Aufruf der Enke-Witwe Redet ohne Scham über Depressionen

Teresa Enke: "Wir wussten nicht einmal, an wen wir uns wenden konnten"
Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpaAm 10. November 2009 stand die Fußballwelt still: Robert Enke, Torhüter von Hannover 96 war an diesem Tag aus dem Leben geschieden. Auslöser war seine jahrelange Depression.
Nun, am sechsten Todestag des Nationalspielers, äußert sich seine Witwe Teresa Enke in einem persönlichen Blogeintrag auf der Homepage der Robert-Enke-Stiftung zum Schicksal ihres Mannes und fordert einen offeneren Umgang mit der psychischen Erkrankung.
Nicht der Profifußball habe ihren Mann krank gemacht, Robert Enke habe offensichtlich eine Veranlagung für die psychische Erkrankung gehabt. Die Tabuisierung und damit verbundene Geheimhaltung der Krankheit habe seine Behandlung allerdings erschwert. Dabei sei es bei einer Depression vor allem wichtig, ohne Verzagtheit und falsche Scham über die Krankheit reden zu können, schreibt Teresa Enke.
Sie nennt ein positives, aktuelles Beispiel für den öffentlichen Umgang mit einer schweren Krankheit: Guido Westerwelle und seine Leukämie-Erkrankung. Zwar seien Krebs und Depression unterschiedliche Krankheiten, aber sie hätten eine Parallele: Sie könnten jeden treffen.
Der Ex-Außenminister und ehemalige Vizekanzler Westerwelle hatte in einem Interview mit dem SPIEGEL und bei Günther Jauch sehr offen und persönlich über seine plötzliche Krebserkrankung gesprochen. Das wäre vor 30, 40 Jahren noch undenkbar gewesen, schreibt Teresa Enke und fordert: "Wir müssen es schaffen, mit Depressionen genauso offen, kompetent und natürlich umzugehen wie Westerwelle mit seiner Krebserkrankung."
Die Robert-Enke-Stiftung war Anfang 2010 von der DFL, dem DFB und Hannover 96 gegründet worden. Sie setzt sich für die Aufklärung der Krankheit Depression ein. Die Stiftung hat ein Team von Sportpsychiatern und Psychotherapeuten zusammengestellt, bei denen sich betroffene Leistungssportler per Telefon-Hotline informieren und Hilfe holen können.
Ein Angebot, das auch dem Ehepaar Enke hätte helfen können: "Robert und ich dagegen wussten zunächst nicht einmal, an wen wir uns mit seiner Krankheit wenden konnten!"