HIV Uno feiert große Erfolge im Kampf gegen Aids

Die Vision einer HIV-freien Generation wird zunehmend greifbarer. Am Dienstag haben die Vereinten Nationen den aktuellen Jahresbericht im Kampf gegen Aids vorgestellt. Bis 2015 will die Uno die Zahl der HIV-Neuinfektionen halbieren. Diesem Ziel ist sie bereits jetzt ein ganzes Stück näher gekommen.
Lehrerin in einem malawischen Dorf klärt über Aids auf: "Eine neue Ära der Hoffnung ist angebrochen"

Lehrerin in einem malawischen Dorf klärt über Aids auf: "Eine neue Ära der Hoffnung ist angebrochen"

Foto: Frank May/ dpa

Genf - Als im Juli die 19. Welt-Aidskonferenz eröffnete, gaben sich viele Delegierte sehr zuversichtlich. Die Außenministerin der USA, Hillary Clinton, sagte: "Wir wollen das Ziel einer Aids-freien Generation erreichen." Und tatsächlich scheinen die Fortschritte in der Medizin dafür zu sorgen, dass sich das Blatt offenbar endlich wendet: Für Länder rund um den Globus, denen die Immunschwächekrankheit zuvor besonders stark zugesetzt habe, sei "eine neue Ära der Hoffnung" angebrochen, heißt es im Jahresbericht 2012 des Programms der Vereinten Nationen zur Aids-Bekämpfung (Unaids).

Den Bericht stellten die Vereinten Nationen am Dienstag in Genf vor. Unaids-Direktor Michel Sidibé sagte: "Die Geschwindigkeit des Fortschritts beschleunigt sich - wofür man früher ein Jahrzehnt gebraucht hat, wird jetzt in 24 Monaten erreicht." Sidibé und seine Mitarbeiter verweisen unter anderem auf einen Rückgang von Neuinfektionen mit dem Aids-Erreger HIV. Weltweit infizierten sich 2011 zwar weitere 2,5 Millionen Menschen mit HIV. Das sind laut Unaids aber 20 Prozent weniger als noch im Jahr 2001.

Bis zu 42 Prozent weniger HIV-Neuinfektionen

In einigen Ländern mit den weltweit meisten Aids-Erkrankungen hat sich die Zahl der Neuinfektionen seit 2001 drastisch verringert. Dazu gehören etwa Malawi, Botswana und Namibia. In allen Ländern südlich der Sahara - der schlimmsten betroffenen Region - hätten sich 2011 etwa 25 Prozent weniger Menschen mit HIV infiziert als im Jahr 2001. Noch stärker war der Rückgang mit 42 Prozent in den Ländern der Karibik, der nach Afrika am schwersten unter Aids leidenden Region.

Hilfsorganisationen reagierten erfreut auf die Entwicklung. "Die neuen Zahlen bestätigen: Investitionen in Präventionsprogramme zahlen sich aus. Mit Aufklärung und Verhütung lässt sich die Aids-Epidemie eindämmen und Leben können gerettet werden", sagte Renate Bähr von der Stiftung Weltbevölkerung.

"Eine Welt ohne Aids ist möglich, aber es ist eine Frage des politischen Willens", meinte der Sprecher der Deutschen Aidshilfe, Holger Wicht. "Wir haben Therapien, und wir haben wirksame Präventionsstrategien, aber sie müssten noch in weitaus größerem Maße als heute zum Einsatz kommen."

Einer von 20 erwachsenen Afrikanern ist HIV-positiv

Sorgen bereitet den Unaids-Experten, dass in einigen Weltgegenden die Zahl der Neuinfektionen weiter steigt. Besonders stark im Nahen Osten und Nordafrika mit 35 Prozent seit 2001. Insgesamt leben derzeit rund 34 Millionen Menschen mit HIV. Afrika südlich der Sahara bleibt trotz aller Fortschritte mit 69 Prozent aller weltweit Infizierten die am stärksten betroffene Region. Einer von 20 Erwachsenen ist dort laut Unaids mit HIV infiziert.

Allerdings seien auch in Afrika dank einer verbesserten Versorgung mit modernen Medikamenten die Sterberaten unter HIV-Infizierten deutlich zurückgegangen. Weltweit erlagen im vergangenen Jahr 1,7 Millionen Menschen den Folgen von Aids - 24 Prozent weniger als noch 2005. Weit mehr HIV-Infizierte könnten länger leben: Sieben Millionen Bedürftige haben keinen Zugang zu antiretroviralen Therapien.

Unaids appellierte an alle Staaten, Programme zur Eindämmung von HIV und Aids weiter entschlossen zu fördern. Nur dann könnten Uno-Ziele wie die Halbierung der HIV-Neuinfektionen bis 2015 erreicht werden. Daneben sei es wichtig, die Diskriminierung von HIV-Infizierten zu bekämpfen.

Diese vergrößere nicht nur das Leiden der Betroffenen, sondern erschwere auch den Kampf gegen die Krankheit. Wenn Infizierte sich vor Ausgrenzung oder gar Gewalt fürchten müssten, würde dies die Behandlung und Eindämmung der Krankheit noch komplizierter machen.

In Deutschland tragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge derzeit rund 73.000 Menschen das Virus in sich, der Großteil davon sind Männer (80 Prozent). Im Jahr 2011 infizierten sich hierzulande etwa 2700 Menschen neu mit HIV.

cib/dpa

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