Weltgesundheitsgipfel Merkel will Katastrophenschutz stärken

Bei der Ebola-Krise versagte die WHO, das soll sich in Zukunft ändern. Angela Merkel rief beim Gesundheitsgipfel in Genf zu einem besseres Krisenmanagement auf. Experten sehen die wahren Probleme jedoch in fehlenden Forschungsgeldern.
Angela Merkel in Genf (18. Mai 2015): "Jedes Land sollte einen Aktionsplan haben"

Angela Merkel in Genf (18. Mai 2015): "Jedes Land sollte einen Aktionsplan haben"

Foto: Jean-Christophe Bott/ dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach der Ebola-Krise mit mehr als 11.000 Toten einen globalen Plan für den Katastrophenschutz gefordert. "Die Ebola-Katastrophe in Westafrika hat uns schmerzlich vor Augen geführt, wie dringend der internationale Handlungsbedarf in Krisensituationen ist", sagte Merkel am Montag bei der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung in Genf.

An den mehrtägigen Beratungen des höchsten Beschlussorgans der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nehmen Politiker und Wissenschaftler aus ihren 194 Mitgliedstaaten teil.

Die Welt müsse dringend mehr tun, um gefährliche Krankheitserreger einzudämmen, forderte die Kanzlerin. Zwar gebe es inzwischen Erfolge im Kampf gegen Ebola. So habe Liberia als Ebola-frei erklärt werden können und es bestehe Hoffnung, dass dies auch für Sierra Leone und Guinea möglich sein werde. "Aber eigentlich gewonnen ist der Kampf doch erst, wenn wir für die nächste Krise gerüstet sind", sagte Merkel. Sie sprach sich für Reformen aus, die dazu führen, dass die WHO trotz ihrer dezentralen Struktur mit Zweigstellen auf allen Kontinenten für Katastrophenfälle klare Handlungs- und Weisungsstränge erhält.

Krisenfonds für den Notfall

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte, die WHO solle in die Lage versetzt werden, "bei Bedarf schnell Fachleute zum Ausbruchgeschehen zu schicken und die Hilfskräfte vor Ort zu koordinieren". Nötig sei auch ein Krisenfonds, der sofort die erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellt.

Experten der Drugs for Neglected Diseases Initiative  (DNDi), von Ärzte ohne Grenzen  und weitere Gesundheitsexperten bezweifeln allerdings, dass ein Krisenfonds die richtige Lösung ist, um langfristig auf globale Gesundheitsrisiken reagieren zu können. Was wirklich fehle, sei ein internationaler Fonds, mit dem Forschung und Entwicklung zu Infektionskrankheiten entscheidend gefördert werde, schreiben die Experten im Fachmagazin "Plos Medicine"  .

"Die Behandlungsmethoden für viele vernachlässigte Krankheiten sind immer noch archaisch, während existierende Antibiotika unwirksam werden", heißt es da. Bei aufkommenden Infektionskrankheiten könne erst spät reagiert werden. "Es ist wichtig, diese Bereiche nicht zu fragmentieren." Es solle endlich ein Rahmenwerk geschaffen werden, das Forschung in allen diesen Bereichen gezielt finanziere und koordiniere.

"Die Ereignisse um Ebola haben gezeigt, dass Krisenmanagement riskanter, teurer und weniger effizient ist als ein gut vorbereitetes Gesundheitssystem", sagt DNDi-Geschäftsführer Bernard Pécoul.

Antibiotika-Resistenz fordert 700.000 Opfer

Deutschland habe es sich zur Aufgabe gemacht, im Jahr seiner G7-Präsidentschaft neben dem Kampf gegen Ebola auch Bemühungen zur Eindämmung der vernachlässigten und zumeist armutsbedingten Tropenkrankheiten zu unterstützen, erklärte Angela Merkel zudem in ihrer Eröffnungsrede. Es sei nicht hinnehmbar, dass 1,4 Milliarden Menschen an solchen Krankheiten leiden, obwohl sie mit relativ einfachen Mitteln geheilt werden könnten.

Ein weiteres Anliegen der deutschen G7-Präsidentschaft seien Maßnahmen gegen die zunehmende Antibiotika-Resistenz. Jedes Jahr sterben laut WHO etwa 700.000 Menschen als Folge einer Antibiotika-Resistenz. Bei dem Genfer Treffen soll ein Globaler Aktionsplan zur Eindämmung von Resistenzen beschlossen werden.

nik/dpa/Reuters/AFP
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