
Heißhunger: Erst der Joint, dann die Pizza
Körpersprache Warum Kiffen hungrig macht
Es gab mal einen Studenten, der wurde in seinem Uni-Städtchen nur "der Typ mit der Hackpizza" genannt. Auch wer ihm niemals begegnet war, hatte von ihm gehört. Das Gericht hatte den Studenten berüchtigt gemacht, weil er nicht etwa einen Boden aus Teig mit Hack belegte, sondern einen Boden, der aus Hackfleisch bestand, mit allem, was der WG-Kühlschrank hergab. Der Student hatte oft großen Hunger.
Dass Cannabis den Appetit anregt, ist lange bekannt. Schon in den alten Lehrbüchern der ayurvedischen Medizin wird das Phänomen erwähnt, europäische Ärzte schrieben im 19. Jahrhundert darüber. Mit der Erklärung, warum Kiffen Appetit macht, tat sich die Wissenschaft anfangs allerdings schwer. Zunächst dachten Forscher, die Wirkstoffe aus der Droge senkten die Konzentration des Blutzuckers, und das führe zu Heißhunger. Doch dann widerlegten sie diese Annahme in Studien.
Heute ist klar, dass der Stoff Tetrahydrocannabinol (THC) aus der Cannabispflanze die Appetithormone direkt beeinflusst. Jeder Mensch hat ein Cannabinoid-System, das aus körpereigenen Cannabinoiden und den entsprechenden Rezeptoren besteht, also Stellen, an denen Botenstoffe anbinden können. Dieses reagiert blitzschnell, wenn man sich zum Beispiel verletzt. Mit körpereigenen Cannabinoiden und Opiaten dämpft es den Schmerz.
THC selbst löst den Hunger aus
Auch an der Kontrolle des Appetits ist das Endocannabinoid-System beteiligt. Es hilft dem Organismus, die richtige Balance zwischen Hunger und Sattheit zu finden. Mit dem Hormon Leptin reduziert die Hirnregion Hypothalamus den Appetit, während sie mit Hilfe von Endocannabinoiden den Appetit verstärkt. "THC dockt an denselben Rezeptoren an wie die körpereigenen Cannabinoide und löst denselben Effekt aus wie diese, nämlich Appetit - nur stärker", sagt Franjo Grotenhermen, Mediziner und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin. So wird das Gleichgewicht der Stoffe, die den Appetit regulieren, beeinflusst. Das THC setzt sich gegen das Leptin durch.
Klettern statt Kiffen
Marihuana für Oma
Kampf gegen den Krebs
Beim großen Appetit nach dem Kiffen spielt auch eine Rolle, dass das Essen dann besonders gut schmeckt. Das Endocannabinoid-System erstreckt sich auch auf das limbische System im Gehirn, das Belohnungsgefühle auslöst, zum Beispiel beim Essen. Der erhöhte Cannabinoid-Spiegel sorgt also sowohl für Heißhunger als auch für großen Genuss beim Essen - und kann dadurch etwa die Appetitlosigkeit bei einer Chemotherapie reduzieren. Die Hackpizza sei köstlich, erzählte man sich.
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