Sturz, Stromschlag, Schnitte Was tun bei Heimwerker-Verletzungen?

Nicht immer wird der Nagel getroffen
Foto: ImagoAbgerutschter Hammer
Nicht den Nagelkopf treffen, sondern einen der Finger, ist schnell passiert. Was tun? Der lädierte Finger wird erst mal gekühlt. Ist er nicht sichtbar gebrochen, sollte man ein bis zwei Stunden warten, sagt Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in Berlin. Lässt der Schmerz in der Zeit nicht nach oder nimmt sogar zu, untersucht besser ein Arzt die Verletzung. "Das kann auf ein gebrochenes Fingerglied hindeuten." Auch Blutergüsse unter dem Nagel können äußerst schmerzhaft sein. Sie müssen oft von einem Arzt per Nadel abgelassen werden.
Stromschlag
Die Sicherung vergessen und dann ein falscher Griff beim Anbringen der Deckenlampe: Ein Stromschlag trifft den Körper. Der Schmerz sei vergleichbar mit dem, der nach einem Schlag auf den Musikantenknochen im Ellenbogen ausstrahlt, sagt Heribert Brück, Sprecher des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen.
Wenn der Strom an der Hand eintritt, fließt er meist über den Körper bis zum Fuß und dort hinaus. Dabei wird auch das Herz durchströmt. "Das kann zu gefährlichen Rhythmusstörungen führen", sagt Brück, "muss es aber nicht". Dies hängt davon ab, in welcher Phase des Herzschlags der Strom fließt. Grundsätzlich sollte man sich nach einem Stromschlag vom Arzt checken lassen. Bei extremen Beschwerden oder Ohnmacht gilt: Sofort Notarzt rufen.
Sturz
Die Verletzungsmuster bei einem Leitersturz sind unterschiedlich, sagt Gebhard. Manche schlagen sich in einem beengten Raum irgendwo den Kopf an. Folge ist eine Platzwunde. Andere stützen sich ab, das Handgelenk bricht unter der Körperlast. Der schlimmste Fall kann eintreten, wenn man ungebremst auf dem Rücken aufschlägt. Sofern dann starke Schmerzen auftreten, sollte sofort der Rettungswagen gerufen werden, so Gebhard. "Wirbelsäulenverletzungen sind nicht zu erfühlen."
Generell gilt: Nach dem Fall nicht gleich hektisch aufstehen. Stattdessen sich kurz sammeln und in seinen Körper lauschen. Im Idealfall ruft man jemanden zu sich, der einen gewissenhaft von außen anschaut, rät Gebhard. Er kann gegebenenfalls auch Ersthilfe leisten.
Schnitt
Beim Zerschneiden von Karton mit dem Cuttermesser rutscht man ab, Blut sickert aus einem tiefen Schnitt. Gerade an den Händen und Füßen kann so ein Einschnitt kritisch sein, sagt Unfallchirurg Gebhard. In diesen Körperregionen gibt es auf engem Raum viele Nerven und Sehnen. Leicht kann eine dieser Schaden nehmen.
Darum gilt: Auch wenn die Blutung gestoppt ist, sollte man die Bereiche rund um die Wunde beobachten. Kribbelt der Finger oder fühlt es sich an, als sei er eingeschlafen, ist das ein Warnzeichen. "Dann könnte ein Nerv verletzt sein." Speziell bei Schnitten an den Extremitäten sollte man lieber einmal zu oft ins Krankenhaus fahren, sagt Gebhard.
Weniger kritisch sind oberflächliche Wunden in Bereichen mit mehr Fettgewebe sowie weniger Nerven und Sehnen wie am Oberschenkel.
Quetschung
Ein Ziegelstein fällt aus mehr als einem Meter Höhe auf den Arm. Die Stelle schwillt sofort an. In so einem Fall gelte wie bei Verletzungen im Sport die PECH-Regel, sagt Brück. Das heißt: Pause, Eis, Kompression (C für das englische Wort compression) und gegebenenfalls Hochlegen.
Ist die Schwellung oberflächlich und gut sichtbar, sei sie in der Regel harmlos. Anders verhält es sich bei tieferliegenden Schwellungen, die in den Muskel gehen. Dort könnten Blutergüsse zu einem Kompartmentsyndrom führen, erläutert Brück. Der Muskel wird dann weniger durchblutet, im schlimmsten Fall drohen Lähmungen. Auch im Brust- und Bauchbereich können Schwellungen wegen der umliegenden Organe mehr Schaden anrichten. Wer nach zwei Tagen immer noch Schmerzen hat, sollte einen Arzt aufsuchen, rät der Kardiologe.
Abgeschnittener Finger
Hat die Kreissäge einen Finger erwischt, ist schnelles Handeln wichtig: Die Blutung am Stumpf wird mit einem Druckverband gestoppt. Das Fingerglied kommt trocken in eine Plastiktüte. Diese Tüte kommt in eine weitere Plastiktüte, die mit kaltem Wasser und ein wenig Eis gefüllt ist, sagt Gebhard. Keinesfalls dürfe das Fingerglied direkt mit Eis in Kontakt kommen. "Die Zellen können einfrieren. Der Finger ist dann tot", sagt der Experte. Ist der Finger gut gekühlt, aber nicht eingefroren, können Ärzte versuchen, ihn wieder anzunähen.


Heimwerkerblog:Gesägt, getanEin Redakteur schreibt über seine Basteleien.