Zeitumstellung In der Nacht zu Sonntag gibt's eine Stunde zurück

Achtung, Zeitumstellung: Die Sommerzeit endet, deshalb ist die Nacht zum Sonntag um eine Stunde länger. Abends wird es dann noch früher dunkel sein.
Zeitumstellung: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt

Zeitumstellung: In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt

Foto: Patrick Seeger/ dpa

Manch einer wird sich über die Umstellung auf die Winterzeit am 25. Oktober freuen, schließlich bekommen wir eine Stunde Schlaf geschenkt. Eigentlich gleicht die Zeitumstellung aber einem Mini-Jetlag, sagt Hans-Günter Weeß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. In der Regel haben die meisten Menschen sich nach ein bis zwei Tagen daran gewöhnt. Aber: "Gerade Ältere, Kinder oder Menschen mit Schlafstörungen tun sich mit der Umstellung schwerer." Bei ihnen kann die Umstellung bis zu einer Woche dauern.

Befürworter der Zeitumstellung weisen darauf hin, dass sie hilft, das Tageslicht zur Arbeit besser zu nutzen. Außerdem könne man im Sommer nach dem Arbeitstag noch ein Stündchen länger das Sonnenlicht genießen. Zudem sollte die Umstellung Energie sparen.

Gegner des halbjährlich wiederkehrenden Rituals weisen auf mögliche Schlafstörungen hin. Das Umweltbundesamt betont, durch die Umstellung werde keine Energie gespart, anders als erhofft: Zwar knipsen wir im Sommer abends seltener das Licht an. Im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden dafür mehr geheizt.


Vier Menschen mit einem ganz besonderen Verhältnis zur Zeitumstellung begegnen ihr so:

Der Landwirt: Hansjörg Birkenberger aus Waldshut-Tiengen bringt seine 80 Kühe behutsam in die Winterzeit. In Fünf-Minuten-Schritten passt er die täglichen Melkzeiten um 6.30 Uhr und 17 Uhr an die neue Zeitrechnung an. "Ich melke seit Anfang Oktober jeden Tag fünf Minuten später", sagt er. Durch die schleichende Umgewöhnung will der 55-Jährige vermeiden, dass die Kühe weniger Milch geben. Denn die Tiere sind es gewohnt, jeden Tag zur selben Zeit gemolken zu werden. Bald könnte unabhängig von Sommer- und Normalzeit gemolken werden: Birkenberger denkt darüber nach, sich einen Melkroboter anzuschaffen. Mit ihm wird nicht mehr zu einer bestimmten Zeit gemolken, vielmehr gehen die Kühe je nach Druck in den Eutern zum Roboter.

Der Verweigerer: Bei Hubertus Hilgers ticken die Uhren von Sonntag an wieder richtig. Die Zeitumstellung im Frühjahr ist dem Erlanger Arzt ein Dorn im Auge, deswegen boykottiert er sie. Seine Uhren stellt der 51-Jährige grundsätzlich nicht um. Bei ihm gibt es keine Sommerzeit, sondern nur die Normalzeit. Das hätten schon seine Eltern so gehandhabt, sagt der gebürtige Hesse. Die Zeitumstellung sei Stress pur für den Körper, viele seiner Patienten litten darunter. Deshalb hat Hilgers auch eine Petition gegen die Sommerzeit veranlasst. Zehntausende Unterstützer hat er bereits beisammen.

Der Hüter der Zeit: So richtig bringt die Zeitumstellung Andreas Bauch nicht in Wallung - obwohl der Atomphysiker dafür verantwortlich ist. Mehr als 60 Mal war er hautnah an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig dabei. Mit seinem Team überwacht er die gesetzliche Zeit. Er muss dafür sorgen, dass über einen starken Sender das Zeitsignal ordnungsgemäß übermittelt wird, etwa an Funkuhren. Wirklich aktiv wird er dabei aber nicht. "Es ist nichts zu tun, außer sicherzustellen, dass alle Geräte voll funktionstüchtig sind", sagt Bauch. In der Nacht auf Sonntag nimmt Bauch eine analoge und eine digitale Uhr mit ins Bett: "Wenn ich mal wach werde, schaue ich, ob diese Uhren gleich sind."

Der Uhrmeister: In Hannover-Kirchrode ist seit mehr als 30 Jahren Rolf Zurmöhle für die Zeitumstellung der Kirchturmuhr zuständig. Am Samstag wird der Uhrmachermeister das Glockenläuten um 18 Uhr abwarten und dann das Pendel anhalten. "Nach einer Stunde bringe ich es wieder in Gang", sagt der 68-Jährige. Beschwerden, dass die Uhr schon Stunden vor der Zeitumstellung die in den Wintermonaten geltende Normalzeit anzeigt, gebe es nicht. Das 1906 gebaute Uhrwerk hat Zurmöhle rund 25 Jahre lang per Hand aufgezogen. Dann wurde es mit einem elektrischen Aufzugsmotor ausgestattet. Ungenauigkeiten gibt es dennoch. "So eine alte Uhr reagiert auf Temperaturschwankungen, da muss ich immer mal etwas regulieren."

wbr/dpa
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