Zika-Virus und Mikrozephalie "Es gibt keine Zweifel mehr"

Die Forscher sprechen von einem Wendepunkt im Kampf gegen das gefährliche Zika-Virus: Sie haben jetzt zweifelsfrei nachgewiesen, dass das Virus Schädelfehlbildung bei Babys auslösen kann.
Baby Lara wurde mit Mikrozephalie geboren

Baby Lara wurde mit Mikrozephalie geboren

Foto: Felipe Dana/ AP

Bisher war es nur ein Verdacht, jetzt besteht Gewissheit: Die US-Gesundheitsbehörde CDC teilte am Mittwoch mit, es sei nun zweifelsfrei bewiesen, dass Zika-Viren Ungeborenen schaden und die Schädelfehlbildung Mikrozephalie auslösen können. Entsprechende Ergebnisse der CDC-Forscher wurden im "New England Journal of Medicine"  veröffentlicht.

Die Schlussfolgerung wurde teilweise auf Basis einer Serie von Studien in Brasilien gezogen, das von der Ausbreitung des Virus am stärksten betroffen ist. Hinzugekommen sei die wachsende wissenschaftliche Expertise aus mehreren anderen, kürzlich veröffentlichen Studien.

Im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten brasilianische Ärzte ihre jüngsten Erkenntnisse  zu Zika. Sie haben 23 Babys, die mit der Schädeldeformation geboren wurden, auf Gehirnschäden untersucht. Bei den Untersuchungen, teils per Computertomographie, teils per Magnetresonanz-Tomographie, wurden bei der Mehrzahl "extrem starke Schädigungen" des Gehirns festgestellt, heißt es in dem Bericht.

CDC-Direktor Tom Frieden sagte, der nun erbrachte Beweis sei ein Wendepunkt im Kampf gegen Zika. Es blieben allerdings noch viele Fragen offen, etwa wie häufig eine Ansteckung mit dem Virus tatsächlich Mikrozephalie auslöse. Auch wenn der Nachweis erbracht sei, bedeute das nicht, dass jede Zika-Infektion Ungeborenen schade. Zika wird auch mit Frühgeburten und Augenproblemen in Zusammenhang gebracht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützte die Aussage der CDC. "Wir glauben, es ist an der Zeit, dass wir klare Worte finden, damit nun endlich Maßnahmen ergriffen werden", sagte Bruce Aylward, der bei der WHO für Zika zuständig ist.

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Foto: Felipe Dana/ AP

Das Zika-Virus grassiert seit Monaten vor allem in Lateinamerika. Übertragen wird die Krankheit durch den Stich der Ägyptischen Tigermücke, Aedes aegypti, die ursprünglich aus Zentralafrika stammt.

Für Erwachsene ist das Virus meist harmlos, doch im Fall einer Infektion während der Schwangerschaft kann es Mikrozephalie auslösen. In diesem Fall werden die Kinder mit ungewöhnlich kleinem Kopf geboren, was zu Gehirnschäden und Entwicklungsverzögerungen führen kann.

Wegen der Zika-Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 1. Februar einen "weltweiten Gesundheitsnotstand" ausgerufen. Es wird befürchtet, dass sich die Mücke weiter ausbreitet.

Besonders besorgniserregend ist die Lage in Puerto Rico, erklärte kürzlich die Vizedirektorin der CDC, Anne Schuchat. In dem US-Territorium in der Karibik könne es Hunderttausende Fälle geben. Auf dem amerikanischen Festland komme die Mücke, die das Zika-Virus überträgt, inzwischen in 30 Staaten vor.

Eine Impfung gibt es derzeit nicht. Nach Angaben des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten ist erst im September mit einer ersten klinischen Studie mit einem Impfstoff zu rechnen.

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