Studie Schlafdefizit lässt sich am Wochenende ausgleichen

Schlafmangel kann auf Dauer krank machen. Aber wer wochentags zu wenig schläft, kann am Wochenende "nachschlafen", ohne dass die Gesundheit leidet, zeigt eine neue Studie. "Vorschlafen" funktioniert allerdings nicht.

Ein über die Woche angehäuftes Schlafdefizit muss keine gesundheitlichen Nachteile haben - sofern man es am Wochenende wieder ausgleicht. Werde die fehlende Nachtruhe an freien Tagen nachgeholt, gehe Schlafmangel langfristig nicht mit einem erhöhten Sterberisiko einher, berichtet ein internationales Team von Schlafforschern im "Journal of Sleep Research" .

"Wenn man am Wochenende nachschläft, muss man nicht jeden Tag auf die gesunden 7 bis 7,5 Stunden kommen, was auch oft für Arbeitnehmer unrealistisch ist in den heutigen Zeiten", bestätigt der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité, Ingo Fietze, der nicht an der Studie beteiligt war.

Von Mensch zu Mensch unterschiedlich

Für die Studie werteten die Wissenschaftler um Torbjörn Åkerstedt vom Stockholmer Karolinska Institut die Schlaf- und Lebensgewohnheiten von fast 44.000 Menschen in Schweden aus, die 1997 an einer landesweiten medizinischen Studie teilgenommen hatten. Über einen Zeitraum von 13 Jahren verfolgten sie, welche Teilnehmer starben.

Ob diese ihre Schlafgewohnheiten im Laufe dieser Zeit geändert hatten, ermittelten sie nicht - eine Schwachstelle der Studie. Sie biete trotzdem interessante Erkenntnisse, sagt auch Schlafforscher Stuart Peirson, der wie Fietze nicht an der Studie beteiligt war, dem "Guardian" . Wie viel Schlaf jemand brauche, sei von Mensch zu Mensch unterschiedlich, so Peirson, aber Schlafdefizite müssten ausgeglichen werden: "Man kann die Kerze nicht von beiden Enden abbrennen. Also, man kann schon, aber dann lebt man nicht so lang."

Als Referenzwert für optimale Schlafdauer nahmen die Stockholmer Forscher sieben Stunden. Sie berücksichtigten auch andere gesundheitliche Einflussfaktoren wie Gewicht, Tabak- und Alkoholkonsum und körperliche Aktivität.

Menschen unter 65 Jahren, die 1997 angegeben hatten, jede Nacht fünf Stunden oder weniger zu schlafen, hatten im Studienzeitraum im Vergleich zu Menschen, die länger schliefen, ein erhöhtes Sterberisiko. Die Unterschiede verschwanden bei den Betroffenen, die angegeben hatte, am Wochenende dafür deutlich länger zu schlafen. Daraus leiten die Forscher ab, dass sich ein Schlafdefizit ohne große gesundheitliche Nachteile am Wochenende ausgleichen lässt.

Auch zu viel Schlaf schadet

Eine erhöhte Sterberate fanden die Forscher auch bei jenen Probanden unter 65 Jahren, die täglich mehr als neun Stunden schliefen. Bei älteren Menschen stellten die Wissenschaftler kaum Veränderungen beim Sterberisiko fest - unabhängig davon, wie lange diese Teilnehmer an Werktagen und Wochenenden geschlafen hatten.

Der Berliner Experte Fietze glaubt, dass ein Schlafpensum unter sechs Stunden oder über neun Stunden auf Dauer die Lebenserwartung verkürzt und das Risiko für Diabetes und Krebs steigert. Hinzu komme die Wirkung auf die Psyche: "Der Schlaf kürzer als sechs Stunden geht schon nach einer Nacht aufs Gemüt."

Wenn man optimal in den Tag starten wolle, dann sei eine Schlafdauer von etwa sieben Stunden genau richtig, sagt Fietze. Für kommende Belastungen vorschlafen sei aber nicht möglich.

vet/dpa
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