Übersetzung medizinischer Befunde Was der Arzt wirklich sagen will

"Diskreter DS über der Patella": Ärztliche Befunde bestehen fast ausschließlich aus Fachbegriffen, mit denen Patienten wenig anfangen können. Inzwischen gibt es ehrenamtliche Übersetzer.
Arzt-Patienten-Gespräch

Arzt-Patienten-Gespräch

Foto: Adam Berry/ Getty Images

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten verbessern. Zwischen 9 und 15 Milliarden Euro gingen schätzungsweise jährlich verloren, weil die Kommunikation zwischen beiden Seiten nicht ausreichend funktioniere, so Gröhe.

Das Gesundheitsministerium fördert deshalb einen Internetdienst, der die ärztliche Fachsprache für Patienten verständlicher machen will.

Auf der Plattform washabich.de können sich Patienten mit ihrem ärztlichen Befund melden und erhalten kostenlos eine Übersetzung der Aufzeichnungen in eine verständliche Sprache. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übersetzung des Befundes können allerdings ein paar Tage, manchmal auch einige Wochen verstreichen.

Anja Kersten, die zum Gründungsteam von washabich.de gehört, sagte SPIEGEL ONLINE, sie wurde von einer Freundin gebeten, einen Befund zu übersetzen - und fragte sich dann: "Was machen eigentlich Menschen, die keinen Mediziner im Freundeskreis haben?" So entstand die Idee für das Dolmetscher-Angebot.

Inzwischen seien 28.000 Befunde übersetzt worden, sagt Geschäftsführer Ansgar Jonietz.

"Jetzt weiß ich endlich, was ich meinen Arzt fragen kann."

"Jetzt passe ich mehr auf, was ich esse."

"Jetzt nehme ich meine Tabletten regelmäßig."

Das seien Reaktionen von Patienten, die eine Übersetzung in einer patientenfreundlichen Sprache bekommen hätten, berichtet Jonietz. Auch die Ärzte reagierten grundsätzlich positiv, sagt er.

Die Arbeit bei washabich.de leisten Medizinstudenten ab dem achten Fachsemester, praktizierende Ärzte sowie Ärzte, die schon im Ruhestand sind. Sie alle arbeiten auf ehrenamtlicher Basis.

Seit Kurzem bietet die Plattform auch an, Entlassbriefe aus dem Krankenhaus zu übersetzen und gibt Kommunikationskurse für Medizinstudenten. Zudem denken die Macher darüber nach, Übersetzungshilfen in anderen Sprachen anzubieten, etwa in Türkisch.

Bereits gestartet ist ein gemeinsames Projekt mit der Bertelsmann Stiftung: Den Befunddolmetscher  können Patienten durchforsten, die sich schnell informieren wollen.

Dort ist auch zu erfahren, was "diskreter DS über der Patella" bedeutet, die Aussage findet sich in einem beispielhaften Befund zur Untersuchung eines gesunden Knies. DS steht für Druckschmerz. Wenn man auf die Kniescheibe (Patella) drückt, tut's also ein wenig weh.

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wbr/dpa

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