten Handtuch ein deutlich geringeres Risiko, dass Krankheitserreger in die Wunde gelangen.
Deutlich kritischer ist die Situation, wenn die Fläche der Verbrennung größer ist als die Hand des Betroffenen. Dann sollte auf keinen Fall gekühlt werden, da der Körper durch die Wunde ohnehin stark an Wärme verliert. Wer kühlt, verstärkt diesen Effekt. Die dann drohende Unterkühlung gefährdet den Kreislauf - und kann schwerer zu behandeln sein als die Verbrennung an sich, schreibt das DRK. Besser ist, den Betroffenen mit einer Rettungsdecke, Jacken oder Decken zu wärmen, bis der Notarzt kommt.
Weitere Faustregeln: Brandblasen nicht öffnen. Kleidung, die mit der Haut verkrustet ist, nicht selbst entfernen. Und nach einer Verbrennung die Stelle vor Sonnenlicht schützen.
3. Knalltrauma
Der Lärm von Böllern verstummt nach Millisekunden, trotzdem ist er für Ohren gefährlicher als Dauerlärm. Ein Grund dafür: Wir empfinden die kurzen Impulse im Vergleich zu andauerndem Lärm als weniger störend und merken nicht, wie sie dem Ohr schaden. Deshalb zählt beim Knalltrauma vor allem die Vorbeugung. Am besten schützt es, ausschließlich mit geprüften Böllern zu knallen (zu erkennen am CE-Zeichen mit einer Registrierungsnummer).
Leidet das Ohr unter einem Knall, machen sich die Folgen in der Regel sofort bemerkbar. Es kann sich anfühlen, als hätte man Watte im Ohr. Tinnitus und ein schlechteres Gehör sind weitere Anzeichen, ebenso wie ein schmerzendes Ohr. Betroffene sollten auf jeden Fall zu einem Arzt gehen. Helfen können unter anderem Medikamente, die die Durchblutung im Innenohr wieder verbessern.
Wie häufig Knallschäden an Silvester sind, zeigte eine Untersuchung aus dem Millenium-Silvester-Jahr 1999/2000. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich in Deutschland jedes Jahr in der Silvesternacht mehr als 8000 Menschen am Innenohr verletzen, berichtete das "Deutsche Ärzteblatt". Männer waren dreimal häufiger betroffen als Frauen, mehr als die Hälfte war jünger als 25 Jahre.
4. Splitter im Auge
Die Erste Hilfe-Möglichkeiten bei Augenverletzungen sind begrenzt: Das DRK rät dazu, sofort den Notruf zu wählen und selbst die Hände von der Verletzung fernzuhalten. Das gilt auch für Verbrennungen des Auges.