Barmer Report Zahnfüllungen halten nur begrenzt

Künstliches Gebiss: Jede dritte Zahnfüllung muss nach kurzer Zeit neu behandelt werden
Foto: Julian Stratenschulte/dpaKeramik, Kunststoff, Amalgam oder Gold? Wer seine Zähne richtig pflegt, muss sich in der Regel mit der Frage nach dem besten Füllmaterial nicht beschäftigen. Ist das Loch aber einmal da, hoffen Betroffene darauf, dass die Füllung auch möglichst lange hält. Der Zahnreport 2015 der Barmer GEK kommt jedoch zu einem ernüchternden Fazit: Nach einer Zahnfüllung müssen viele Patienten bald erneut zum Arzt.
Demnach müssen Zahnärzte fast jeden dritten Zahn nach einer Füllung binnen vier Jahren erneut behandeln. "Dazu zählen neue Füllungen, Teilreparaturen oder weitere Füllungen für die jeweiligen Zähne", sagte Michael Walter vom Dresdner Universitätsklinikum, der wissenschaftliche Leiter der Barmer-Studie, bei der Vorstellung am Dienstag in Berlin.
Die Autoren des Zahnreports werteten insgesamt Daten von 17 Millionen Zahnfüllungen aus den Jahren 2010 bis 2013 von Versicherten der Barmer GEK aus. Dabei stellten sie deutliche Unterschiede bei der Behandlung von schweren Zahnproblemen zwischen den Bundesländern fest.
Das Problem: "Wir können praktisch nichts darüber sagen, wie nachhaltig eine Füllungstherapie ist", sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub. Der Kasse stünden keine Daten zum Material zur Verfügung, weil Ärzte diese nicht lieferten. "Wir brauchen von den Zahnärzten mehr Transparenz in der Gesamtversorgung der Patienten, um sie für die Versorgungsforschung nutzbar zu machen", forderte Straub. Dazu gehörten etwa Angaben zum Füllmaterial und der Füllungsart.
Im Schnitt halten dem Report zufolge Füllungen zwischen 8,7 und 10,5 Jahren. Am häufigsten kommt eine Füllung bei der Behandlung von Karies zum Einsatz. Welches Material - ob Kunststoff, Amalgam, Keramik, Zement oder Metall - am längsten hält, konnten die Studienautoren aber nicht untersuchen. Der Erfolg einer Füllungstherapie hänge auch nicht allein vom Material, sondern zusätzlich von der Mundhygiene ab, so Straub.
Großflächige Zahnfüllungen ohne Zuzahlung sind nach Daten des Reports regional unterschiedlich verbreitet. 35- bis 44-jährige Patienten aus Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen bekamen deutlich häufiger eine Füllung statt einer zuzahlungspflichtigen Krone als Patienten aus Bremen, Hamburg und Berlin. Füllungen können je nach Material im Gegensatz zu Kronen und Teilkronen frei von Zuzahlungen sein.
Auch bei der Vorsorge gibt es dem Zahnreport zufolge Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern: 53 Prozent der Versicherten ließen 2013 demnach eine Zahnprophylaxe durchführen. Während in Thüringen 63 Prozent der Versicherten ihre Zähne vorsorglich untersuchen ließen, waren es in Bremen nur 45 Prozent.
Weitere Ergebnisse des Zahnreports:
- 2013 lagen die Kosten pro Versichertem bei durchschnittlich 154,82 Euro für Zahnärzte (Eigenanteile nicht mit eingerechnet). Bei der Zahnvorsorge beliefen sie sich auf durchschnittlich 27,02 Euro. Die Prophylaxe-Ausgaben waren bei den Frauen höher.
- Die Zahl der Versicherten, denen zwischen 2010 und 2013 ein Zahn gezogen werden musste, sank.
- 2013 zahlten Versicherte durchschnittlich 1322,22 Euro für Zahnersatz. Davon betrug der Eigenanteil 738,74 Euro.
- Etwa 260.000 Versicherte nutzen das sogenannte Bonusheft nicht. Dieses soll dazu motivieren, einmal im Jahr zur Früherkennung beim Zahnarzt zu gehen. Laut Barmer verschenken die Versicherten auf diese Weise rund 20 Millionen Euro im Jahr.