Stiftung Warentest Gute Noten für Cremes ohne Konservierungsstoffe

Das feuchtwarme Bad, das ständige Öffnen und Schließen des Tiegels, der wochenlange Gebrauch: Cremes sind anfällig für Bakterien und Pilze. Dennoch verzichten immer mehr Hersteller auf Konservierungsstoffe und Parabene. Stiftung Warentest hat die Produkte auf Keime geprüft.
Brutstätte für Keime: Immer wieder wandert der Finger in den Tiegel

Brutstätte für Keime: Immer wieder wandert der Finger in den Tiegel

Foto: Corbis

Manche Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, Allergien auszulösen. Dabei sind gerade sie für Cremes extrem wichtig: Manchmal dauert es monatelang, bis ein Tiegelchen leer ist. In der Zeit wird es täglich auf- und zugeschraubt, immer wieder taucht der Finger hinein. Hinzu kommen der hohe Wasseranteil in Cremes und das feuchtwarme Badklima - perfekte Voraussetzungen für Bakterien, Hefe- und Schimmelpilze.

Sammeln sich Keime in den Tiegeln, droht nicht nur die Creme zu verderben. Bei der Anwendung kann es auch zu Hautschäden und Pilzerkrankungen kommen. Gleichwohl bringen immer mehr Kosmetikahersteller Cremes ohne Konservierungsstoffe oder ohne Parabene (eine Form der Konservierungsstoffe) auf den Markt, um Allergiker zu schützen. Die Stiftung Warentest hat jetzt 24 der Produkte auf ihre Keimbelastung geprüft - mit erfreulichem Ergebnis.

Beim Öffnen waren alle Produkte - elf Gesichtscremes, sechs Augencremes, vier Körperlotionen und drei Sonnenschutzmittel - einwandfrei. Anschließend verunreinigten die Tester die Cremes mit fünf potentiellen Krankheitserregern, darunter Pilze und die Bakterien Escherichia Coli und Staphylococcus aureus. In den folgenden 28 Tagen beobachteten sie, ob sich die Keime vermehren konnten. Eine Infektion mit den Erregern kann unter anderem Magen-Darm-Erkrankungen auslösen oder zu Wundinfektionen führen.

Nur ein Produkt versagte

Bei 21 der 24 Cremes starben die Bakterien und Pilze ab. Sie erhielten von der Stiftung Warentest das Siegel "Sehr gut". Darunter fielen alle getesteten Produkte mit der Aufschrift "ohne Parabene", heißt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "test" . Zu den für sehr gut befundenen Produkten gehören Augencremes von günstigeren Marken wie Florena und Rival de Loop sowie von Kiehl's, Avène und Lavera. Auch die als "sehr gut" bewerteten Gesichtscremes stammten von günstigeren Marken wie Aok, Marken des mittleren Preissegments wie Nivea, Kneipp, Lavera, Laboratoires, Weleda und etwas teureren Produkten wie Logona, Biotherm, L'Occitane und Vichy.



DIE EIGENEN CREMES SCHÜTZEN

Ein paar einfache Regeln können helfen, Cremes vor Keimen zu schützen. So ist es etwa ratsam, darauf zu achten, dass die Kosmetika beim Kauf gut verschlossen und möglichst versiegelt sind. Auch zu Hause sollten die Tiegel immer gut verschlossen sein, um die feuchtwarme Badluft auszuschließen. Wer absolut auf Nummer sicher gehen möchte, kann außerdem die Creme nur mit einem Spachtel entnehmen oder sich einfach vor jeder Anwendung die Hände waschen.



Ebenfalls ein "sehr gut" erhielten Körperlotionen von Balea, CD und Isana Med sowie Sonnenschutzmittel von Sun Dance, La Roche-Posay und Vichy. Zwei Produkte, ein Augenbalsam von Dr. Hauschka und eine Pflegelotion von Bübchen versahen die Tester mit der Note "Gut". Bei ihnen entdeckten sie kleinere Schwächen. Beide seien dennoch alltagstauglich und sicher, heißt es in dem Testbericht.

Das einzige Produkt, bei dem die Prüfer größere Probleme feststellten, war eine Gesichtscreme von Annemarie Börlind. Das Problem: Die Creme konnte den Hefepilz Candida albicans nicht genügend bekämpfen. Der Keim siedelt natürlicherweise auf den Schleimhäuten, für gesunde Menschen ist er unbedenklich. Vermehrt er sich allerdings übermäßig stark, kann das unangenehme Infektionen wie Darm- oder Scheidenpilze zur Folge haben.

Parabene zum Teil fragwürdig ersetzt

Die Cremes ohne Konservierungsstoffe nutzen laut Stiftung Warentest alternative Hilfsstoffe wie Alkohol oder den Duftstoff Anissäure, um keimfrei zu bleiben. Bei den Produkten, die nur den Aufdruck "ohne Parabene" trugen (13 der 24 getesteten Kosmetika), ersetzten andere Konservierungsstoffe die Parabene. Nicht immer war dieser Austausch sinnvoll, kritisieren die Prüfer.

Parabene gerieten 2004 zu Unrecht in Verruf, als in einer britischen Studie die These aufgestellt wurde, dass sie Brustkrebs auslösen können. Der Verdacht bestätigte sich bisher nicht. Kritisiert werden Parabene auch, weil sie Tierversuchen zufolge im Körper eine ähnliche Wirkung wie Hormone entfalten und somit die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken oder bei Mädchen zu einer verfrühten Pubertät führen könnten. Dies betrifft allerdings vor allem Butyl- und Propylparabene, die Untergruppen der Methyl- und Ethylparabene schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als sicher ein .

Bei den getesteten Produkten ersetzten die Hersteller die Parabene durch sechs verschiedene Konservierungsstoffe. Die meisten davon gelten als unbedenklich, etwa das häufig verwendete Phenoxyethanol. In einem Produkt - der Nivea-Creme - kam allerdings stattdessen das Konservierungsmittel Methylisothiazolinon (MI) zum Einsatz.

Seitdem mehrere Hersteller auf Parabene verzichten, wird es immer häufiger verwendet. Das Absurde: Das MI-Allergierisiko liegt laut einer Studie etwa fünfmal höher als das der Parabene. Viele Experten kritisieren den zunehmenden MI-Einsatz. Stattdessen raten sie dazu, möglichst wirkungsvolle und niedrig dosierte Konservierungsstoffe inklusive der Parabene zu nutzen.

irb
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