Den Stoffwechsel ankurbeln So wird man zum guten Futterverwerter

Die Muskulatur ist das größte Stoffwechselorgan
Foto: Tobias Hase/ TMNDie einen sprechen davon, ihren Stoffwechsel ankurbeln zu wollen. Die anderen schimpfen auf ihren schlechten Stoffwechsel, weil er daran schuld sein soll, dass das Wunschgewicht nur ein Traum bleibt. Was steckt dahinter?
Was genau ist der Stoffwechsel?
Den einen Stoffwechsel gibt es nicht. Jede Zelle im Körper hat ihren eigenen Stoffwechsel, erklärt Matthias Weber, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Grob gesagt beschreibt der Begriff die unzähligen Prozesse im Körper, bei denen Stoffe zu Zellen transportiert, dort umgebaut und wieder abtransportiert werden.
"All die einzelnen Prozesse müssen zusammen funktionieren", sagt Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Er vergleicht das mit einem Orchester: Jedes Instrument - also jede Zelle - spielt für sich, aber alle zusammen machen die Musik. Wenn einer der Teilnehmer nicht richtig mitspielt, wirkt sich das auf das große Ganze aus.
Was hat das mit Abnehmen zu tun?
Im Hinblick aufs Abnehmen ist vor allem der Energiestoffwechsel interessant. Dabei handelt es sich um den Teil des Stoffwechsels, mit dem der Körper seine Energie gewinnt. Als Rohstoffe nutzt er in erster Linie Fette, Kohlenhydrate und Proteine aus unserer Nahrung. Sind diese aufgebraucht, greift er jedoch auch auf Reserven zurück, also auf die Fettpölsterchen. Auf diese Weise hilft ein reger Stoffwechsel beim Abnehmen.
Lässt sich der Energiestoffwechsel ankurbeln, sodass der Körper mehr verbraucht?
Ja, das funktioniert. Je mehr der Stoffwechsel gefordert wird, desto mehr arbeitet er auch - und umgekehrt. "Das ist ein bisschen wie bei einem Auto - steht es immer nur in der Garage und wird nicht gefahren, dann verrostet es irgendwann", erklärt Froböse.
Die Muskulatur ist das größte Stoffwechselorgan. Aus diesem Grund ist Bewegung der wichtigste Schritt, um die Energieverbrennung anzukurbeln. Hinzu kommt, dass Muskeln auch im Ruhezustand mehr Energie benötigen als anderes Gewebe. "Früher hat man viel Ausdauertraining empfohlen, heute raten wir eher zu einer Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining", sagt Weber.
Was tut dem Stoffwechsel gar nicht gut?
Fehlende Bewegung, das ist klar. Aber auch radikale Diäten bringen den Stoffwechsel auf Dauer zum Erliegen. Sie versetzen den Körper in eine Art Notzustand, der Stoffwechsel fährt herunter.
Was hat es mit dem Grundumsatz auf sich?
Beim Grundumsatz handelt es sich um die Menge an Energie, die der Körper Tag für Tag unabhängig von Anstrengung fürs Überleben braucht. Er kenne eine Frau, die so viele Diäten gemacht habe, dass ihr Grundumsatz nur noch bei 800 Kilokalorien liege, erklärt Froböse. Das heißt: Wenn sie nicht zunehmen möchte, darf sie maximal zwei Brötchen am Tag essen.
Normalerweise sollte der Grundumsatz bei etwa 1600 bis 2500 Kilokalorien liegen, sagt Froböse. Die Unterschiede bedeuten, dass manche Menschen tatsächlich mehr essen können als andere und nicht zunehmen. Einen Teil davon hat jeder selbst in der Hand: Ausgewogene Ernährung, Bewegung im Alltag und regelmäßiger Sport können den Grundumsatz erhöhen.
Hinzu kommt aber auch, dass manche von Natur aus einen besseren Stoffwechsel haben als andere, zum Beispiel durch eine genetisch bedingte starke Muskulatur. Wer den eigenen Grundumsatz wissen möchte, kann ihn mit einer Atemgasanalyse bei manchen Fitness-Instituten oder Sportärzten messen lassen. Allerdings ist die Untersuchung in der Regel kostenpflichtig.
Gibt es Lebensmittel, die den Stoffwechsel beeinflussen?
Scharfe Gewürze wie Chili und Ingwer treiben die Körpertemperatur in die Höhe und aktivieren so den Stoffwechsel. "Und Protein, also Eiweiß, ist ein echter Stoffwechsel-Turbo, denn die Verarbeitung braucht viel Energie", ergänzt Froböse.
Stimmt es, dass es sich positiv auf den Stoffwechsel auswirkt, wenn man viel Wasser trinkt?
Dass es wichtig ist, genug zu trinken, steht außer Frage. Wissenschaftlich belegt ist ein stoffwechselanregender Effekt oder ein großer Einfluss auf das Körpergewicht aber nicht. Wer ein Glas kaltes Wasser trinkt, verbrauche natürlich schon ein bisschen Energie, sagt Weber. Schließlich muss das Wasser auf Körpertemperatur gebracht werden. Dieser Verbrauch sei aber minimal.
Trotzdem sei es ein altbekannter Trick, dass Abnehmwillige vor dem Essen oder auch zwischendurch Wasser trinken, erklärt Restemeyer. "Denn die Flüssigkeit füllt den Magen, und das Sättigungsgefühl tritt eher ein."
Was hat es mit dem sogenannten Stoffwechselalter auf sich?
Streng genommen ist das Unsinn: Denn die meisten Zellen haben kein biologisches Alter, weil sie sich ständig erneuern. Der Ursprung des Begriffs liegt wohl darin, dass der Stoffwechsel im Alter etwas nachlässt. Aber auch das ist individuell ganz unterschiedlich - und lässt sich beeinflussen.