Ab April Servicestellen vermitteln Psychotherapeuten-Termine

Arzt mit Stethoskop
Foto: Adam Berry/ Getty ImagesDie Servicestellen für einen schnellen Termin beim Facharzt haben sich nach Ansicht der Kassenärzte nicht bewährt und gehören wieder abgeschafft. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sowie die Krankenkassen halten die vor einem Jahr eingeführte Facharztvermittlung hingegen weiterhin für notwendig - und wollen das Angebot sogar ausbauen.
Wer gesetzlich krankenversichert ist, kann sich seit Ende Januar 2016 mit einer dringlichen Überweisung vom Hausarzt an ein Callcenter wenden. Die Mitarbeiter müssen dem Patienten innerhalb einer Woche einen Termin bei einem Facharzt vermitteln. Auf den Termin dürfen die Patienten dann maximal vier Wochen warten. Gelingt das nicht, können sie im Krankenhaus Hilfe suchen.
Vermittlung von Psychotherapeuten
Laut der Vorstandsvorsitzenden des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, wird das Angebot 2017 ausgeweitet. Ab 1. April seien die Terminservicestellen auch für die Vermittlung von Psychotherapeuten zuständig.
Kritik kommt dagegen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die die niedergelassenen Ärzte vertritt: Die Zahl der Termine, die tatsächlich Patienten vermittelt worden seien, liege im ersten Jahr seit der Einführung bundesweit unter 120.000, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Er fügte hinzu: "Wir hatten in diesem Zeitraum 580 Millionen ambulante Behandlungsfälle."
Die Gesamtzahl der Anfragen könne man in drei Kategorien aufteilen:
- ein Drittel der Menschen suche allgemeine Informationen, ohne einen Termin zu erfragen
- ein Drittel habe nicht den nötigen Überweisungsschein
- und ein Drittel bekommt tatsächlich einen Termin bei einem Facharzt vermittelt.
Hauptsächlich nachgefragt würden vier Fachgruppen: Nervenärzte, Hautärzte, Gastroenterologen (Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen) und Orthopäden. Die Einführung der Terminservicestellen war Teil des Versorgungsstärkungsgesetzes. Für die Terminvermittlung sind die 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig.
Gröhe und gesetzliche Krankenversicherungen wollen Servicestellen beibehalten
Gassen hatte sich bereits vor Einführung der Servicestellen gegen diese ausgesprochen. Gesundheitsminister Gröhe sagte dagegen: "Monat für Monat helfen die Terminservicestellen zehntausend Versicherten, wenn's mit dem Facharzttermin hakt. Das ist eine Stärkung der Patientenrechte. Es bleibt die Aufgabe aller Beteiligten, dafür zu sorgen, dass die Vermittlung von Facharztterminen für alle Versicherten reibungslos funktioniert."
Auch GKV-Frau Pfeiffer hält die Servicestellen für sinnvoll: "Die Terminservicestellen haben sich insgesamt bewährt." Sie erwarte von der Ärzteschaft, dass sie "weiter daran arbeitet, Wartezeiten für kranke Menschen zu verringern". Es könnte noch deutlich mehr Menschen geholfen werden, "wenn die Kassenärztlichen Vereinigungen offensiv für die Terminservicestellen werben würden, statt dieses Angebot praktisch zu verstecken".
Fachärztenot führt zu überfüllten Notaufnahmen
Dass Facharzttermine in manchen Regionen schwer und ohne Terminservicestelle oft erst nach monatelanger Wartezeit zu bekommen sind, bekommen auch die Krankenhäuser zu spüren. Weil Patienten sich mit ihren Beschwerden alleingelassen fühlen, suchen immer mehr von ihnen die Notaufnahmen auf und lassen sich dort ambulant behandeln. Ärzte und Pfleger sind dort zunehmend überlastet, die Wartezeiten lang.
Gut zu wissen: Unabhängig von dem Angebot der Kassenärztlichen Vereinigung bieten auch manche Krankenkassen eine eigene kostenlose Facharztvermittlung an. Dafür ist keine dringliche Überweisung nötig; allerdings gibt es auch keine Garantie, dass innerhalb von vier Wochen ein Termin gefunden wird.